Im Westen Islands ragt eine wilde und wunderschöne, etwa 100 Kilometer lange Halbinsel namens Snaefellsnes in den Ozean hinein. Man sagt, sie sei so etwas wie Island in klein, da sich hier auf engem Raum schneebedeckte Berge, Vulkankegel, Gletscher, Lavafelder, Wasserfälle, Basaltformationen, Strände und kleine Fischerdörfer versammeln. Wahrzeichen der Halbinsel ist der Vulkan Snaefellsjökull, in dem laut Jules Vernes Roman „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ der Eingang zu ebendiesem sein soll, und der bei gutem Wetter sogar von Reykjavik zu sehen ist.
Da die Snaefellsnes Halbinsel nur zwei Autostunden nördlich von Reykjavik liegt, ist sie ein beliebtes Wochenend-Ausflugsziel und ist auch sehr zu empfehlen, wenn man wenig Zeit hat und etwas anderes sehen möchte als die übliche Reykjavik-Blaue Lagune-Golden Circle-Tour.
Snaefellsnes: ein Island in Miniatur
Ich habe meinen Besuch auf der Snaefellsnes Halbinsel mit einer Rundreise entlang der Ringstraße verbunden und am Ende der Reise nochmal zwei Tage hier drangehängt, was ich sehr empfehlen kann. Es lohnt sich, die Halbinsel einmal zu umrunden! Was es auf Snaefellsnes zu sehen und zu erleben gibt, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und meine Tipps habe ich euch hier zusammengefasst. Los geht’s im Fischerort Stykkisholmur und von dort reisen wir entgegen den Uhrzeigersinn einmal rings um die Halbinsel!
Stykkisholmur
Mit seinen 1.200 Einwohnern ist Stykkisholmur bei Weitem der größte Ort auf Snaefellsnes und bot sich für uns daher als Ausgangsbasis zur Erkundung der Halbinsel an. Der Fischerort hat einen hübschen, von Felsinseln eingerahmten Hafen mit einem kleinen roten Leuchtturm auf der vorgelagerten Klippe Sugandisey. Im Hafen legt übrigens auch die Fähre in die Westfjorde an – falls jemand von dort noch weiterreisen will. Im Zentrum oberhalb des Hafens finden sich einige farbenfrohe historische Gebäude und oben auf einem Hügel thront die Betonkirche Stykkisholmskirkja mit ihrer seltsam-futuristischen Form, die nachts poppig bunt angestrahlt wird.
In Stykkisholmur findet ihr nicht nur die meiste Infrastruktur auf der Insel wie Supermärkte und Unterkünfte, sondern auch einige gute Restaurants wie das heimelige Sjávarpakkhúsid am Hafen oder das Burgerrestaurant Skurinn. Sehr gut gegessen haben wir im gemütlich eingerichteten Restaurant Narfeyrarstofa – mein Favorit in Stykkisholmur (unbedingt reservieren!).
Übernachten: Wir haben im Hotel Fransiskus übernachtet. Es ist Teil eines katholischen Krankenhauses (was man auch sieht), die Räumlichkeiten des Hotels sind allerdings modern renoviert und das Frühstück und die zentrale Lage im Ort sehr gut. In Stykkisholmur findet ihr aber auch noch weitere Hotels, Hostels und Guesthouses zur Auswahl.
Gut zu wissen: Da die Halbinsel auch für Kurztrips von Reykjavik beliebt ist, es aber nicht so viele Ortschaften mit Infrastruktur gibt, solltet ihr rechtzeitig Unterkünfte buchen und auch in Restaurants immer rechtzeitig reservieren. Als wir Mitte Oktober dort waren, schlossen einige Restaurants und Cafés bereits für die Saison, d.h. darauf solltet ihr euch einstellen, wenn ihr zur Nebensaison kommt.
Kirkjufell und Kirkjufellsfoss
Bei Grundarfjördur könnt ihr den keilförmigen Berg Kirkjufell bewundern. Vermutlich ist er den meisten von euch schon von Instagram bekannt und auch Game of Thrones-Fans werden die Location als Drehort aus der Serie wiedererkennen. Seine charakteristische, spitz zulaufende Form hat der freistehende Berg durch Gletscher, die seine Flanken einst steil abgeschliffen haben. Wenn ihr ihn aus der Nähe anschaut und etwas herumwandert, werdet ihr feststellen, dass er nur aus bestimmten Perspektiven spitz wie ein Vulkan aussieht, aber eigentlich länglich ist.
Ganz in der Nähe befindet sich der Wasserfall Kirkjufellsfoss, von dem man den vielleicht schönsten Blick auf den Kirkjufell hat. Kein Wunder, dass der kleine Besucherparkplatz regelmäßig aus allen Nähten platzt und sich hier jeden Tag zum Sonnenuntergang diverse Fotografen in Position bringen. Selbst Mitte Oktober ist es für uns fast unmöglich, ein Foto ohne Menschen zu bekommen (ich hatte Glück und habe die Gunst der Sekunde genutzt). Dennoch ist der Blick vom Wasserfall einfach wunderbar und überhaupt strahlt die ganze Landschaft um den Kirkjufell einfach eine gewisse Magie aus. Je nach Wetterlage, Jahreszeit und Licht verändert sich die Stimmung! Ich empfehle euch, ein bisschen zu verweilen bzw. zu unterschiedlichen Zeiten herzukommen, und auch abseits des Wasserfalls und der Besuchergrüppchen ein wenig durch die Landschaft zu wandern.
Wasserfall-Geheimtipp Svöðufoss
Der malerisch gelegene Wasserfall Svödufoss mit seinen schwarzen Basaltsäulen ist fast noch ein Geheimtipp und bisher wenig besucht – zumindest haben wir nur zwei andere Autos gesehen und keine Touristenbusse. Der Wasserfall liegt inmitten einer schönen Landschaft mit jeder Menge Aussicht in alle Richtungen. Vom Parkplatz führt ein Fußweg zunächst zu einem kleinen Aussichtspunkt, der aber noch ein gutes Stück vom Wasserfall entfernt ist. Ab hier müsst ihr euch links halten und dem Trampelpfad durch die Schafweide folgen, der euch zu einem Übergang über den Fluss bringt (ja, man muss den Fluss an flachen Stellen mit Steinen insgesamt zwei Mal überqueren, was aber ziemlich easy ist.) Der zweite Übergang kommt ein wenig später und dann geht es einfach nur noch ein Stück bergauf zum oberen Rand des donnernden Wasserfalls, der von Basaltsäulen eingefasst ist. Von hier oben schweift der Blick bis zur Küste!
Ingjaldsholskirkja
In Island gibt es diese hübschen kleinen Kirchen, die immer irgendwo einsam und postkartengleich in der Landschaft herumstehen. Eine davon ist die rot-weiße Ingjaldsholskirkja, die unweit des Svödufoss auf einem Hügel thront, umgeben von Wiesen und Schafweiden und schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Ein kleiner Zwischenstopp mit einem schönen Fotomotiv.
Hellissandur, das bunte Streetart-Dorf
“Street Art Capital of Iceland” – als wir dieses Schild am Ortseingang von Hellissandur passieren, werden wir gleich neugierig und müssen anhalten. Und tatsächlich: In dem kleinen Fischerdorf an der Nordküste der Halbinsel stoßen wir überraschend auf ganz viel bunte Streetart! Zahlreiche Murals schmücken dort eine alte Fischfabrik, aber auch weitere Gebäude im Ort. Der Grund hierfür ist ein Streetart-Projekt, das der Gründer des Hostels The Freezer zusammen mit der Künstler-Organisation Artrvl im Jahr 2018 startete. Von isländischen Tieren bis zu isländischen Grusel- und Fantasy-Stories sind einige richtig tolle Werke dabei! Parkt am besten bei der alten Fischfabrik (Straße Hellisbraut) und geht dann zu Fuß auf Entdeckungstour.
Geheimtipp: Das “The Freezer” Hostel betreibt in Hellissandur auch mehrere sehr stylische Apartments mit Meerblick, die von Künstlern renoviert und gestaltet wurden (mehr Infos hier).
Lecker & gemütlich: In dem entzückenden Café Gilbakki mit seiner skandinavisch-gemütlichen Einrichtung kann man sich lecker Kaffee und Kuchen schmecken lassen oder kleine Gerichte.
Kurios: In der Nähe von Hellissandur befindet sich der 412 Meter hohe Sendemast Gufuskálar – das höchste Bauwerk Westeuropas. Die Sendeanlage wurde früher von der US-Armee zur Funknavigation genutzt und heute vom isländischen Rundfunk.
Der Snaefellsjökull-Nationalpark
Herz von Snaefellsnes ist der Snaefellsjökull-Nationalpark, der ganz am westlichen Ende der Halbinsel liegt. Seinen Namensgeber werdet ihr schon von Weitem erspäht haben: der mächtige Vulkan Snaefellsjökull mit seiner ganzjährig weißen, vergletscherten Kuppe. Wusstet ihr, dass im Snaefellsjökull laut Jules Vernes gleichnamigem Roman „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ der Eingang zum Mittelpunkt der Erde liegen soll? Ich liebe ja solche Geschichten und betrachte den über 1.400 Meter hohen Vulkan, den wir auf der Nationalparkstraße einmal halb umrunden, gleich mit ganz anderen Augen.
Wer möchte, kann auf einem der Wanderwege zu Wanderungen am Vulkan aufbrechen, eine geführte Gletscherwanderung oder eine Schneemobiltour am Snaefellsjökull buchen. Hierfür empfehle ich euch euch, nochmal einen Tag extra auf der Halbinsel einzuplanen. Wer Lust hat, einen deutlich kleineren Vulkankrater zu besteigen, hält am Saxhóll Krater an, dessen kleiner, erloschener Krater nach einem kurzen Fußweg über Treppen zu erreichen ist.
Weitere Sehenswürdigkeiten im Snaefellsjökull-Nationalpark:
- Bei schönem Wetter lohnt sich ein Stopp und Spaziergang am Skardsvik Beach, einem goldenen Sandstrand mit türkisblau schimmerndem Wasser.
- Djúpalónssandur Beach: dunkelgrau-schwarzer Strand mit bizarren Felsformationen aus erstarrter Lava und verstreuten Wrackteilen eines gestrandeten Schiffes.
- Vatnshellir Cave: Hier könnt ihr Touren ins Innere einer Lavahöhle (!) machen.
- Die Felsformationen an der Küste bei Lóndrangar, Hellnar und Arnarstapi – siehe unten.
Die Felsnadeln von Lóndrangar
Wir sind inzwischen an der Südküste der Halbinsel angelangt. Hier beginnt ein landschaftlich beeindruckender, wilder Küstenabschnitt mit Felsformationen aus Lavagestein, der durch Vulkanausbrüche entstand. Besonders schön zeigt sich das bei Lóndrangar, wo vulkanische Felsnadeln ins Meer hinausragen – es sind ehemalige Vulkanschlote. Schwarz wie die Nacht ist hier das vulkanische Gestein, und wenn man windzerzaust an der Steilküste steht, erahnt man etwas ehrfürchtig die Naturgewalt, die sich hier einst abgespielt haben muss.
Entlang der Küste von Arnarstapi nach Hellnar
Auch zwischen den kleinen Küstenorten Hellnar und Arnarstapi an der Südküste der Halbinsel ragen vulkanische Felsformationen ins Meer hinaus. In beiden Orten gibt es Aussichtspunkte entlang der Steilküste, zum Beispiel bei der berühmten Felsbrücke Gatklettur in Arnarstapi. Ich empfehle euch, bei gutem Wetter den Küstenwanderweg zwischen Arnarstapi und Hellnar zu laufen, der ist wirklich wunderschön und führt euch an schwarzen Basaltsäulen und anderen irren Felsformationen vorbei! Kehrt anschließend ins schnuckelige Fjöruhúsið Café in Hellnar ein, das dort auf einer Klippe liegt.
Schwarze Basaltsäulen und bizarre vulkanische Felsformationen erwarten euch an der Südküste.
Die schwarze Kirche von Búðir
Von dem früheren Handels- und Hafenort Búðir ist heute kaum noch etwas zu sehen. Neben einer Farm und einem Hotel steht hier jedoch noch eine der ältesten Holzkirchen Islands inmitten einer wunderschönen Landschaft. Die kleine schwarze Búðakirkja steht ganz allein auf einem mit Gras bewachsenen Lavafeld, mit Blick aufs Meer und schneebedeckten Bergen im Hintergrund, und wie bestellt graste vor ihr ein einziges schwarzes Schaf, was mein Herz gleich sehr erweichte. Mehr Island auf einmal geht vermutlich nicht! Gleich unterhalb der Kirche läd eine schöne Bucht mit Sandstrand und weitem Blick aufs Meer zu einem Spaziergang ein. Etwas ganz Besonderes ist auch das westlich von Búðir gelegene alte Lavafeld Búðahraun mit dem Krater Búðaklettur.
Wir haben nur zwei Tage für die Snaefellsnes Halbinsel eingeplant, doch es gibt so viel zu sehen, dass man dort gut noch länger verweilen kann! Ich könnte mir gut vorstellen, noch einmal hinzufahren und noch ein paar Wanderungen entlang der Küste und am Vulkan einzulegen.
Warst du schon mal in Island oder planst gerade eine Reise dorthin? Dann hinterlass mir gerne einen Kommentar!
Weiterlesen:
- Island-Rundreise entlang der Ringstraße: Hier geht es zu meinem Reisebericht mit Route und Tipps zum Nachreisen!
- Island zur Nebensaison: Meine Erfahrungen und Tipps im Oktober
- Packliste für eine Reise nach Island
Ich würde gerne hinfahren!
Das freut mich, ich drück die Daumen!
Hi Susi! Island steht in meiner Liste… Danke für den spannenden Beitrag. Deine Bilder faszinieren!
Vielen Dank, das freut mich!
Danke für den schönen Beitrag! Ich war schon zwei mal auf Island und liebe die Insel wirklich sehr! Daher kommt dein Artikel genau richtig. 🙂
Viele Grüße,
Olivia
Vielen Dank, das freut mich! Ich liebe es auch und kann es kaum erwarten, wieder hinzureisen!