Banff ist neben Lake Louise und Jasper DER Hotspot in den kanadischen Rockies. Der dazugehörige Banff Nationalpark ist einfach nur spektakulär, wie ihr auf den Fotos hier sehen könnt. Ich war bereits zwei Mal im Sommer und einmal im Winter dort und – hach, was soll ich sagen – es war bestimmt nicht das letzte Mal!
Lake Minnewanka. Ein würdiger Ort, um seinen Objektivdeckel zu versenken.
Diesmal habe ich den Nationalpark Banff auf drei Arten erkundet, die vielleicht etwas abseits klassischer Reiseführer-Empfehlungen liegen, die ich euch aber wärmstens empfehlen kann. Voilà.
1. Outdoor Yoga vor Rocky Mountain-Panorama
Was kann es für einen besseren Platz für Yoga geben als ganz allein an einem dieser wunderschönen Seen in den Kanadischen Rockies mit dieser Bergkulisse im Hintergrund? Richtig – keinen.
Und deshalb klingt das, was Ronna Schneberger macht, auch irgendwie total logisch: die Kombination aus Outdoor, und Wandern bzw. Natur und Meditation – mit Yoga. Sie nennt das Ganze „Eco Yoga Adventures“ und bietet in der Gegend um Banff verschiedene Kurse, Sessions und Wanderungen an (die übrigens auch total gut für Anfänger geeignet sind!).
Ronna war selbst lange Jahre Wanderführerin und Berg-Guide im Nationalpark, bis sie regelrecht ausbrannte und über Yoga und Meditation wieder zu sich und zur Natur zurückfand. Genau diese Verbindung versucht sie nun in ihren Kursen herzustellen.
Deshalb stehen wir an diesem Sommernachmittag auch irgendwo beim Johnson Lake reglos im Wald und lauschen, sehen und fühlen mit allen Sinnen in den Wald hinein – eine der Meditationsübungen, die uns auf dem Weg zu unseren Yogaplatz begleiten. Die letzten Reisetage waren hektisch und voller neuer Eindrücke. Ich bin immer noch gejetlagt und muss einfach mal runterkommen. Und tatsächlich, es fängt an zu wirken! Ich werde ruhiger und nehme die Umgebung auf einmal viel intensiver in mich auf.
Dummerweise umgekehrt auch: Meine gerade erlangte Entspannung wird jäh durch ein plötzlich einsetzendes, krasses Jucken überall an meinen Beinen unterbrochen. Mist! Moskitos! Die begleiten einen im Sommer in Kanada leider fast überall – vor allem im windstillen Wald stürzen sie sich auf einen und stechen durch die Klamotten. Das war’s erst mal mit meiner inneren Ruhe… (später sollten die Dinger fast handtellergroß anschwellen. Aua).
Besser läuft daher die „Walking Meditation“ durch den Wald, bei der ich mich ganz auf meine „Owl Vision“ konzentrieren und bewusst das ganze Blickfeld wahrnehmen muss (sehr interessant, da ich sonst ja eher mit einem Sucher-Blick für das nächste Foto- oder Instagram-Motiv durch die Welt spaziere).
Die Ich-lieg-grad-auf-dem-Bauch-im-Gras-und-mache-Yoga-Perspektive
Kurze Zeit später erreichen wir den Yogaplatz, den Ronna für uns ausgewählt hat: eine Anhöhe über dem See mit einem Hammer-Panoramablick, und wir sind die einzigen hier! Ronna leitet eine einfache Yoga-Session (ich bin ja quasi Anfängerin). Hier draußen macht es im Gegensatz zum Studio oder stillen Kämmerlein auf einmal auch total Sinn, Moves wie „Sonnengruß“ oder „Kriegerin“ auszuführen. Es passt einfach! Egal, ob man unter den Füßen piksige Pinienzapfen oder Ameisen hat.
Meditation über dem Johnson Lake – Foto: Ronna Schneberger
Und wieder einmal bestätigt sich meine Theorie: Sport macht mir nur Spaß, wenn es etwas mit Reisen und Outdoor zu tun hat. Und ich bin doch nicht so der Yoga-Idiot, wie ich dachte. Danke Ronna! Bitte gerne wieder!
Mehr Infos findet ihr unter: Eco Yoga Adventures
2. Geführtes Sommer-Wandern – in Schneeschuhen!
„Also wenn du willst, können wir schon hochfahren und die Wanderung machen. Ich habe gerade angerufen – sie haben heute inoffiziell eröffnet. Aber dann brauchen wir Schneeschuhe!“, meint Michael zu mir, der heute mein Wander-Guide ist. Bidde was? Schneeschuhe, Ende Juni?
Ja, das kann gut passieren, wenn man im Juni in die Kanadischen Rockies kommt. Dass oben allerdings noch so viel Schnee liegt, hätte ich nicht gedacht, und dass manche Wanderungen und Lodges erst Ende Juni überhaupt öffnen, auch nicht. Aber umso besser – dann hat man die Trails für sich alleine!
Die Rede ist von den „Sunshine Meadows“, eine der beliebtesten Wanderungen im Banff National Park. Sie führt auf einem alpinen Hochplateau zu drei kleinen hübschen Gebirgsseen und im Sommer blühen hier oben jede Menge Wildblumen. Auf Bildern habe ich das Panorama schon oft bewundert, doch noch nie im Schnee! Ich bin jetzt jedenfalls angefixt und will unbedingt wissen, wie das da oben aussieht, und auch nicht kurzfristig auf eine andere Wanderung umswitchen. Ich will Juni-Schnee!
Gesagt getan. Mit dem Auto fahren wir hinauf ins Skigebiet Sunshine Village (normalerweise fährt ein Shuttlebus), bis hoch zur Gondelstation auf ca. 2.100m. Unterwegs müssen wir noch schnell zig mal anhalten, um Wildlife zu bewundern: Elk (Wapiti-Hirsche), Mountain Sheep, Schwarzbär, Murmeltier – einfach so am hellichten Tag neben der Straße. “Heute ist offensichtlich Wildlife Day!”, sag ich zu Michael. “My lucky day!” (Später sollte ich nämlich noch mehr Bären sehen, doch das ist eine andere Geschichte…)
Zwei unserer Sichtungen auf dem Weg nach Sunshine. High Five! (Fotos: Michael Turcot)
Oben angekommen schnallen wir uns die übrigens kostenlos bereitstehenden Schneeschuhe an und marschieren von der Liftstation los über das Plateau, ins Backcountry hinein. Dahin, wo nur noch Wildnis ist soweit das Auge reicht.
So kann eine Wanderung in den Rockies Ende Juni aussehen. (Foto: Michael Turcot)
Der Schnee ist schon sehr weich und an manchen Stellen halb oder ganz weggeschmolzen – wir müssen ein paar mal ab- und anschnallen. Hier und da kommen die ersten Blumen durch, Eichhörnchen sind schon aus den Winterschlaf aufgewacht und flitzen durch die Gegend. Die Sonne scheint und es ist auch nicht wirklich kalt – wir haben einfach unsere Trekkingschuhe und alles andere anbehalten, grade mal eine Jacke angezogen – und Schneeschuhe. Man fühlt sich tatsächlich, als sei man „on top of the world“.
Foto: Michael Turcot, White Mountain Adventures
Wir gehen eine etwas andere Strecke als im Sommer, lassen den Loop um den unteren, dritten See aus und steigen dafür auf eine kleine Anhöhe, von der man einen Wahnsinns-Blick auf die Kootenay Rockies hat, unter uns die drei kleinen noch halb zugefrorenen Gebirgsseen. Michael erklärt mir die ganzen Berge rundherum und wo die besten Wanderwege durchführen, wo man campen kann. Denn hier gibt es keine Dörfer oder Almhütten und die besten Wanderungen sind mehrtägige Treks. Zwischendurch schickt er eine Nachricht an seine 16-jährige Tochter mit einem Beweisfoto von dem ganzen Schnee, denn die wollte eigentlich am nächsten Tag mit Freunden hier oben wandern und campen. Ich schätze, das macht man in den Rockies halt so in seiner Freizeit, wenn man 16 ist.
Einer der genialsten mehrtägigen Wanderungen der Rockies zweigt auch von hier oben ab: der Trek zum 30km entfernten Mount Assiniboine, auch bekannt als „kanadisches Matterhorn“. Dorthin führen nämlich keine Straßen. Den einmal in echt zu sehen, ist schon lang auf meiner Liste. Und tatsächlich: auf dem Rückweg verziehen sich auf einmal die Wolken, und da, ganz in der Ferne hinter einem anderen Bergrücken ist es! Zwar nur die obere Spitze und auf den Fotos kommt es auch nicht rüber, aber egal! Ich habe es gesehen!
Mist, jetzt muss ich wohl zurückkommen, um eines Tages auch diese Wanderung zu machen. Mit oder ohne Schneeschuhe.
Vielen Dank an Michael für den schönen Tag und die tollen Fotos!
Mehr Infos zu geführten Wanderungen in Banff findet ihr unter: White Mountain Adventures
3. Übernachten in einer historischen Blockhütten-Lodge
Klar, der Ort Banff ist ganz hübsch und man findet dort alles, was man braucht, Restaurants, Läden, Nightlife usw. Aber er ist hat auch sehr touristisch und wird im Sommer ziemlich voll. Warum also in Banff Town logieren, wenn man das auch mitten in der Natur in toll gelegenen historischen Lodges kann? Ich habe das mal getestet und kann euch diese beiden hier empfehlen.
Storm Mountain Lodge – Blockhütten auf der Passhöhe
Die Storm Mountain Lodge ist eine Lodge aus den 20er Jahren mit kleinen Blockhütten für die Gäste. Sie liegt auf einer Passhöhe (auf ca. 1.700m) zwischen Banff und Lake Louise am Highway 93 Richtung Kootenay National Park, ca. 25 Minuten von Banff entfernt. Obwohl sie quasi direkt am Highway ist, findet man drumherum nichts, nur Berge und Wald.
Die ganze Lodge verströmt diesen urigen Rocky Mountain-Charme, mit Feuer im Kamin und ausgestopften Tiertrophäen an der Wand und Retro-Badewannen mit Standfüßen und Bären-Serviettenhaltern. Die Einrichtung ist bewusst gehalten wie damals. Man hat seine eigene kleinen Blockhütte mit Veranda davor, kleinem Bad und Kamin.
Wenn man zum Essen in der Haupthütte sitzt, kann man draußen vor dem Fenster die Kolibris vorbeizischen sehen (vor allem im Juni zur Hummingbird Season). Auch Bären und anderes Getier könnten theoretisch vorbeiwandern – aber das ist in dieser Gegend ja immer so, das macht den zusätzlichen Reiz aus!. Abends sitzt man in der gemütlichen Haupthütte in der Lounge, auf dem Aussichtsbänkchen davor oder vor seiner eigenen Hütte. Total gechillt.
Mehr Infos und Preise: Storm Mountain Lodge
Restaurant: Ja. Frische, sehr leckere Gerichte mit lokalen Bio-Zutaten. Allerdings ziemlich teuer.
Wifi: nope. Handy-Empfang und mobile Daten: ja.
Num-Ti-Jah Lodge – geniale Lage am Bow Lake
Bei dieser Lodge zählt meiner Meinung nach mehr als Ambiente: Location, Location. Location! Sie liegt nicht auf einem Berg wie die Storm Mountain Lodge, sondern an einem der schönsten Seen entlang des Icefields Parkway durch die Rockies, nördlich von Lake Louise: dem Bow Lake.
Gegründet wurde die Lodge von Jimmy Simpson, einem der legendären Pioniere und „Mountain Men“ der Rockies. In den 1940er und 50er Jahren wurde sie fertiggestellt und hat sich seither kaum verändert. Auch hier ist alles rustikal gehalten, mit viel Holz und riesigen Jagdtrophäen an der Wand, Feuer im Kamin (auch jetzt Ende Juni) und alten Schwarzweißfotos des Simpson-Clans an der Wand.
Die Zimmer sind nicht ganz so modern, wie man das für den Preis vielleicht erwarten würde (ist eben ein älteres Gebäude), aber wie gesagt: die geniale Lage, der Blick über den See, die Berge und den Crowfoot Glacier sind einfach nur spektakulär! Abends einfach am Seeufer sitzen oder entlangspazieren und das Postkarten-Panorama genießen. Von hier geht übrigens auch eine sehr schöne Wanderung am See entlang zu Wasserfällen unterhalb des Gletschers („Bow Glacier Falls“).
Restaurant: Ja. Gutes Essen zu moderaten Preisen.
Wifi: nur per Satellit, kein Handyempfang. Wer Geräte aufladen muss: Dreier-Adapter für Kanada gingen nicht (hier gibt es noch die alten Steckdosen mit zwei Polen).
Mehr Infos und Preise: Num-Ti-Jah Lodge
Tipp für die Lodges: Webseiten für Saisoneröffnungszeiten checken und in der Hauptsaison rechtzeitig im Voraus reservieren!
Wart ihr schon mal im Banff Nationalpark? Was sind eure Tipps?
Hinweis: Vielen Dank an Travel Alberta, Condor und Canusa, die meine Reise in die kanadischen Rockies unterstützt haben. Alle Ansichten sind meine eigenen.