Herbstzeit ist Wanderzeit, findet ihr auch? Wen es wie mich für eine kleine Auszeit hinaus in die Natur zum Wandern zieht, der muss dafür gar nicht unbedingt weit reisen. Denn gerade vor unserer eigenen Haustür in Deutschland liegen wunderschöne Routen!
Nachdem ich ja jetzt wieder im Süden wohne, habe ich die Schwäbische Alb für kleine Ausflüge und zum Wandern für mich (wieder)entdeckt und einige Touren getestet. Besonders gut zum Wandern eignet sich das etwa 80 Kilometer südlich von Stuttgart gelegene Albstadt mit seinen “Traufgängen”. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Tagestouren, die am Albtrauf entlangführen, der nördlichen Abbruchkante der Schwäbischen Alb in die Ebene, und allein schon deshalb tolle Ausblicke versprechen. Der vielleicht schönste und spektakulärste dieser Wanderungen mit Weitblick ist der Traufgang “Zollernburg Panorama”, den ich schon länger einmal testen wollte.
Diese Tageswanderung verschafft dir nicht nur den besten Panoramablick auf die Burg Hohenzollern, die vielleicht schönste aller Burgen, sondern führt dich vorbei an schroffen Felsformationen, Aussichtsfelsen und Wacholderheiden, durch Wälder und Wiesen sowie zu einem Aussichtsturm und Einkehrmöglichkeiten, ist also auch insgesamt sehr abwechslungsreich. (Alle praktischen Infos zur Wanderung findest du am Ende des Artikels).
Traufgang Zollernburg Panorama – abwechslunsgreiche Tagestour voller Ausblicke
Vom Parkplatz Stich, einem Wanderparkplatz bei Onstmettingen, führt uns der Weg zunächst hinein in den Wald und bergauf. Nach einer knappen halben Stunde stehen wir schon oben am Albtrauf und haben beim Aussichtspunkt Heiligenkopf den ersten Fernblick hinunter in die Ebene. Wie schön!
Wir sind jetzt auf über 880 Metern ü.N. und ab jetzt geht es auf dem naturbelassenen Wanderweg ziemlich eben am Albtrauf entlang. Immer wieder lichten sich die Bäume zu unserer Linken und geben weitere schöne Ausblicke ins Umland frei, die Einladung strategisch platzierter Bänke und einer Albliege zu einer kleinen Rast und zum Schauen nehmen wir gerne an.
Auch zu unserer Rechten lichtet sich der Wald und führt an einer der für die Schwäbische Alb so typischen Wacholderheiden vorbei. Hier entdecke ich die seltenen, noch blühenden Silberdisteln, die ich aus meiner Kindheit und von Spaziergängen mit Oma kenne, und bin ganz begeistert.
Und dann… erhasche ich durch die Bäume den ersten Blick auf die vielleicht schönste und romantischste aller Burgen, die auf einem perfekt geformten Bergkegel vor dem Albtrauf thront: Hohenzollern.
Der Blick auf die Burg und die Ortschaften unten im Tal in der Ferne begleitet mich noch ein ganzes Stück auf diesem Teil des Wegs. Mir persönlich gefällt dieser Abschnitt sehr gut, der zwar unter Bäumen, aber direkt am Rande der Alb entlangführt. (Dennoch sollte man sich besser nicht zu nah an den Abgrund heranwagen – der Kalkstein der Alb ist teilweise instabil und die Kanten am Albtrauf auch!).
An diesem etwas wolkenverhangenen Herbst-Sonntag sind hier nur wenige Wanderer unterwegs. Ich genieße das Vor-mich-hinwandern zwischen Heide, Wald und Albtrauf sehr und fühle mich schon jetzt total entschleunigt. Schließlich führt mich der Weg wieder hinaus aus dem Wald, über die Felder und direkt auf das Berghotel Zollersteighof zu. Die ersten 5,5 Kilometer sind geschafft, und ich finde, wir haben uns eine erste Einkehr verdient!
Der perfekte Blick auf die Burg Hohenzollern am Zeller Horn
Nach dem Zollersteighof wird es spannend, denn als nächstes wartet einer der schönsten Aussichtspunkte der gesamten Tour! Vom Zeller Horn hat man meiner Meinung nach den malerischsten Blick auf die Burg Hohenzollern, die nun direkt vor unseren Augen auf ihrem Felsgipfel thront.
Das finden allerdings auch andere, denn der Zollersteighof ist ein beliebtes Ausflusgziel, von dem es nur ein kurzer Spaziergang durch Wald und Wiesen zum Aussichtspunkt ist. (Wem die ganze Tour mit ihren etwa 16 Kilometern zu lang ist, kann alternativ auch erst hier am Zollersteighof starten – s. Tourinfos ganz unten). Daher ist am Zeller Horn vor allem am Wochenende immer viel los, so dass wir den perfekten Zollernblick hier leider nicht für uns haben. Was für ein Kontrast zu unserer vorherigen Alb-Wanderidylle! Doch auch wir verweilen noch ein bisschen länger, denn der Anblick der vor der weiten Landschaft zu schweben scheinenden Märchenburg ist trotz etwas mehr Trubels einfach beeindruckend.
Zwischen hängenden Felsen am Albtrauf
Während die meisten vom Aussichtspunkt Zeller Horn wieder zurück in Richtung Parkplatz laufen, tauchen wir ein weiteres Mal ein in den Wald und sind nur wenige Minuten weiter wieder fast alleine auf unserem von Baumwurzeln durchzogenen Pfad.
Das Stück, das jetzt folgt, ist im Nachhinein vermutlich meine Lieblingsetappe der Tour, denn der Weg führt hier immer weiter direkt an der Traufkante und an schroffen Felsformationen entlang. Einige scheinen fast über dem Abgrund zu hängen wie der “Hangende Stein” – von hier hat man wirklich einen irren Ausblick ins Tal und auf die umgebenden Höhenzüge der Schwäbischen Alb. Doch Vorsicht ist geboten! Insbesondere an den brüchigen, z.T. überhängenden Felsen. Verlasst die Wege besser nicht bzw. prüft genau, wo ihr hinkönnt! Ich selbst bin immer total fasziniert von solchen Abgründen und Aussichten und kann gar nicht mehr aufhören zu schauen.
Nach einem weiteren Stück entlang der Traufkante und weiteren Fernblicken geht es durch den Wald bis zu unserem nächsten Stopp, dem 24 Meter hohen Raichbergturm mit seiner Aussichtsplattform. Wer mag, kann in die benachbarte Gaststätte Nägelehaus zu schwäbischen Spezialitäten wie Maultaschen oder Kässspätzle einkehren. Die Aussicht vom Raichbergturm solltet ihr jedenfalls nicht verpassen!
Es ist bereits früher Abend und wir haben den Turm ganz für uns. Vom hier oben kann man bei klarer Sicht sogar die Alpen sehen (das war uns leider nicht vergönnt), auch die Burg Hohenzollern ist durch einen Funkturm verdeckt. Trotzdem ist der Rundumblick wunderschön. Wie auf Kommando schiebt sich dann auch noch die Abendsonne durch die Wolken und begleitet uns noch auf dem letzten Stück Rückweg zum Parkplatz.
Traufgang Zollernburg-Panorama – praktische Infos & Tipps
- Wo? Onstmettingen bei Albstadt, Wanderparkplatz Stich
- Länge: ca. 16 km Rundweg, Dauer: 8-9 Stunden (mit Einkehr/Fotos/Pausen)
- Schwierigkeit/Kondition: mittel. Die Wanderung ist nicht schwer und es müssen auch keine größeren Steigungen bewältigt werden. Die Herausforderung liegt eher darin, dass die Tour sehr lang ist und der naturbelassene Wanderweg an vielen Stellen von Baumwurzeln durchzogen ist, was Konzentration und eine gewisse Trittsicherheit erfordert.
- Höhenmeter: 412m (aufwärts), 412m (abwärts)
- Mein Highlight: Dass der Weg teilweise direkt am Albtrauf entlangführt, die Ausblicke auf die Burg Hohenzollern vom Weg und der Blick vom Hangenden Stein.
- Gut zu wissen: Die Wanderung kann auch in zwei kürzere Teile aufgeteilt werden: vom Parkplatz Stich über den Heiligenkopf und Zollersteighof und wieder zurück (mit Abstecher zum Zeller Horn), oder vom Zollersteighof über den Hangenden Stein und das Nägelehaus wieder zum Zollersteighof. Wenn ich wählen müsste, würde ich mich für die zweite Variante entscheiden, da ich sie landschaftlich spektakulärer finde.
- Mehr Infos zur Wanderung findet ihr hier. Für unterwegs empfehle ich euch die App „Outdooractive“.
- Weitere Vorschläge für tolle Tagestouren auf der Schwäbischen Alb findet ihr hier!
Einkehr
Zollersteighof: Berghotel und Gaststätte mit Fokus auf schwäbische Spezialitäten, aber auch Kaffee und Kuchen.
Nägelehaus: Schwäbisches Gasthaus bzw. Wandererheim mit Gartenterrasse auf der Albhochfläche.
Übernachten
Zum Übernachten empfehle ich den gemütlichen Gasthof Linde direkt in Albstadt oder das Berghotel Zollersteighof (direkt am Wanderweg auf dem Berg, s.o.).
Habt ihr auch Tipps für Wanderungen auf der Schwäbischen Alb oder Fragen dazu? Dann hinterlasst mir gerne einen Kommentar!
Offenlegung: Dieser Artikel entstand im Rahmen einer bezahlten Kooperation mit Albstadt Tourismus, die mich zur Recherche nach Albstadt eingeladen haben. Vielen Dank dafür! Alle Ansichten sind jedoch wie immer meine eigenen.
Ich verfolge Ihre Website die ganze Zeit. Ihr Schreiben ist großartig. Wenn ich eines Tages Geld habe, möchte ich reisen.
Dankeschön!
Deutschlands Natur ist auf jeden Fall auch sehenswert, also warum in die Ferne reisen… Traumhafte Einblicke in den herbstlichen Wald entlang dieses tollen Schlosses, wow toll gemacht und mich inspiriert!!
Vielen lieben Dank, das freut mich! Und genauso ist es: einfach mal in Deutschland reisen und raus in die Natur!