Im Hochland von Sri Lanka, ca. eine Stunde außerhalb von Kandy, steht ein hübscher, schneeweißer Aussichtsturm auf einem Berggipfel. Das allein wäre schon interessant, doch dieser Turm hat auch noch eine total abgefahrene Architektur. Eine spiralförmige Treppe windet sich außen entlang und wird dabei wie bei einem Schneckenhaus immer enger, bis sie nur noch etwa 20-30 cm breit ist.
Der Ambuluwawa Tower gilt immer noch ein wenig als Geheimtipp in Sri Lanka – und ist tendenziell eher für die Abenteuerlichen und Adrenalinfreudigen unter euch geeignet. Hier findet ihr alle wichtigen Infos und meine Tipps für einen Besuch des Turms.
Ein Turm wie ein Schneckenhaus
Als ich den Ambuluwawa Tower das erste Mal in den Untiefen des Internets entdeckt habe, wusste ich: Da muss ich hin! Ich liebe ja die “etwas anderen” Orte auf Reisen. Wenn sie zudem noch hoch oben sind, so dass ich mich on top of the world fühlen kann und sie dann noch eine großartige Aussicht bieten, werde ich erst recht magisch angezogen. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, schon mal so einen verrückten Turm gesehen zu haben!
Der Ambuluwawa Tower thront ca. 1 Stunde außerhalb von Kandy auf einer Bergspitze in Sri Lankas Hochland. Eine spiralförmige Wendeltreppe windet sich außen an dem weißen Aussichtsturm entlang und wird dabei immer schmaler, bis sie ganz oben nur noch etwa 20 cm breit ist.
Der Aufstieg ist Adrenalin pur: Denn nicht nur die Treppe, sondern auch die Aussicht ins Umland ist schwindelerregend! (Vom Gegenverkehr, an dem man sich irgendwie vorbeibugsieren muss, ganz zu schweigen…). Mir hat es definitiv einen riesen Spaß gemacht und ich habe es (irgendwie) bis ganz nach oben geschafft!
Der (adrenalinreiche) Aufstieg
Die ersten paar Stockwerke verläuft der Aufstieg wenig spektakulär über ein Treppenhaus im Inneren des Turms. Dann tritt man hinaus auf den großen Aussichtsbalkon. Ab hier geht es außen am Turm entlang weiter! Die Treppe ist zunächst noch relativ breit, sodass ich mich noch ohne größere Probleme an entgegenkommenden Besucher:innen vorbeibewegen kann. Der 360-Grad-Ausblick von der Treppe auf das Hochland ist wahnsinnig beeindruckend und so bleibe ich öfter stehen, um einfach zu schauen und Fotos zu machen.
Schnell wird die Treppe schmaler und ich schiebe mich langsam weiter hinauf, eine Hand zur Sicherheit immer an der Wand. So langsam habe ich richtig Adrenalin im Blut, denn nicht nur die Treppe ist schwindelerregend, sondern auch der Ausblick jenseits des Geländers. Zu allem Übel ist es auf der Treppe auch ganz schön frisch und vor allem richtig windig!
Tipp: Besser keine größeren Taschen oder Rucksäcke mit auf die Treppe nehmen. Nehmt am besten so wenig wie möglich mit! (Selbst meine Kamera baumelte irgendwann ziemlich störend an mir herum und drohte überall anzustoßen).
Was machen bei Gegenverkehr?
Die größte Challenge für mich ist der Gegenverkehr, der immer völlig ohne Vorwarnung um die Kurve kommt – man sieht maximal 1-2 Meter weit. Zum Glück gibt es immer wieder kleine “Ausweichbuchten” – Nischen, die in die Wand eingelassen sind, aber mit zunehmender Höhe immer kleiner werden. (Ich muss mich mit meinen 1,75m irgendwann richtig hineinducken, um überhaupt noch reinzupassen. Ganz oben war ich schlicht zu groß…). Ansonsten macht man sich möglichst platt und drückt sich irgendwie aneinander vorbei. Das bedeutet, dass eine Person außen am Geländer entlanggehen muss. (Was ich um jeden Preis vermeiden will und mich immer gleich an die Wandseite drücke, wenn mir jemand entgegenkommt).
Als ich schon ziemlich weit oben bin, harre ich glücklicherweise in einer der Nischen so lange aus, bis mehrere srilankische Familien an mir vorbeigezogen sind und frage mehrmals, ob noch jemand kommt. Die von oben kommenden Russen sprechen kein Englisch, doch ein freundliches einheimisches Pärchen versichert mir schließlich, dass sie die letzten seien. Meine Chance!
Würdest du dich trauen?
Ich quetsche mich aus der Nische heraus und nehme die letzten Umdrehungen bis zur Spitze in Angriff. Jetzt schnell, bevor noch jemand kommt! Dabei bin ich ehrlich gesagt selbst überrascht, wie aufgeregt ich auf den letzten Metern bin – das Adrenalin kickt jetzt richtig. Ich schaffe es ehrlich gesagt nicht mehr, durch einen Kamerasucher zu schauen und schaffe grade noch einen Schnappschuss mit dem Handy. Die Kamera baumelt inzwischen irgendwo an mir herum, als ich auf der mittlerweile nur noch 30cm breiten Treppe vorsichtig weiter nach oben steige. Wenn mir jetzt jemand entgegenkommt… Noch während ich das denke, sehe ich vor mir, wie sich die Treppe auf wenige Zentimeter verengt – und plötzlich aufhört.
Das war’s.
Ab hier geht es nicht mehr weiter. Geschafft!
Ich bin oben!
Ich weiß nicht, ob ich mir ganz oben nochmal eine Plattform vorgestellt habe und nun ein bisschen enttäuscht bin oder ob ich einfach nur froh bin, dass ich es alleine bis nach ganz oben geschafft habe. Ich halte mich vorsichtig fest und nehme nochmal ganz bewusst die 360-Grad-Aussicht in mich auf, bevor ich mich auf den Weg nach unten mache (der mir deutlich schneller vorkommt als der Weg hinauf). Wie genial, dass ich die anderen vorbeilassen konnte und dann ganz alleine oben war! Ich hätte ehrlich gesagt nicht gewusst, wie ich ganz am Schluss noch hätte ausweichen können (s. Bild oben)…
Der Aufstieg ist jedenfalls schon ziemlich aufregend und definitiv ein kleines Abenteuer für sich, macht aber auch richtig Spaß!
Höhenangst – was nun?
Du hast Höhenangst und möchtest wissen, inwiefern sich ein Besuch dann überhaupt lohnt? Ich würde sagen, für Menschen mit Höhenangst ist der Aufstieg auf den Ambuluwawa Tower definitiv nicht geeignet – zumindest bis ganz oben zur Spitze. Doch auch auf dem großen Aussichtsbalkon zu stehen (etwa auf halber Höhe, siehe Bilder), ist auch schon eine coole Erfahrung! Bis dahin führt ein normales Treppenhaus im Inneren des Gebäudes nach oben. Meine Reisebegleitung leidet auch unter Höhenangst und konnte bis zum Aussichtsbalkon mit hochkommen (plus danach noch ein oder zwei Umdrehungen, dann war bei ihm die Grenze erreicht). Du kannst es also einfach mal probieren und schauen, bis wann es sich für dich gut anfühlt, und dann immer noch umkehren.
Übrigens hat man auch von der Terrasse am Fuß des Turms und von dem zweiten, kleineren Aussichtsturm einen grandiosen Blick! Außerdem gibt es auf dem Gelände noch weitere kleinere religiöse Gebäude verschiedener Religionen zu sehen (s. nächster Punkt).
Was gibt es beim Ambuluwawa Temple noch zu sehen?
Manchmal wird der Ort auch “Ambuluwawa Temple” genannt. Es handelt sich allerdings nicht um einen Tempel im eigentlichen Sinne, auch wenn der weiße Turm einer buddhistischen Stupa nachempfunden ist. (Daher wurde bei uns am Eingang auch nicht kontrolliert, ob alle angemessen bedeckende Kleidung tragen, und man konnte auch die Schuhe anlassen). Das Gelände versteht sich eher als Sri Lankas erstes multireligiöses Zentrum. Dementsprechend befinden sich noch weitere kleine Gebäude auf dem Gelände: ein hinduistischer und ein buddhistischer Tempel und sogar eine Kirche und eine Moschee stehen hier friedlich nebeneinander.
Außerdem gibt es neben dem großen Turm noch einen zweiten, kleineren Aussichtsturm (siehe Fotos oben), der etwa 3 oder 4 Stockwerke hoch ist. Auch von diesem Turm hat man eine tolle Aussicht – insbesondere auf den großen Turm! Von hier kann man ihn aus einer guten Perspektive fotografieren und gut beobachten, wie sich die Menschen langsam nach oben schrauben. Schön fand ich auch die beiden Terrassen an zwei gegenüberliegenden Seiten. Von jeder der Terrassen hat man ebenfalls einen schönen Blick auf die umliegenden Berge und Täler.
Praktische Infos & Tipps für deinen Besuch
Lage & Anfahrt/Hinkommen
Der Ambuluwawa Tower (auch Ambuluwawa Temple oder Ambuluwawa Biodiversity Complex genannt) liegt ca. 1h südwestlich von Kandy und ca. 25 Minuten vom Bahnhof in Gampola entfernt. Von Kandy aus könnt einen halbtägigen Ausflug machen – entweder mit dem Taxi oder mit einem TukTuk. Deutlich günstiger ist es mit dem TukTuk, allerdings ist es mit dem Taxi deutlich angenehmer und bequemer, da sich die Fahrt schon ziemlich zieht. Fragt am besten in eurer Unterkunft in Kandy, ob sie euch einen Fahrer für den Ausflug organisieren können, das ist i.d.R. in Sri Lanka immer unkompliziert und kurzfristig möglich. Sagt dem Fahrer, dass er am Eingang auf euch warten soll, dann müsst ihr euch vor Ort nicht erst noch eine Rückfahrt organisieren.
Gut zu wissen: Das letzte Stück nach dem Haupteingang mit dem Ticketschalter führt die Straße extrem steil nach oben bis zum Gipfel mit dem Turm. Nicht alle Fahrer fahren daher das letzte Stück vom Main Gate nach oben. Man kann vom Haupteingang auch hochwandern, aber das zieht sich sehr und der Weg ist nicht so spannend. Ich würde mir das bei der Hitze lieber sparen und einen Fahrer suchen, der euch auch wirklich ganz hinaufbringen kann bis zum Turm und dort auf euch wartet.
Eintritt
Der Eintritt kostet 700 LKR pro Person (Ende Feb. 2022).
Die beste Zeit für einen Besuch
Der Turm ist zwar unter Touristen eher noch ein Geheimtipp und noch abseits des Mainstreams, wird aber immer bekannter. Zudem ist er ein beliebtes Ausflugsziel bei Einheimischen. Als ich an einem Wochenende Ende Februar da war, waren die meisten Besucher einheimische Familien und Paare, gefolgt von russischen Tourist:innen. Insbesondere zum Nachmittag wurde es deutlich voller und ich war froh, dass ich bei meinem Aufstieg das Glück hatte, einen Moment ohne Gegenverkehr an der Spitze abpassen zu können. Ich würde daher empfehlen, unter der Woche und früh morgens zu kommen, damit auf der Treppe noch möglichst wenig los ist.
Wie gefällt dir der Turm? Würdest du dich hochtrauen?
Mehr zu Sri Lanka:
Hier kannst du mein Instagram Reel zum Ambuluwawa Tower anschauen.
Hier geht es zu meinem Sri Lanka-Reisebericht mit Route und Tipps für 2-3 Wochen.
Hier habe ich aufgeschrieben, wie die Einreise nach Sri Lanka aktuell funktioniert.
Mega abgefahren! Niemals würde ich da hoch 😉
Hahaha, vielen Dank! Das kostete schon ein bisschen Überwindung, machte aber auch richtig Spaß!
Hi Susi,
das ist ja super abgefahren. Das ist ja echt ein Muss. Hab ich vorher echt noch nie gesehen.
Viele Grüße
Florian
Hi Florian,
Danke dir und ja – so ging es mir auch, als ich das gesehen habe! Definitiv ein ganz besonderer (und abgefahrener) Ort!
Hallo Susi! Perfekt beschrieben und bebildert. 🙂 Genau so ist es! Ich war vor 2 Wochen dort (leider bepackt mit dicker Fototasche) und habe mich die letzten Windungen nicht mehr weitergetraut. 😮 Die Bodenfliesen sind glatt, das Geländer sieht aus wie instabiler Gips und dann noch das rauhe Lüftchen, vom Gegenverkehr ganz zu schweigen… Es ist halt ein Unterschied, ob ich mich angeseilt am Klettersteig in den Alpen entlanghangele oder hier den einheimischen Baukünsten anvertrauen muss… 😉 Schade, dass mich meine Angst übermannt hat. 🙁 Aber ein Erlebnis, es live gesehen zu haben, war es trotzdem.
Jaaaa, genau so war es! Sehr gut beschrieben! Das ist wirklich ein krasses Erlebnis und ein außergewöhnliches Gebäude (auch wenn man sich nicht bis ganz oben hochtraut)!
Pygmäen sind hier wesentlich im Vorteil😅😅.
Als Dirk Nowitzki würde ich da nie raufgehen
Ich fand’s mit meinen 1,75 schon spannend! Stoßzeiten würde ich absolut vermeiden, denn an den schmalen Stellen drückt man sich sonst (mit viel Körperkontakt) an anderen vorbei…