Ich liebe alte Gemäuer, und Süddeutschland ist dafür als Reiseziel ja geradezu prädestiniert. Insbesondere in meinem Heimatbundesland Baden-Württemberg (das im Übrigen sowieso das schönste Bundesland ist) tummeln sich viele Schlösser, Burgen und alte Klöster, die sich prima für Ausflüge und Kurztrips eignen.
Bereits letztes Jahr habe ich meine beiden liebsten Märchenburgen in Baden-Württemberg besucht. Diesmal habe ich auf einem kleinen Roadtrip durch Baden-Württemberg noch weitere alte Gemäuer auskundschaftet und stelle euch hier meine Favoriten als Ausflugstipps vor.
Burg Hornberg – klassische Ritterburg mit Aussicht
Die Burg Hornberg thront von Weinbergen umgeben hoch über dem Neckar bei Neckarzimmern und ist eine klassische Ritterburg. Aber nicht irgendeine: Sie gehörte dem illustren Götz von Berlichingen, seinerseits bekannt als angeblicher Erfinder des „Schwäbischen Grußs“, nämlich der Redewendung „Leck mich am A…“. (Zumindest fällt mir das immer als Erstes ein, wenn ich an Götz von Berlichingen denke).
Das Tolle an der Burg ist, dass ihr sie nach dem Kauf einer Eintrittsmünze Tag und Nacht (!) betreten und erkunden könnt. Wenn ihr unter der Woche gegen Abend kommt so wie wir, stehen die Chancen gut, dass ihr die Burg ganz für euch alleine habt!
Ganz in Ruhe könnt ihr sie dann auskundschaften, in die Türme hinaufsteigen, alte Statuen und Särge entdecken, die Burglatrine des alten Götz bewundern oder auf den Burgmauern herumsitzen und ins Tal schauen. Jawohl, denn es ist fast nichts abgesperrt. Seid daher aber bitte auch vorsichtig beim Herumsteigen!
Anschließend essen wir im Burgrestaurant auf der Sonnenterrasse und genießen den Sonnenuntergang über der Burg und dem Neckar.
Ihr könnt übrigens auch im Burghotel übernachten und euch wie die Burgfräuleins fühlen. Und wer sich traut, wagt sich nachts noch einmal in die Burg… Laut Burgherrn spukt es dort nämlich gewaltig, was wohl regelmäßig auch Geisterjäger anzieht. (Wobei ich ganz enttäuscht feststellte, dass die tiefe Männerstimme mit dem seltsamen Akzent wohl nur aus dem Nachbarzimmer kam und wohl doch nicht vom alten Götz. Menno.)
Mehr Infos zur Burg Hornberg inkl. Öffnungszeiten und Eintrittspreise findet ihr hier.
Übernachtungstipp
Hotel-Restaurant Burg Hornberg – mehr Infos hier.
Schloss Weikersheim – Wer braucht schon Versailles?
Das Schloss Weikersheim war eine echte Überraschung und bisher noch ein weißer Fleck auf meiner Landkarte. Denn wer hätte geahnt, dass mitten in einem kleinen hübschen Örtchen in der Hohenlohe direkt hinterm Marktplatz so ein hübsches und gut erhaltenes Renaissance- und Barockschloss steht?
Weikersheim war seit dem Mittelalter der Sitz der Grafen von Hohenlohe. Die Anlage ist eine interessante Mischung aus einer mittelalterlichen Wasserburg, die nach und nach zu einem Barockschloss mit barocker Gartenanlage umgebaut wurde, aber immer noch einen sehr ungewöhnlichen, dreieckigen Grundriss hat.
Obwohl der Familienzweig mittlerweile ausgestorben ist, ist das Schloss im Vergleich zu vielen anderen innen und außen erstaunlich gut erhalten. Demnach gibt es auch einiges zu sehen: Herrschaftliche Räume mit opulenten Möbeln und Einrichtungsgegenständen sowie kunstvollen Dekorationen – für ein bisschen Zeitreise-Feeling. Großartig sind auch die Tierfiguren vom Hirsch bis zum Elefanten, die alle völlig durchgeknallt aus der Wand im alten Rittersaal herausstarren.
…wer braucht da schon Versailles? Mehr Informationen zum Schloss Weikersheim findet ihr hier.
Übernachtungstipp: Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe
Passend übernachten zum Thema Schlösser könnt ihr eine knappe Autostunde von Schloss Weikersheim entfernt im Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe. Hier findet ihr zwar auch moderne Zimmer und Suiten, wenn ihr aber wie wir das Historische und Prinzessinennmäßige sucht, solltet ihr im alten Jagdschloss übernachten (oder im alten Torhaus, das mal ein Pferdestall war.)
Empfehlenswert sind auch das Restaurant und das Spa, insbesondere das Ganzkörperpeeling mit lokalen Traubenkern-Produkten. Meine Haut fühlte sich danach toll an und war noch wochenlang ganz glatt!
Mehr Informationen findet ihr auf der Hotel-Website.
Kloster Maulbronn – abtauchen ins Mittelalter
Eine Stunde Autofahrt von Stuttgart entfernt könnt ihr im Kloster Maulbronn mal ins Mittelalter eintauchen (bzw. in die Welt eines mittelalterlichen Klosters). Die ganze Anlage ist nämlich noch sehr gut erhalten und zählt zum UNESCO Weltkulturerbe.
Bei einer Führung könnt ihr unter anderem diverse Innenräume sehen, die älteste Tür Deutschlands (ich liebe kunstvolle alte Türen!) und im Kreuzgang wandeln. Zudem könnt ihr auf den Befestigungsmauern spazieren oder den alten Kornspeicher aus dem 16. Jahrhundert bewundern – immerhin ein achtstöckiges Gebäude.
Anschließend solltet ihr natürlich urig-schwäbisch einkehren. In Kloster Maulbronn wurden nämlich angeblich die Maultaschen erfunden. Der Legende nach packten die Mönche hier auch schon mal Biberfleisch in die kleinen Teigtäschchen. Heute könnt ihr im Restaurant Klosterschmiede diverse Maultaschenarten kosten (allerdings ohne Biber). Kaffee, Eis und Kuchen gibt’s anschließend im Restaurant Kloster-Katz, das ebenfalls im Klosterinnenhof liegt.
Hier habe ich schon einmal über das Kloster und weitere historische Orte in Baden-Württemberg berichtet. Mehr Infos zum Kloster findet ihr hier.
Kloster Wiblingen – einer der schönsten Räume der Welt
In Ulm findet ihr nicht nur das Ulmer Münster (zugegeben auch ein sehr beeindruckendes altes Gemäuer), sondern auch das Kloster Wiblingen, eine ehemalige Benediktinerabtei aus dem 11. Jahrhundert. Das Kloster kommt heute als große, barocke Anlage in weiß und rosa daher. Das Tollste daran ist die barocke Bibliothek. Ich glaube, das muss einer der schönsten Räume sein, in denen ich je war! Es gibt sogar ein Geheimgang! (Mehr verrate ich nicht…).
Einer der schönsten Räume, in dem ich je war: die barocke Bibliothek im Kloster Wiblingen bei Ulm
Der Geheimgang war jedenfalls mein Highlight. Jahrhundertealte Bücher haben wir in Wiblingen auch bestaunt und sind anschließend über den alljährlich stattfindenden Mittelaltermarkt geschlendert.
Im Rahmen einer amüsanten Führung haben wir auch noch einige weitere interessante Details erfahren, zum Beispiel dass dem Kloster der “sechste Katakombenheilige“ unter mysteriösen Umständen abhanden gekommen ist und dass ein gewisser Pater Johannes immer noch als Geist umhergeht. Also besser die Augen aufhalten in Wiblingen… dann findet ihr vielleicht auch den Geheimgang.
Mehr Infos zum Kloster Wiblingen auf der Website.
Übernachtungstipp: Schiefes Haus in Ulm
Schon seit 500 Jahren steht es in der Ulmer Altstadt – schief zwar, aber es steht! Das Schiefe Haus ist mittlerweile eine von Ulms Sehenswürdigkeiten und zugleich das schiefste Hotel der Welt. (Ja, innen ist auch alles schief, auch die Zimmer!). Wenn ihr also in Ulm in einem besonderen, alten Gemäuer nächtigen möchtet, seid ihr hier richtig.
Mehr Infos auf der Website Schiefes Haus.
Kloster Schussenried – noch eine barocke Bibliothek
Ähnlich wie in Ulm-Waiblingen ist auch das Kloster Schussenried bei Biberach in Oberschwaben ein mittelalterliches Kloster, das später zur barocken Klosteranlage umgebaut wurde. Ungewöhnlich ist, dass das Kloster seit dem späten 19. Jahrhundert als Heil- und Pflegeanstalt (u.a. als Zentrum für Psychiatrie) genutzt wurde.
Jedenfalls findet ihr hier wie in Wiblingen auch einen tollen barocken Bibliothekssaal im Rokokostil! Leider fehlen mittlerweile die Bücher und es gibt auch keinen Geheimgang… angeblich.
Zu kombinieren mit: einem Abstecher an den Federsee
Einen Ausflug nach Bad Schussenried könnt ihr gut mit einem Besuch beim Federsee kombinieren. Der See liegt in einer großen Moor- und Schilflandschaft mit Holzstegen und Aussichtspunkten und zählt zum UNESCO Weltkulturerbe, da hier wie am Bodensee prähistorische Pfahlbauten und Siedlungen entdeckt wurden. Einen Überblick gibt das Federseemuseum, in dem ihr rekonstruierte Pfahlbauten und archäologische Funde bestaunen könnt.
Am Federsee: Lange Holzstege führen zunächst durch Moor und Schilf, bis der eigentliche See erreicht ist.
Übernachtungstipp
Landgasthof zur Linde Steinhausen: Uriger, schwäbischer Landgasthof im Dorf Steinhausen (man munkelt, es habe die schönste Dorfkirche der Welt), nur wenige Minuten vom Federsee und Bad Schussenried entfernt. Im alten Gasthof gibt es wirklich leckere, deftig-schwäbische Küche. Übernachten könnt ihr im topmodernen Nebengebäude mit 13 stylischen Zimmern mit viel Holz. Mehr Infos auf der Website.
Schloss Heidelberg: romantische Ruine über der Stadt
Das Schloss Heidelberg ist tatsächlich nur noch eine Ruine, seit es von keinem Geringeren als Ludwig XIV. zerstört und seitdem nur in Teilen wieder aufgebaut wurde. Dafür ist es aber eine äußerst hübsche Ruine. Ungewöhnlich ist die rötliche Farbe (das Schloss ist aus rotem Sandstein) und die perfekte Lage hoch über der Stadt – von hier oben habt ihr wirklich einen tollen Blick auf Heidelberg.
Der Geist der Schlossherrin Yvonne wandelt vielleicht immer noch im Heidelberger Schloss…
Allerdings wird das Heidelberger Schloss jährlich von über einer Million Touristen besucht, weshalb ich euch empfehlen würde, auf jeden Fall unter der Woche zu kommen, wenn ihr könnt! Dann lässt sich ein Besuch im Schloss auch gleich viel besser mit einer Erkundung von Heidelbergs Altstadtgassen, Cafés, kleinen Läden und Kneipen verbinden.
Übernachtungstipp für Heidelberg
Sich ein bisschen wie eine Prinzessin fühlen kann man im Europäischen Hof. Das inhabergeführte Grand Hotel aus dem 19. Jahrhundert in der Heidelberger Innenstadt legt viel Wert auf Details und seine lange Familientradition.
Tief im Schwarzwald: Kloster Alpirsbach
Falls ihr gerade im Schwarzwald unterwegs seid, könnt ihr dem Kloster Alpirsbach einen Besuch abstatten, das hier immerhin schon seit über 900 Jahren in der Ortsmitte thront. Das Kloster ist im romanischen Stil erbaut, weshalb es einen ganz anderen Look hat als die barocken Klöster oben. Nicht verpassen solltet ihr den Innenhof mit dem Kreuzgang und die Mönchszellen bzw. Räume der Klosterschüler, die sich hier schon vor Jahrhunderten mit Graffiti an den Wänden verewigten.
Mönchsgraffiti und tolle Tierknäufe: Kloster Alpirsbach
Welche Schlösser, Burgen und Klöster habt ihr in Baden-Württemberg noch besucht? Schickt mir eure Tipps!
Hier findet ihr noch weitere Artikel mit Tipps für Baden-Württemberg:
- Ausflug zu Baden-Württembergs Märchenburgen
- Glamping in Baden-Württemberg
- Stuttgart Insider-Tipps
- Tipps für einen Kurztrip in den Schwarzwald
- Coole Adventstipps für Baden-Württemberg
- 3 Zeitreisen in Baden-Württemberg
Dieser Beitrag entstand im Rahmen der Kampagne #castlesbawu von Tourismus Baden-Württemberg. Alle Ansichten sind wie immer meine eigenen.
Ich wüsste noch ein paar Ecken… Und biete mich auch gerne als Guide an ?:
Kloster Bebenhausen und auch das Schloß und die Gärten in Ludwigsburg sind gute Ausflugsziele rund um Stuttgart.
Wenn man in den Schwarzwald fährt sollte man unbedingt zum Wasserschloss Glatt gehen und im Café nebenan Kuchen essen – die Stücke sind lecker und riesig!
Alternativ kann man sich im Schwarzwald auch die Vogtsbauernhöfe in Gutach anschauen. Dort gibt es auch eine Sommerrodelbahn.
Vielen Dank, und sehr gerne – deine Tübingen-Führung war schon mal großartig! 😀 Tolle Tipps jedenfalls! (Die im Schwarzwald kenne ich noch gar nicht! Die merke ich mir mal vor… ;-)).
Was für tolle Tipps! Finde es großartig, dass man bei dir so viel über Bawu findet 🙂
Liebe Grüße,
Ela
Danke, das freut mich! Und bald findest du hier im Blog noch mehr!
So viele schöne Orte! ? Ich mag Schlösser und Burgen oder generell alles mittelalterliche sehr gerne. Glaube die erste Burgruine fände ich am spannendsten, einfach weil dort nicht so viel los ist. In meiner Heimatstadt gibt es auch eine schöne Burg, die wird allerdings auch gerne von vielen Touristen besucht, da hat man leider keine Ruhe ?
Sonnige Grüße,
Eleonora
Dankeschön! Ja, Burgen und Schlösser sollte man am Besten immer unter der Woche und zu Nicht-Ferienzeiten besuchen, am Wochenende sind ja auch oft Hochzeiten. Daher war ich in Hornberg (unter der Woche zwar, aber trotzdem), wirklich überrascht, die Burg für mich zu haben!
Ich bin ursprünglich auch aus BaWü und ja, dieses Bundesland ist gepflastert mit Burgen, Schlössern und alten Klostern. Heidelberg ist mir allerdings eines meiner liebsten Ausflugsziele. Vom Phili aus das Schloss bewundern und vorher fremde die Staffeln hochjagen 😀 auch schön sind übrigens das Kloster Schöntal und die Burg in Jagsthausen, da kann man sich im Sommer bei den Freilichtspielen auch mal den Götz von Berlichingen ansehen. Der einzige der ungeschoren sagen darf “Man sage ihm er könne mich am A***** lecken” 😀
Danke für die vielen tollen Bilder <3
Ein Stück Heimat.
Liebe Grüße,
Nika
Sehr schön, das freut mich! Und weißt du was? Im Kloster Schöntal war ich sogar mal auf Schullandheim – auch bei den Festspielen. Sehr viele lustige Erinnerungen, auch ein Stück Heimat. <3
Auf der Recherche zu meinem Kurztrip in den Schwarzwald bin ich auf Deine Seite gekommen. Danke für die vielen tollen Tipps und Inspirationen – Du lebst in einem sehr schönen Bundesland 😉
LG und noch viele schöne Reisen
Dankeschön, das freut mich! Momentan lebe ich zwar in Berlin, aber Bawü geht trotzdem immer. 😉