Der Zweitälersteig: mehrtägige Wanderung im Schwarzwald

Du suchst einen Fernwanderweg in Deutschland, der anspruchsvoll und aussichtsreich ist und den du einfach mit der Bahn erreichen kannst? Dann ist der Zweitälersteig vielleicht etwas für dich!

Auf fünf Etappen führt dich der Zweitälersteig über Berge und Täler des Zweitälerlands in der Nähe von Freiburg, im Naturpark Südschwarzwald. Mit insgesamt 108 km und 4.120 Höhenmetern in fünf Tagen hat es dieser Trail auf jeden Fall in sich – eine gute Kondition und Trittsicherheit sind bei dieser Tour ein Muss.

Das Schöne am Zweitälersteig: Er ist deutlich weniger bekannt und weniger überlaufen als andere Fernwanderwege im Schwarzwald. Die meiste Zeit wandert man mitten durch die urwüchsige Natur und durch die Berge. Dabei passiert man nicht nur viele schöne Aussichtspunkte, sondern auch wildromantische Schluchten und Wasserfälle, Felsformationen, Höfe und urige Hütten.

Schwarzwald-Feeling pur!

In diesem Bericht nehme ich euch mit auf die ersten drei Etappen des Steigs und beantworte die wichtigsten Fragen.

Der Zweitälersteig in Kürze

  • Länge: 108 km
  • Rundwanderweg mit 5 Etappen, jeweils zwischen 23-26 km (Etappe 1 hat nur 11 km)
  • 4.120 Höhenmeter!
  • Start und Ziel: Bahnhof Waldkirch
  • Anreise: Bahn nach Freiburg, von dort mit der S-Bahn nach Waldkirch
  • Übernachten: Unterkünfte direkt am Trail (Hütten, Gasthöfe, Pensionen, Hotels)
  • Übersicht und Infos Etappen
  • Tourdaten bei Komoot

Wann ist die beste Zeit für eine Wanderung auf dem Zweitälersteig?

Ich würde sagen: im Herbst! Ich habe meine Wanderung absichtlich im Oktober geplant, um meine Lieblingsjahreszeit im Schwarzwald erleben und genießen zu können. Neben den wunderschönen Herbstfarben sprechen auch angenehmere Temperaturen, generell die Ruhe und wenig andere Menschen für die Jahreszeit (ich hatte die schönsten Spots fast immer für mich allein!). Auch Unterkünfte (wie die gemütliche Gummenhütte auf dem Kandel) waren einfacher und kurzfristiger zu bekommen.

Da ich mir die schweißtreibenden Anstiege im Hochsommer lieber nicht vorstellen mag, empfehle ich euch als Alternative die frühe Saison zwischen Ende April und Anfang Juni. Für den Winter ist die Wanderung nicht geeignet, da man sich meist in Höhenlagen befindet und die Tour an einigen Stellen schmale Pfade mit steilen und steinigen/rutschigen Passagen beinhaltet.

Welche Unterkünfte gibt es am Zweitälersteig?

Entlang des Zweitälersteigs gibt es Gasthöfe, Bauernhöfe, Pensionen, Ferienwohnungen und Hotels zur Auswahl. Ich habe in Hütte, Landgasthof und Hotel mit Spa-Bereich übernachtet – eine schöne Mischung!

Die Unterkünfte befinden sich fast immer in den Tälern, in die man abends absteigt. Eine Ausnahme ist die urige und gemütliche Gummenhütte auf dem Kandel, in der ich meine erste Nacht auf dem Steig verbracht habe (s.u.). In den Sommermonaten sollte man sie laut Hütten-Team aber früh vorbuchen, da sie beliebt ist und nur eine Handvoll Betten hat.

Urige, einfache Hütte
Gemütliches Zimmer im Gasthof

Unterkünfte vorbuchen? Im Oktober hatte ich Glück und konnte ganz kurzfristig buchen. Ich würde dennoch empfehlen, die Unterkünfte rechtzeitig vorzureservieren, um auch wirklich am Weg übernachten zu können. Am einfachsten ist es, alle Unterkünfte pauschal mit Gepäcktransport auf der Website des Zweitälerlands zu buchen (hatte ich auch!).

Zweitälersteig mit Zelt? Leider gibt es keine Trekkingcamps entlang des Steigs. Ich habe aber gehört, dass es über die Plattform Nomady Möglichkeiten zum (legalen) Zelten dort gibt (habe es aber nicht selbst getestet).

Etappe 1: Von Waldkirch auf den Kandel

  • 11 km, 1.000 hm, ca. 5 h
  • Übernachten: Gummenhütte

Los geht’s am Bahnhof Waldkirch! Die erste Etappe ist verhältnismäßig kurz, doch startet direkt sportlich: Es geht rauf auf den 1.241 m hohen Aussichtsberg Kandel, den höchsten Berg des Mittleren Schwarzwalds. Ich verstaue mein Gepäck in den Boxen vor dem Bahnhofsgebäude, wo es der Gepäcktransport später abholen wird, bevor ich mich nur mit einem Tagesrucksack auf den Weg mache. Nach wenigen Minuten durch das hübsche Städtchen mit seinen Fachwerkhäusern bin ich bereits im Grünen. Vorbei am Baumkronenweg geht es ab jetzt nur noch bergauf auf Waldwegen und -pfaden.

Ich komme langsam, aber stetig voran und muss sagen, dass ich mir die 1.000 Höhenmeter schlimmer vorgestellt habe. Zumindest ist es bis auf ein kleines Stück unterm Gipfel nie wirklich steil oder alpin. Der perfekte Platz für eine Pause ist die Burgruine Schwarzenburg. Der kleine Abstecher vom Weg dorthin lohnt sich, denn von der Ruine hat man den ersten schönen Blick ins Tal. Am Abzweig ist auch eine Schutzhütte mit Sitzgelegenheit und Grillstelle.

Die schönste Aussicht

Danach geht es stetig weiter bergauf auf schmalen, naturbelassenen Waldpfaden, die mir sehr gut gefallen und voller Pilze in allen Formen und Farben sind. Der schönste Punkt der Etappe mit der spektakulärsten Aussicht ist nicht etwa der Kandelgipfel, sondern der Aussichtspunkt bei der Thomas-Hütte! Wenn ihr hier ankommt, habt ihr es schon fast geschafft. Legt unbedingt eine Rast ein und genießt die Weitblicke, denn das ist ein unglaublich schöner Ort – einer der schönsten des Trails.

Eine Nacht in der gemütlichen Gummenhütte

Nur wenige Minuten später erreicht ihr den Gipfel des Kandel mit seiner Gipfelpyramide. Geschafft! (Ich fand die Aussicht von der Thomas-Hütte allerdings schöner!) Von hier oben schweift der Blick zwar unglaublich weit (u.a. bis rüber nach Frankreich), doch es erscheint alles relativ weit weg, da man auf einem flachen Hochplateau ist.

Es ist schon gegen Abend und ich biege ab zu meiner Hütte, die bald schließt. Die Gummenhütte wird auch “Fensterliwirt” genannt, da die Bewirtung über ein niedriges Fenster erfolgt, und erwartet mich bereits mit einem Feuer im Ofen und einem Becher heißem Holunder. Wie gemütlich!

Bei dem freundlichen Empfang durch das junge Team erfahre ich, dass ich der einzige Gast bin (an einem Montag Mitte Oktober) und die Hütte heute Nacht ganz für mich alleine haben werde. Das hatte ich bisher auch noch nie!

Nach einer Einweisung bekomme ich ein einfaches und leckeres Abendessen aus Kartoffelsuppe, Käsevesper und hausgemachter Dinkel-Lauch-Quiche serviert (ich konnte vorher wählen). Die Hütte achtet übrigens auf Produkte und Zutaten, die lokal/saisonal/bio sind und serviert auch vegetarisches und veganes Essen.

Mit dem Betreiber Andy trinke ich noch ein gemütliches Glas Wein vor dem Ofen, bevor auch er sich auf den Weg macht und ich allein zurückbleibe. Eine Hütte auf einem Berg nur für mich! Glücklicherweise ist das überhaupt nicht gruselig, sondern richtig schön und entschleunigend – die Großstadtbewohnerin in mir freut sich über die Ruhe und Stille.

Etappe 2: Vom Kandel nach Simonswald

  • 26 km, 550 hm (Aufstieg), 1.300 hm (Abstieg), ca. 10 h
  • Übernachten: Gasthof Krone-Post in Simonswald

Meine Nacht allein in der Hütte ist kurz, denn heute wird ein langer, aber ereignisreicher Tag: Die schönste Etappe des Zweitälersteigs steht an! Deshalb schließe ich schon kurz nach Sonnenaufgang “meine” Hütte ab und stehe im schönsten Morgenlicht draußen auf den Weiden der insgesamt 99 Kühe, die mir heute Nacht hier oben Gesellschaft geleistet haben. Umgeben von sanftem Kuhglockengebimmel, Wolken und Nebel unter mir im Tal geht spontan erst mal eine halbe Stunde für Fotos drauf, bevor ich endlich auf den Trail starte. Der Morgen war einfach zu schön!

Allein am Berg mit 99 Kühen

Highlight: die Zweribach-Wasserfälle

Nach den ersten 8 km, die eher unspektakulär auf Wald- und Wiesenwegen verlaufen, erreiche ich das erste Highlight: die Zweribach-Wasserfälle. Über mehrere Stufen stürzen sie an einem steilen Hang im Wald ins Tal. Zu dieser Jahreszeit haben sie richtig viel Wasser und es rauscht und sprudelt über Felsblöcke. Gischt benetzt Farne und Moose und auch der Weg wird plötzlich zu einem steilen, verwunschenen Pfad, auf dem man sich richtig konzentrieren muss. Was für ein zauberhafter Ort!

Dank Nebensaison und Wochentag habe ich den Ort ganz für mich alleine. Ich verbringe hier bestimmt eine Stunde nur mit Tee trinken, Erkunden, Fotos und Videos machen, bevor ich mich losreißen muss. Denn nach einem Abstieg ins Tal und powered by selbstgemachtem Kuchen von der Gummenhütte erwartet mich nun der Anstieg des Tages: Es geht rauf auf den nächsten Berg!

Durch die Teichschlucht zum Hintereck

Der Aufstieg zum Hintereck ist ganz schön schweißtreibend und anstrengend. Das liegt auch daran, dass er erst auf den letzten Kilometern der Etappe kommt und ich bis dahin schon leicht ermattet bin. Dafür erwartet mich hier ein weiteres Highlight, denn der Weg hinauf führt am sprudelnden Bach entlang durch die Teichschlucht! Dschungeliges Grün, bemooste Felsblöcke und kleine Wasserfälle treffen auf Herbstfarben und schaffen eine richtig verwunschene, “schwarzwaldige” Atmosphäre.

Der letzte Teil des Aufstiegs ist nochmal richtig steil und führt an Felsformationen im Wald vorbei. Uff! Mittlerweile ist es zugezogen und hat angefangen zu regnen, sodass die schönen Ausblicke vom Berg leider ausfallen. Auch die urige Einkehrstube am Hintereck hat leider geschlossen und so mache ich mich durch den menschenleeren Wald an den langen und steilen Abstieg ins Simonswälder Tal. Auch hier ist der Pfad wieder richtig schön schmal und verwunschen, doch durch den Regen richtig rutschig. Ich bin daher heilfroh über meine Stöcke und als ich weiter unten im Tal Zivilisation in Form von ersten Häusern erreiche.

Es regnet immer noch in Strömen und wird schon dunkel… Die letzten 3 km unten im Tal von Obersimonswald nach Simonswald kürze ich daher mit dem Bus ab (kostenlos dank Konus Gästekarte). Durchnässt und völlig fertig erreiche ich das gemütliche Gasthaus Krone-Post. Ich würde sagen, die heiße Dusche und die leckeren Spätzle habe ich mir verdient!

Etappe 3: Von Simonswald nach Oberprechtal

  • 26 km, 1.100 hm (Aufstieg), 1.000 hm (Abstieg), ca. 10 h
  • Übernachten: Elzlandhotel Pfauen, Elzach-Oberprechtal

Der Nebel liegt noch über dem Tal, als ich mich früh morgens vom Dorf an den Aufstieg auf den Hörnleberg mache. Heute steht wieder eine sehr lange Etappe an, die sich nicht abkürzen lässt, weshalb ihr früh los solltet! Im Gegensatz zum Vortag ist diese Etappe weniger spektakulär und verläuft die meiste Zeit als Höhenweg im Wald.

Wie viele andere vor mir begebe ich mich erst mal auf den Pilgerweg, der hinauf zur Wallfahrtskapelle führt. Schon vor über 2.000 Jahren soll das hier ein heiliger Ort gewesen sein. Wenn man es nach oben geschafft hat, auf eine der Bänke sinkt und das Panorama vom Gipfelplateau aufsaugt, versteht man auch, warum.

Vom Hörnleberg über den Rohrhardsberg

Der Wald verschluckt mich wieder und es geht über den Höhenrücken weiter hinauf zum Rohrhardsberg. Die Etappe fühlt sich ganz anders an als die gestrige: keine rauschenden Wasserfälle und ständig wechselnde Szenerie. Der Wald ist ruhig und menschenleer, der Weg relativ unspektakulär. Gut, denn ich muss Strecke machen!

Ich wandere auf 1.100 m, die Wolken im Tal liegen mir zu Füßen. Mehrmals passiere ich Aussichtspunkte mit Bänken, die zu einer Rast einladen, doch ich verweile immer nur kurz. Zudem regnet es leicht und die Hütten sind alle geschlossen. (Schade, denn ich komme heute an insgesamt dreien vorbei!). Dennoch bevorzuge ich die Ruhe unter der Woche gegenüber dem Trubel im Sommer und am Wochenende.

Auf Höhe des urigen Gasthauses Schwedenschanze und des Schänzlehofs (höchstgelegener Bauernhof des Mittleren Schwarzwalds) komme ich aus dem Wald und wandere über eine weite Hochebene. Eigentlich hatte ich hier einen Abstecher auf den U(h)rwaldpfad mit seinen Kuckucksuhren an Baumstämmen geplant. Doch irgendwie schaffe ich es, die Uhren zu verpassen und bin schon zu weit weg im Wald, um noch einmal umzukehren…

Schönste Aussicht am Gschasifelsen

Egal, denn ich pushe weiter und erreiche als nächstes mein persönliches Highlight des Tages: den Aussichtspunkt am Gschasifelsen. Mittlerweile habe ich bereits 20 km in den Beinen und sinke glücklich auf die Bank bei der kleinen Schutzhütte. Wie bestellt kommt die Sonne heraus, ich sauge alles auf und fühle mich wie die Wanderin über dem Nebelmeer. Wie gut, dass ich mir diesen Spot für eine längere Rast aufgehoben habe!

Endspurt zur Kapfhütte

Ich muss mich richtig losreißen und nehme den Endspurt zur Kapfhütte in Angriff. Dort spuckt der Wald mich wieder aus auf eine kleine Lichtung vor der Hütte – leider ist sie auch geschlossen. Der Ausblick von hier ist auch nochmal richtig schön! Ich nehme mir die Zeit für ein paar letzte Fotos und eine letzte Stärkung, bevor ich mich auf den letzten, anstrengenden und steilen Abstieg ins Tal mache.

Während der offizielle Weg des Zweitälersteigs von der Kapfhütte hinunter nach Oberprechtal zum Landgasthof Rössle führt, nehme ich die Abkürzung nach Oberprechtal Dorf. Über steile Waldwege und -pfade gelange ich so direkt ins Nachbardorf und spare mir zusätzliche 1,5 km unten im Tal. (Nutzt hierfür aber Komoot und Google Maps, um die richtigen Abzweige im Wald nicht zu verpassen!).

Als ich unten ankomme, wird es bereits dunkel… Meine Unterkunft für die Nacht, das Elzlandhotel Pfauen, erwartet mich schon freundlich mit einem gemütlichen Zimmer, einer heißen Dusche und einem sehr leckeren Essen. Ich bin richtig stolz, dass ich es geschafft habe, und sage euch, ich habe selten so tief geschlafen.

Tipps & Fazit

Aus Zeitgründen endet meine Wanderung auf dem Zweitälersteig bereits an dieser Stelle. Hier könnt ihr euch aber noch die Etappe 4 und die Etappe 5 ansehen. Ich habe mich für die ersten drei Etappen entschieden, da sie zwar die anstrengendsten sind, aber auch die landschaftlich schönsten des Trails. (Die letzten beiden möchte ich aber sehr gerne noch nachholen!).

Ich fand die Wanderung jedenfalls richtig schön und abwechslungsreich und den Herbst als Jahreszeit ideal. Die Tour kann man auch sehr gut alleine wandern – ich kann es nur empfehlen! Zudem eignet sie sich sehr gut, falls ihr euch mal eine sportliche Fernwander-Challenge setzen wollt.

Was denkt ihr, könntet ihr euch auch so eine Wanderung vorstellen? Dann schreibt mir – und hinterlasst auch gern eure Fragen!

Eine Bitte: Seid achtsam, wenn ihr in der Natur unterwegs seid! Bleibt auf den Wegen, hinterlasst keinerlei Müll und nehmt Rücksicht auf die Tiere, vor allem während der Dämmerungszeiten. Mehr dazu erfahrt ihr bei bewusstWild.

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Werbehinweis: Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Schwarzwald Tourismus, dem Naturpark Südschwarzwald und Baden-Württemberg Tourismus. Mein Bericht basiert wie immer auf meiner eigenen Recherche und meinen persönlichen Erfahrungen vor Ort.

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