Ufer voller Schilf und Wasserhyazinthen ziehen an uns vorbei, während das hölzerne Langboot mit dem Außenbordmotor uns durch die Wasserkanäle auf den offenen See bringt. Bambushütten auf Stelzen. Frauen, die ihre Wäsche im See waschen. Über uns Seevögel und unter uns noch mehr Wasserpflanzen. Und in der Ferne die Shan-Berge.
Der Kanal weitet sich und auf einmal sind wir auf dem offenen See und sehen Fischer auf ihren hölzernen Barken. Hier am Inle See in Myanmar (Burma) leben die Intha in verschiedenen Dörfern um den See und auf dem See. Mit dem See und vom See. Die Fischer sind bekannt für ihre einbeinige Rudertechnik. Dabei wird das Ruder der schmalen langen Holzboote mit einem Bein eingeklemmt und bewegt, während die Arme frei bleiben für die Fischernetze und Reusen.
Unser Bootsmann steuert ein Dorf auf dem See an, das halb auf Inseln, halb auf Stelzen gebaut und von Wasserkanälen durchzogen ist. Bisher kommt mir die Welt am Inle Lake vor wie eine asiatische Mischung aus Klein-Venedig und den Everglades. “Floating Market!” ruft er, als wir am Bootssteg anlegen.
Leider sind auch schon zahlreiche andere Touristenboote da. Von einem schwimmenden Markt keine Spur, stattdessen kämpfen wir uns erst mal durch zahlreiche Stände mit Souvenirs und Antiquitäten – die fast alle die gleichen Sachen anbieten: Buddha-Figuren, Jadeschmuck, Lack-Döschen, silberne Armreifen, buntgewebte Kleidung. Ich werde das Gefühl nicht los, dass der ganze Markt nur eine Show für Touristen ist.
Als wir schon frustriert umdrehen und zum Boot zurückgehen wollen, erspähen wir weiter hinten den eigentlichen Markt. Etwas prekär aussehende Bambusbrücken führen über Kanäle und Marktfrauen bringen ihre Ware mit dem Boot: frischen Fisch, Gemüse, Tee, Betelnüsse.
Auf dem Markt wird gehandelt, Ware abgewogen, Nachschub auf Booten gebracht. Ich beobachte eine französische Reisegruppe, die mit ihren teuren Kameras die einheimischen Marktleute ‘abschießen’, ohne vorher zu fragen. Ich wende mich ab und gehe über eine Bambusbrücke zu einem Tempel mit vielen weißen Stupas (buddhistische Reliquienschreine).
Während die anderen Touristenboote weiter zu Gold- und Silberschmieden, Webereien, Schirmwerkstätten und den dazugehörigen Souvenirshops gekarrt werden, haben wir durch Zufall einen Touranbieter gefunden, dem es nicht um Souvenirkäufe geht (und die damit zusammenhängende Provision (?)). Unser Bootsmann fragt uns sogar immer vorher, wo wir hin wollen. “Villages and monasteries sound great!”, rufen wir.
Zurück auf dem See führt uns unsere Fahrt durch weitere ‘schwimmende’ Dörfer aus Pfahlbauten. Hier sehen wir kaum andere Touristenboote und genießen die Ausblicke und das fantastische Licht des Inle Lake.
Wir beobachten die Menschen bei ihren alltäglichen Verrichtungen: Wasserpflanzen ernten, Waren auf Booten transportieren, Wäsche waschen. Mönche fahren zu einem der Klöster und Kinder von der Schule nachhause. Oft winken wir uns zu und rufen “Mingalabar!” (“Hallo”!).
Unsere Route führt uns weiter zu den ‘schwimmenden Gärten’ des Inle Lake. Hier bauen die Intha Gemüse, Früchte und Blumen an – auf vielen schmalen Streifen ‘Land’ im See, die hauptsächlich aus Schlamm und Matten verschiedener Wasserpflanzen bestehen und von den schmalen Barken aus bestellt werden können.
Unser nächste Station ist das Kloster Nga Phe Kyaung, auch bekannt als “Jumping Cat Monastery”, da die Mönche den dort lebenden Katzen Tricks wie durch Reifen springen beigebracht haben.
Dort angekommen unterhalten wir uns mit einem Mönch. Er erzählt uns, dass sie das Dressieren der Katzen aufgegeben haben, seit immer mehr Touristen kommen und außerdem Bedenken bezüglich Tierschutz geäußert wurden. (Welch Ironie, denke ich mir, sowas buddhistischen Mönchen zu sagen, die sowieso schon eine ganz andere Haltung gegenüber Tieren haben als wir Westler).
Wir unterhalten uns über die jüngsten Veränderungen im Land. Er wünscht sich Einheit und Frieden unter den vielen ethnischen Gruppen Burmas. Obwohl er eine weitere Öffnung des Landes begrüßt, zeigt er sich gleichzeitig besorgt über die wachsende Anzahl Touristen – im Land, aber auch am Inle Lake und in seinem Kloster. Allein in der halben Stunde, die wir dort waren und uns unterhalten haben, legten die Touristenboote im Zweiminutentakt an. Und ihm ist klar, dass es nächstes Jahr noch mehr werden, und dass das negative Auswirkungen auf den See und die Lebensweise seiner Bewohner haben wird. Schon komisch, denke ich mir, mich hier mit einem Mönch darüber zu unterhalten, schließlich sind wir ja auch Touristen.
Im Nachmittagslicht fahren wir zurück nach Nyaung Shwe, dem größten Ort am Ufer des Inle Lake. Ich hätte locker nochmal so viele Stunden in dieser faszinierenden Welt auf dem Wasser verbringen können.
Zurück am Ufer und nach einigem Hin und Her mit dem Rikschafahrer und Erklären mit Händen und Füßen passiert dann genau das, womit wir in Myanmar schon gar nicht mehr gerechnet haben: Wie schaffen es endlich mal, einen schönen Sonnenuntergang anzuschauen:
Infos und Tipps
Hinkommen: Entweder per Inlandsflug von Yangon (ca. $110 einfach) oder Bagan (ca. $60) oder mit dem Bus von Yangon (ca. 12h, 14.000 Kyat) oder Bagan (ca. 8h, 10.000 Kyat) bis Shwenyaung Junction oder Nyaung Shwe.
Übernachten: In Nyaung Shwe gibt es zahlreiche Guesthouses und Hotels. Empfohlen wurden uns das das Remember Inn und das Teakwood Hotel. Leider waren die günstigen Guesthouses bei uns alle schon ausgebucht, so dass wir für ein sehr einfaches (!) Zimmer in einem Hotel 30 US-Dollar pro Nacht bezahlt haben (im Manaw Thu Kha Hotel), ein Mindestbudget, mit dem man mittlerweile in Myanmar rechnen muss. Da man die meisten Guesthouses nicht online vorreservieren kann und immer mehr Touristen kommen, lieber hier mit mehr Budget planen!
Aktivitäten: An einer Bootstour auf dem See führt kein Weg vorbei! Tourenanbieter findet man an fast jeder Ecke, die sich aber im Preis und der Route unterscheiden. Daher besser mehrere vergleichen. Wir haben mit Ko Kaung Trekking Guide & Hill Trip Service in der Yone Gyi Road gute Erfahrungen gemacht, da wir vorher gefragt wurden, wo wir hinfahren wollten, und so die Souvenirshops auslassen konnten. Für zwei Personen und 7 Stunden Bootstour haben wir 15.000 Kyat bezahlt (ca. 14 Euro). Was man sonst noch so machen kann: Auf den Markt in Nyaung Shwe gehen, Fahrräder leihen und den Ort erkunden, am See entlangfahren oder an der Landstraße Richtung Taunggyi zu dem alten Kloster, Hilltribe Trekking in den Bergen.
Wart Ihr auch schon mal in Myanmar? Wie habt Ihr das Land erlebt?
Tolle EIndrücke! Ja oft hängt es wirklich vom Guide ab, ob man etwas schönes erlebt oder nur den Touriabzockkram…
Bin gespannt wie es weitergeht!
Liebe Grüße, Jana
Danke! Ja, Du hast Recht, vom Guide und Touranbieter hängt so viel ab und ich war so froh, dass wir Glück hatten!!
Wow… das klingt nach einem extrem faszinierenden Tag!
Und es zeigt zu gleich, wie schwierig das Thema Tourismus ist gerade für ein Land, das gerade eigentlich erst die ersten Erfahrungen damit sammelt.
Gute Reise weiterhin!
Marlis
Danke! 🙂 Ich bin jetzt schon gespannt, wie das in Myanmar weitergeht… Eines Tages werde ich bestimmt selbst auch nochmal hinfahren.