Kennst du das, wenn du immer denkst “Da will ich unbedingt mal hin? Irgendwann?!” Und die Jahre vergehen… Doch 2014 wurden Nägel mit Köpfen gemacht und ich fuhr das erste Mal zum Burning Man Festival in die USA, genauer gesagt ins Black Rock Desert in Nevada. Ursprünglich war es als “once in a lifetime”-Erfahrung gedacht, doch bereits nach dem ersten Mal wusste ich: Ich will wieder hin! Insgesamt fünf Mal zog es mich bereits in die Wüste
Durch diverse Festivals wie dem weltgrößten Gothic-Festival WGT fühlte ich mich ja schon mal ganz gut auf Festival-Verrücktheiten und ausgefallene Kostümierungen vorbereitet, in Nevada war ich ja auch schon mal und den Rest erfuhr ich von meiner Burner-Kollegin und Reisefreundin Kristin.
Doch letztendlich konnte mich nichts auf das vorbereiten, was mich dann tatsächlich in dieser Woche in der Wüste erwarten sollte: Burning Man muss man einfach selbst erleben. Und während ich immer noch versuche, alles zu verarbeiten und die Frage „Ja wie war’s denn jetzt??“ zu beantworten, kommt hier, voilà, mein kläglicher Versuch, meine Eindrücke zu Papier zu bringen.
Burning Man ist…
…wenn irgendwo im Nirgendwo in der Wüste in Nevada eine ganze Stadt mit 70.000 Einwohnern entsteht (sie heißt “Black Rock City”, NV). Aus dem Nichts. Für eine Woche im Jahr. Um kurz danach wieder spurlos zu verschwinden.
…wenn du gefragt wirst „Ist das nicht das durchgeknallte Festival in der Wüste, wo alle auf Drogen sind und dann einen Mann aus Holz abfackeln??“
Auch. Doch Burning Man ist noch viel viel mehr als das.
Burning Man ist…
…eine weltweite Community und ein Experiment, wie wir als Menschen anders zusammenleben können
…ein Rave in der Wüste
…eine riesige Kunstausstellung in der Wüste
…eine Woche Workshops, Events und Partys
…ein riesiger Spielplatz für Erwachsene
…ein Selbsterfahrungstrip
…ein Ort, an dem jede*r Dinge ausprobieren und etwas Neues zum ersten Mal tun kann sollte
…ein Ort, an dem du anziehen und aussehen kannst, wie du willst. Du wolltest schon immer mal einen verrückten Hut tragen? Sexy Corsage? Fellanzug? Spandex-Leggings? Tutu? Ein Einhorn-Horn aufm Kopf? Oder einfach gar nichts? Willkommen. Anything goes, alles und jeder wird akzeptiert – frei nach den Burning Man-Prinzipien der ‘Self Expression’ und ‘Radical Inclusion’.
…ein Ort, an dem du sein kannst, wer du willst und wie du willst.
…ein Ort, an dem du einfach du selbst sein kannst. Und dafür gefeiert wirst.
Burning Man ist…
…wenn du auf einmal Schiffe durch die Wüste fahren siehst. Und Fische. Ein Rhinozeros, eine Grinsekatze, einen riesigen Ghettoblaster, ein Mad Max-Auto und und und… Und du weißt: Nein, es ist kein Traum!
…wenn du im Morgengrauen vom DixiKklo kommst und ein Ultra-Marathon an dir vorbeirennt
…und ein paar Stunden später aufwachst und aus dem Wohnmobilfenster schaust, wo gerade ein „Naked Pub Crawl“ auf Fahrrädern vorbeifährt
…wenn Wildfremde dich anlächeln und umarmen und „Happy Burn“ wünschen
…wenn tagsüber die Wüstensonne brennt und Staubstürme über die Playa fegen, so dass du die Welt nur noch schemenhaft wahrnimmst. (Und dann auf einmal eine Kirche vor dir erscheint, in der man die Orgel spielen kann. Oder eine „Free Hugs“-Bude, an der du einen „Warm Bear Hug“ orderst und mit Komplimenten bezahlst.)
…ein Festival, auf dem es keine Bands gibt, keine Verkaufsstände, kein Kommerz, keine Mülleimer. Wo du kein Handy brauchst und kein Geld, denn es gibt eh keinen Empfang, kein Internet und nichts zu kaufen. (Es ist die perfekte Auszeit!)
…wenn du überhaupt keine Lust hast, Fotos zu machen, um irgendwas zu bloggen, sondern einfach nur den Moment genießen willst
…wenn es nach Sonnenuntergang stockdunkel wird, und dann aber alles anfängt, bunt zu leuchten und zu blinken: Camps, modifizierte Fahrzeuge, Fahrräder, Besucher*innen, du.
…und auf einmal befindest du dich in einer ganz anderen Welt als am Tag…
…wenn du vor lauter Wüstenstaub irgendwann aussiehst wie Mad Max – und es völlig ok ist. (Hey, der Look funktioniert!)
…wenn du es völlig ok findest, mit Feuchttüchern zu ‘duschen’
…wo es völlig normal ist, sich nach dem Aufstehen erst mal ein Kostüm anzuziehen und sich Dinge ins Gesicht zu kleben (Glitzer, Bindis, Wimpern…)
…wenn du drei Wochen später immer noch dabei bist, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten (und den Playa-Staub rauszukriegen)
…wenn du mindestens zehn Mal täglich denkst „Das macht doch alles keinen Sinn!?“
…wenn auf einmal eine „Talk to God“-Telefonzelle vor dir steht. Und du einfach mal den Hörer abnimmst und anfängst, Fragen zu stellen. Und sie antwortet.
…wenn du dich nicht entscheiden kannst, ob du lieber zum „Total Forgiveness“ Meditationskurs, zum Luftgitarrenwettbewerb oder zum „Whiskey Tasting Contest“ gehen sollst. (Oder doch lieber zum „Danish Christmas breakfast“ mit Hering und Schnaps? Oder doch zu „no pants yoga“ oder „Spanking 101“??)
…wenn du Wörter lernst wie „shirtcocker“ (Typ, der nur obenrum was anhat -> nicht zu empfehlen, Jungs. Not a good look) oder „burgin“ (= virgin burner, jemand, der wie ich zum ersten Mal beim BM ist)
…wenn du nicht mehr weißt, ob du lachen oder weinen sollst. (Nicht nur beim Blick ins Programmbuch…).
…diese Mischung aus Peace and Love und Freiheit und ‘anything goes’ – und totaler Überforderung
…wenn du dich fragst „Was mach ich eigentlich hier??“ und nur noch nachhause willst und alleine sein. Und zwei Stunden später denkst „Wie geil ist das denn bitte??“ und nirgendwo anders sein willst auf der Welt in dem Moment
…wenn du mit einem Wildfremden mit dem Fernglas die Sterne ankuckst, mit einer Meerjungfrau kuschelst, in einem Club zu irgendwelchen bekannten DJ-Sets tanzt (Skrillex & Co.), mit Wildfremden wie blöd auf einer Schaukel mitten in der Wüste schaukelst, auf einem riesigen Fisch durch die Wüste fährst und Leute aus aller Welt triffst. Alles in einer Nacht.
…wenn du beim Sonnenaufgang in der Wüste Richtung Tempel gehst und dir einfach so die Tränen kommen. Und du weißt, das ist ok. Geht allen so.
Burning Man ist…
…extrem
…eine der interessantesten und verrücktesten Reisen meines Lebens
…ein Ort, an den ich unbedingt wieder hin möchte!
Mehr Bilder vom Burning Man 2013 und 2014 findest du hier.
Hier geht es zun meine weiteren Blogbeiträgen zu Burning Man:
Burning Man 2017 – Fotos von der Playa
Welcome home – Burning Man 2016
Du interessierst dich für verrückte Festivals? Dann schau dir hier meinen Artikel zum Wave-Gotik-Treffen in Leipzig an.
Einfach nur WOW!! Das muss ein super Erlebnis gewesen sein! Sehr tolle Bilder und deine Beschreibung ist wirklich ansteckend – jetzt will ich auch dort hin!! Notiere ich mir mal fürs nächste Jahr! Vielleicht sehen wir uns dort!? 🙂
Danke! Also ich sag mal: YES to the next burn!
Da. Will. Ich. Unbedingt. Mal. Hin. 🙂 Schöner Bericht!
Danke Dir!
Ist ja der absolute Hammer. Die Wüste kenn ich von Australien her. Aber so ein Festival mitten im Nirgendwo, ach, klingt ja alles so verrückt. So verrückt, dass ich dieses Spektakel am liebsten auch einmal persönlich erleben möchte.
Deine Berichterstattung ist super gelungen. Zusammen mit den tollen Bildern lebt man direkt mit. Irre.
Danke, das freut mich! Ja, in Australien könnte ich mir das auch vorstellen. Da wär’s dann so richtig Mad Max-mäßig… aber dann wär’s auch NOCH weiter weg! Die USA gehen noch – kann man gleich mit einer kleinen Kalifornien-Reise verbinden 😉
Ich wäre aber schwerstens enttäuscht gewesen, wenn du darüber nichts gebloggt hättest! Ich lauer schon seid den IG Fotos darauf. Seid ich mal vor einer Weile einen TV Bericht über den Burning Man gesehen habe, hach… würd ich da ja schon gern hin. Keine Ahnung, ob ich das durchhalten würde – egal! Dabei sein ist alles…
Großartige Fotos, danke dafür!
Lg haydee
Haha 🙂 Danke dir! Eine Woche klingt zwar lang, aber man hält das erstaunlich gut durch. Das Wüstenklima ist nämlich gar nicht so schlecht dafür! (Und ein Wohnmobil hilft auch…)
Mir gefällt, wie du das Dilemma “Irgendwie will ich was schreiben, bin aber so überwältigt und mit Eindrücken vollgepumpt, weiß daher gar nicht, wo ich anfangen soll” gelöst hast. Ging mir auch schon öfter so, da ist besser man lässt es erstmal ein paar Tage (oder Wochen) nachwirken.
Am Weg von Cusco nach Puno hab ich übrigens auch zwei “Burgins” aus Idaho kennengelernt, die mir ähnliches geschildert haben. Dank deinem Beitrag hab ich jetzt auch die Bilder dazu 🙂
Eventuell sollte man noch erwähnen, dass es im Vorfeld des Burning Man schon etwas zu kaufen gibt: Nämlich Tickets, so wie bei klassisch-kommerziellen Festivals auch.
Liebe Grüße aus Puno,
Flo
Hi Flo, Danke! Ja, Burner findest du überall! 😉 (Wobei die meisten schon aus den USA kommen). Guter Punkt mit den Ticets – die muss man wie für andere Festivals auch im Vorfeld kaufen ($380), sich dafür auf der BM-Plattform vorregistrieren und pünktlich zum Verkaufsstart am Rechner sitzen. Tatsächlich stimmt es auc nicht ganz, dass man auf dem Burning Man selbst für Geld nichts kaufen kann: Im Center Camp kann man Kaffee und Eiswürfel kaufen (meine Rettung morgens: Iced Coffee!). Das war’s dann aber auch schon… 😉
ich war 2010 da und es war wie auch du selbst erlebt hast, einmalig und das Beste Festival, was ich je besucht habe. nächstes Jahr gehts wieder hin und ich freue mich wahnsinnig drauf.
Hi Margret – das sind doch tolle Nachrichten – vielleicht sieht man sich ja dort!
Ich bin kein Festivalstyp, aber da würde ich nach deinem Bericht auch gerne hin.
…und dann verbindest du das mit einem Trip nach Nordkalifornien… 🙂
Was für ein toller Bericht. Ich wußte bis eben nicht, dass es sowas gibt. Und es juckt sofort sehr, auch dorthin zu können.
Danke, das freut mich! 🙂
Endlich mal normale Leute! Warum gibts das nicht öfter,nebenan und überall?
Haha, meine Rede! 🙂
Aber wenn das Burning Man überall, nebenan und öfter wäre, dann wäre es eben auch nicht das Burning Man!
OMG, das ist die mit Abstand schönste Burning Man Beschreibung die ist bis jetzt gelesen habe!!
Ich war dieses Jahr zum ersten Mal da! Und es war einfach unbeschreiblich toll!
Das war bestimmt nicht mein letztes Mal!
Die kommende Woche muss ich auch umbedingt Fotos auf meinem Blog zeigen.
Deine Fotos sind auch echt toll!
Ich bin so froh, dass ich meine alte gute Kamera dabei hatte. Die Fotos werde ich mir bestimmt noch mit Freude ansehen, wenn ich mal 80 bin!! 😀
Lieben Gruß
Birgit
Danke Birgit *rotwerd*! Cool, dass du auch da warst und ein tolles erstes Burning Man hattest! Ich bin jedenfalls jetzt schon gespannt, wie das Erlebnis beim zweiten Mal sein wird…
Wundervoller Bericht, da kommt das Feeling sehr, sehr gut rüber – denke ich zumindest. Ich war noch nie. Aber ich will! Ich führe zwar keine “100 Dinge, die ich tun muss bevor ich sterbe”-Liste, aber würde ich, das wäre ganz weit oben.
Liebe Grüße
Danke! And so it begins… 😉
Ich will da auch hin !!!!!!!!!!!!!!!! Tolle Fotos und ein schöner Artikel ! 🙂
Schöne Grüsse
Clemens
Danke Clemens! Ich drück die Daumen!
Da wollte ich schon immer mal hin, schon seit Jahren! Aber jetzt, jetzt wünschte ich, ich wäre dieses Jahr gegangen. Im Frühling traf ich in Venedig einige, die heuer hin sind und das nicht zum ersten Mal. Sie meinten, dass es das beste Festival ist, das sie kennen. Ich dachte damals nur: Kann schon sein, Full Moon Party ist auch ganz cool und so.
Aber jetzt durch deinen Bericht, weiß ich gar nicht mehr, mit was Burning Man vergleichbar wäre.
70.000 Menschen für eine Woche in der Wüste? Wie geil sich das schon anhört!
Und dann noch Meditationskurs, Glaubensfindung, Party and more 😉 HAMMER!
Danke dir für deinen tollen Artikel und all die vielen Bilder! Echt mega geil!
Greetz,
Mad
Ach übrigens: ICH WILL DA HIN! 🙂
Haha, vielen Dank!!! ich hab ja auch schon so einiges Verrücktes erlebt – aber nichts, was mit dem BM vergleichbar wäre. Schön, dass ich dich mitreißen konnte! Vielleicht sieht man sich ja nächstes Jahr da 😉
Burning Van , Burning Van ! :))
ich will auch zum Burning Man … muss man natürlich auch das nötige kleingeld haben
aber ne frage habe ich bitte.
Die Amis sind ja heftig mit Feiermitteln also wenn Sie ein erwischen bekommt man ja hohe strafen aber haben die da gute drogen? und wenn ja welche bitten die an ?
oder vielleicht ist der markt noch offen und man solte sie alle versorgen damit alle richtig gut drauf sind^^
Das kann ich dir leider nicht beantworten, da ich selbst keine Drogen nehme. Dass die Leute gut drauf sind, kann ich auch so bestätigen!
Grundsätzlich ist es natürlich so, dass beim BM auch Drogen konsumiert werden, hauptsächlich synthetischer Art, aber die werden natürlich nicht irgendwo ‘angeboten’ – außerdem gelten auch in Black Rock City die Gesetze des Staats Nevada.
Hallo,
ich würde auch unglaublich gerne mal zum Burning Man. Wie erfährt man denn genau wann dieser ist und wie wird das organisiert? Vielleicht bin ich auch ein wenig zu jung dafür mit meinen 22 Jahren 😀
Wär mega, wenn du mir da helfen könntest.
Vielen Daaaaank,
Maren
Hallo Maren,
das Festival wird von einer Non-Profit Organisation organisiert. Schau am Besten auf der offiziellen Webseite des Burning Man http://burningman.org/, da findest du alle Termine, Infos, Newsletter und Forum. Für den Ticket Sale (im Februar) muss man sich registrieren, dafür benötigst du ein “Burner Profile” (den Link gibt’s auf der offiziellen Website).
Viel Spaß!!
Sehr toller Beitrag, der Lust auf mehr macht!
Mich würde ja interessieren, wie das Gespräch mit der “Talk-to-God”-Zelle abgelaufen ist und was sie geantwortet hat 😀
Ganz viel Spaß nächsten Monat, ich hoffe, du berichtest wieder wie es war?
Viele Grüße
Dimi
Dankeschön! Was Gott mir geantwortet hat, bleibt ein Geheimnis. 😉 Aber sie hat abgehoben und geantwortet!!
Aufgrund der strengen medienauflagen muss ich mal schauen, ob ich dieses Jahr im Blog berichten werde – folg mir auf jeden Fall in Social Media, da wird es garantiert Posts geben!
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