„Krass. Das ist die größte Stadt, in der du jemals warst“, schießt es mir plötzlich durch den Kopf, als meine Augen versuchen, von der Aussichtsplattform des Shanghai Tower das graue und schier endlose Häusermeer von Chinas größter Metropole zu erfassen, das bis zum Horizont reicht – und darüber hinaus. Als Europäerin bin ich angesichts der 25-Millionen-Metropole mit ihren über 6.000 Hochhäusern, die sich mir gerade von hoch oben und im schönsten Nachmittagslicht präsentiert, erst einmal baff.
Dabei eignet sich Shanghai perfekt als Einsteigerziel für deine erste China-Reise.
Auch meine erste China-Erfahrung führte mich nach Shanghai und ins benachbarte Suzhou. Shanghai ist aufregend anders und voller Kontraste. „Shanghai ist China light“, wurde mir vor meiner Reise gesagt, denn im Vergleich zu den restlichen Städten Chinas ist Shanghai relativ westlich geprägt. Auch mit englisch kommt man recht weit hier. Wenn ihr ein bisschen recherchiert, werdet ihr merken, dass Shanghai dennoch keine Stadt mit vielen ‚klassischen’ Sehenswürdigkeiten ist. (Ich schätze, der Trick ist, einfach abzutauchen in das Gewirr aus Straßen, Märkten, Restaurants und das tägliche Leben, und dabei immer schön die Augen offenzuhalten.) Es gibt jedoch ein paar Orte und Sehenswürdigkeiten, die ihr bei einem Besuch in Shanghai nicht verpassen solltet. Meine Erfahrungen und Tipps dafür verrate ich euch hier!
– Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Bloggerreise und enthält Werbung für Shanghai –
The Bund – Flanieren und staunen an Shanghais berühmter Uferpromenade
Ein guter Sightseeing-Einstieg und ein Ort, den ihr in Shanghai auf jeden Fall einmal erleben solltet, ist die berühmte Uferpromenade „The Bund“. Sie erstreckt sich auf etwa 1,5 Kilometer Länge am Ufer des Huangpu-Flusses. Auf der einen Seite ist sie gesäumt von imposanten Gebäuden in verschiedenen neo-klassizistischen Stilen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert wie dem Custom House mit seinem Glockenturm sowie diversen Bank- und Hotelgebäuden. Auf der anderen Seite des Flusses ragt die markante und tatsächlich sehr hübsch anzusehende Skyline Shanghais in den oft grauen Himmel. Es sind die Wolkenkratzer des Business-Viertels Pudong, mit dem auffallenden Fernsehturm Oriental Pearl Tower und dem über 600 Meter hohen Shanghai Tower.
Wir sind am späten Vormittag eines grau verhangenen Tages am Bund (vielleicht ist es auch der Smog?) und es ist noch erstaunlich entspannt und wenig los. Etwa auf Höhe des Bund 18 kann man die Skyline besonders gut bestaunen und fotografieren. Auf diese Idee sind auch schon eine handvoll andere, hauptsächlich chinesische Touristen gekommen, irgendwo neben uns findet ein Fashion Shooting statt und einige wenige Straßenkünstler kommen an. So entspannt es am Morgen noch am Bund zugeht, so anders ist die Atmosphäre, als wir das nächste Mal abends am Bund vorbeischauen. Vor allem gegen Sonnenuntergang füllt sich die Promenade – angeblich muss man sich dann regelrecht durch die Menschenmenge durchdrücken. Dafür wird man nach Sonnenuntergang mit der hübsch beleuchteten Skyline belohnt (die ihr aber auch von einer der Rooftop Bars bewundern könnt, s.u.).
Yu Yuan Garten – ein alter chinesischer Garten mitten in der Stadt
Der Yu Yuan Garden ist ein Relikt aus längst vergangener Zeit mitten in der Großstadt. Der 400 Jahre alte, traditionelle chinesische Garten ist eine ganze Anlage mit verschiedenen Bereichen und diversen Gebäuden, Brücken und Wasserteichen. Hier findet ihr Elemente des traditionellen chinesischen Gartens wie künstlich aufgetürmte Felsen mit Höhlengang, verzierte Pavillons mit Holzschnitzereien und geschwungenen Giebeldächern, Brücken, Karpfenteiche, Steinfiguren und Orte zum Verweilen. Cool finde ich auch die geschwungenen inneren Mauern mit den Drachenfiguren, die an einen fliegenden Drachen erinnern.
Wenn man die Harmonie und Ruhe des Gartens nun noch ganz für sich genießen könnte, wäre das großartig, doch das ist sehr unwahrscheinlich, zählt der Yu Garten doch zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wenn ihr aber unter der Woche kommt und nicht am Wochenende, ist etwas weniger los (s. meine Fotos). Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, finde ich, vor allem wenn man vielleicht noch nie einen echten chinesischen Garten gesehen hat.
Bild: Marlene Rybka, Couchabenteurer
Vor den Toren des Yu Yuan Gartens: die touristische Altstadt von Shanghai (mehr nay als yay)
Vor dem Eingang des Yu Gartens wird euch das wirklich schön anzusehende Huxing Ting-Teehaus ins Auge stechen. Es gilt als ältestes Teehaus der Stadt, liegt in einem kleinen See und ist über eine Zickzackbrücke zu erreichen (diese sollen in China böse Geister fernhalten, die nur geradeaus gehen können). So schön es ist und so gerne ich hier auch einen Tee geschlürft hätte – es war einfach zu voll und auf der Zickzackbrücke war fast kein Durchkommen mehr. Doch wenn ihr zum Yu Garten wollt, müsst ihr dort sowieso vorbei und könnt einen Blick auf das Teehaus werfen, denn es liegt direkt neben dem Garten. Und leckeren Tee findet ihr in der Stadt auch an vielen anderen Ecken.
Die so genannte „Tourist Old Town“ der angrenzenden Straßenzüge würde ich persönlich auslassen. Sie besteht aus mehreren Straßenzügen neuer, aber auf alt gemachter Gebäude mit Souvenirgeschäften, Touristenläden und -restaurants, und war brechend voll. Obwohl es viel zu kucken gab, fand ich es dort eher befremdlich und stressig – für mich eher ein „Don’t“ in Shanghai. Um zum Yu Garten zu gelangen, muss man kurz durchlaufen, aber verweilen würde ich nicht. Ich fand die alten Gassen und leicht schäbigen „Back Alleys“, durch die wir auf unserem Weg vom Parkplatz zum Yu Garten schlenderten, zum Beispiel viel interessanter… vielleicht bin ich aber auch einfach komisch. 😉
Shanghai Tower: auf dem zweithöchsten Gebäude der Welt
Ich finde Wolkenkratzer total faszinierend und genieße außerdem total den Blick von möglichst weit oben – sei es ein Berg oder eine Aussichtsplattform. In Shanghai wird die Skyline des Geschäftsviertels Pudong seit wenigen Jahren vom 632 Meter hohen Shanghai Tower überragt, dem derzeit zweithöchsten Gebäude der Welt (nach dem Burj Khalifa in Dubai) und dem höchsten Gebäude in China. Eine Fahrt mit dem beeindruckend ruhigen und schnellen Aufzug auf die Aussichtsplattform lohnt sich auf jeden Fall – nicht nur, weil der Aufzug derzeit den Weltrekord des schnellsten Aufzugs hält. Denn es ist nicht nur irgendeine Aussichtsplattform, sondern zufällig auch die höchste Aussichtsplattform der Welt: mit 561 Metern überragt sie die des Burj Khalifa um etwa 6 Meter.
Oben angekommen, könnt ihr in der voll verglasten Aussichtsetage einmal rundum wandeln und habt so einen 360 Grad-Blick auf die Megametropole von oben (leider gibt es keinen Außenbereich wie beim Burj Khalifa). Der Blick vom Shanghai Tower ist jedenfalls wirklich beeindruckend, und ich muss sagen, dass ich die Ausmaße dieser Stadt erst von hier oben begriffen habe. Selbst andere Wolkenkratzer wie der berühmte Jin Mao-Tower erscheinen von hier oben klein. Höher hinaus könnt ihr in Shanghai nirgends!
Mein Tipp: Wählt wenn möglich einen Tag mit wenig Smog und klarem Wetter, sonst seht ihr u.U. nichts. Eine schöne Tageszeit ist der späte Nachmittag bzw. der Abend, wenn die Lichter der Hochhäuser langsam angehen. Allerdings ist die meiner Meinung nach spektakulärste Sicht die nach Westen, weshalb sich für Fotos vielleicht doch eher der Morgen anbietet, denn sonst habt ihr wie ich die Sonne direkt vor eurer Linse.
Tickets kosten 180 Yuan (etwa 25 Euro) und können unten am Tickethäuschen gekauft werden, man findet sie aber auch online. Mehr über den Shanghai Tower lest ihr bei Thomas.
Das Stadtviertel French Concession, Xintiandi & Tianzifang
Großer könnte der Kontrast zum Geschäftsviertel Pudong kaum sein: Das Stadtviertel French Concession kommt mit seinen ruhigen Straßenzügen unter grünen Baumalleen und seinen kleinen Gassen mit individuellen Läden, Galerien und gemütlichen Cafés sehr charmant daher. Hier hat es mir in Shanghai mit am besten gefallen!
Der Name French Concession geht darauf zurück, dass China nach dem Ende des Ersten Opiumkrieges Stadtteile an die Siegermächte abtreten musste. Dieses Viertel ging an die Franzosen und stand noch lange unter französischer Verwaltung. Auch heute findet man noch europäische Einflüsse und einige hübsche historische Gebäude aus dem 19. Jahrhundert sowie alte Fabrikgebäude mit Kunstgalerien, Shops usw. Das französische Viertel ist nicht nur eine gute Anlaufstelle zum Bummeln, sondern auch zum Essen und Trinken, da es neben Boutiquen und Galerien auch nette Cafés, Bistros, Restaurants, Brauereien und Bars gibt. (Bei meinem nächsten Shanghai-Besuch würde ich mir glaube ich ein Hotel oder Apartment in der French Concession nehmen.)
Ebenfalls im Viertel French Concession findet ihr Xintiandi, ein kleines Viertel, in dem sich auch noch historische Häuser und kleine Wohnsträßchen erhalten haben, dazu kleine Shops, Cafés und Möglichkeiten zum abends essen gehen und ausgehen.
Etwa eine Meile weiter solltet ihr durch Tianzifang streifen, ein kleines Viertel, das aus einem Konglomerat verwinkelter Gassen besteht. In den Gassen und Durchgängen findet ihr jede Menge verrückte kleine Läden, Stände mit Kunsthandwerk und Mitbringseln aller Art, diverses Streetfood, aber auch Bars und kleine Restaurants. Mich hat es irgendwie an das Gewusel in Camden Town in London erinnert (aber weniger alternativ). Da Tianzifang sowohl bei Chinesen als auch auch bei europäischen Touristen sehr beliebt ist, kann es allerdings vor allem gegen Abend richtig voll werden. Trotzdem fand ich einen Streifzug durch Tianzifang sehr nett und kurzweilig, da es hier ziemlich lässig zuging, viel zu schauen gab und die alten schmalen Gassen einen gewissen Charme haben.
Ausflug zur Wasserstadt Zhujiajiao
Ein beliebter Halbtagesausflug führt in die etwa 1 Stunde außerhalb von Shanghai gelegene Wasserstadt Zhujiajiao mit ihren alten Häusern entlang von Kanälen, geschwungenen Steinbrücken und Gondel-artigen Booten, die mich ein bisschen an die Stocherkähne in meiner Unistadt Tübingen erinnern. Hier schlendert man an den Kanälen entlang (wer will, lässt sich im Boot herumschippern), shoppt Souvenirs in einem der zahlreichen Läden oder kehrt in eines der Restaurants und Cafés mit Terrassen am Fluss ein. Oder man probiert sich durch die Leckereien an zahlreichen Garküchen und Fressständen. (Sehr zu empfehlen: die Dumplings, gefüllte Teigtaschen, und das süße Gebäck der Bäckereien. Interessant, aber etwas abenteuerlicher und meiner Meinung nach weniger schmackhaft: gegrillte Insekten).
Auch wenn in den Gassen Zhujiajiaos Einheimische leben, ist es in erster Linie eines: Touristenattraktion. Und dementsprechend überfüllt geht es in manchen Gassen und Ecken zu, so dass man sich nur noch durchschieben konnte. Schöner wurde es, als wir in ein paar deutlich ruhigere Seitengassen abbogen, wo wir schnuckelige Gassen, Läden und Cafés am Kanal fanden wie das Ye He Teahouse in der Nähe der Daxin Street. Wenn ihr also nach Zhujiajiao fahrt, solltet ihr auf jeden Fall in die Gassen abseits des größten Trubels eintauchen und euch ein kleines Café oder Restaurant mit Terrasse und idyllischem Blick auf den Kanal suchen, und von dort das Treiben beobachten.
Eine geführte Tour nach Zhujiajiao könnt ihr u.a. hier buchen*:
Ein Cocktail in einer Rooftop-Bar
Was könnte es für einen würdigeren Abschluss eines Shanghai-Trips geben als ein kühler Cocktail mit Blick auf die nächtliche Skyline? Das geht besonders gut in einer der Rooftop Bars am Bund, zum Beispiel in der Bar Rouge. Hier besteht ein Smart Casual-Dresscode, man trifft hauptsächlich auf andere Westler und das Preisniveau für die Drinks ist relativ hoch (man zahlt eben für die Location), doch der Blick von der Terrasse auf die bunt leuchtetende Skyline ist schon sehr beeindruckend. Als dann noch bunt blinkende und beleuchtete Schiffe durchs Bild fuhren, musste ich sogar kurz an Burning Man bei Nacht denken…
- Weitere Rooftop Bars, die mir empfohlen wurden, die ich aber noch nicht testen konnte, sind die günstigere und alternativere Captain’s Bar und die schicke Rooftop Bar des Hyatt on the Bund.
Praktische Reisetipps für Shanghai
- In welcher Stadt kann man schon mit dem Transrapid vom Flughafen in die Stadt fahren? Richtig, in Shanghai! Die Magnetschwebebahn „Maglev“ bringt dich mit über 400 kmh in wenigen Minuten vom Flughafen Pudong zum U-Bahnhof Long Yang Road, wo du in die Metro umsteigen musst.
- In Shanghai kommt ihr mit der Metro gut und günstig von A nach B, aber auch Taxifahren ist sehr günstig! Die meisten Taxis haben Taxameter. Am besten habt ihr die Adresse auch auf chinesisch parat oder zeigt dem Taxifahrer auf der Karte, wo ihr hinmöchtet. (Google Maps funktioniert nur über VPN).
- Bei meinem nächsten Besuch würde ich mir den M50 Arts District (auch Moganshan Lu 50 bzw. 50 Moganshan Road genannt) anschauen. Auf dem Gelände eines alten Industriekomplexes findet man dort viele Künstler-Studios, Kunstgalerien und Streetart. War jemand von euch von mal dort? Dann freu ich mich auf einen Kommentar dazu!
- Ladet euch vor (!) eurer Chinareise am besten ein, zwei VPN Clients auf eure Geräte herunter, wenn ihr westliche Social Media und Google-Dienste nutzen wollt. Vor Ort besteht zwar keine Garantie, dass es dann funktioniert, aber so könnt ihr wenigstens vom einen VPN-Dienst auf den anderen switchen und erhöht eure Chancen. Ich selbst habe abwechselnd Nord VPN und Express VPN genutzt – ja nachdem, was gerade funktionierte. Hierfür könnt ihr euch vorher günstige Wochen- oder Monatspässe kaufen. Als Messenger nutzte ich Threema, das funktionierte auch so, ohne VPN-Tunnel.
- Kombiniert eure Reise nach Shanghai mit einem Abstecher in die etwa 1,5 Stunden entfernte Stadt Suzhou mit ihren alten chinesischen Gärten und Kanälen.
Bild: Vielen Dank an Marlene!
Nützliche Shanghai Reiseführer*:
- Reise Know-How Reiseführer CityTrip Shanghai – mit vielen praktischen Infos und zusätzlichen Tipps für Hangzhou und Suzhou
- Lonely Planet Reiseführer Shanghai – mit vielen Hintergrundinfos und coolen Tipps
- Dumont Reisehandbuch China – mit vielen ausführlichen Infos und Karten, für eine längere China-Reise
Wart ihr schon mal in Shanghai? Was sind eure Tipps?
Offenlegung: Ich wurde von China Tours im Rahmen einer Pressereise zur Recherche nach Shanghai eingeladen. Dieser Artikel spiegelt dennoch nur meine persönlichen Eindrücke und meine persönliche Meinung wider.
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Thank you!
Schöner Blogbeitrag, ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Auch ich habe Shanghai unvoreingenommen erlebt und das „China light“ trifft es wirklich gut. Ich hatte dort eine super Zeit. Die Metropole ist zwar eher für den internationalen Handel bekannt, aber mittlerweile glaube ich, dass die Stadt für Jedermann geeignet ist, wenn man bereit ist, Shanghai auf sich wirken zu lassen. Dennoch darf es an etwas ur-chinesischem nicht fehlen: der Besuch im Yu Garten ist – meiner Meinung nach – ein Muss!
Danke dir für dein Feedback und interessant, dass du es genauso empfunden hast! Ja, der Yu Garden ist zwar immer voll, aber halt auch sehr schön, daher würde ich einen Besuch auch empfehlen!
Obwohl Shanghai weniger eine Touristenstadt ist als z.B. Peking oder HongKong, ist Shanghai dennoch eine sehr interessante (und absolut empfehlenswerte) Stadt.
Deine Reistipps sind alle zu Empfehlen. Einen kleinen Tipp den ich (für einen Besuch am Abend) hinzufügen möchte is die Einkaufsmeile “Nanjing Road”. Diese Strasse läuft vom “People’s Square” bis zum “Bund”.
Vielleicht ist auch unser Navigationssystem von Metrocazar für die U-Bahn von Shanghai nützlich. (Anm.: Link entfernt)
Vielen Dank für die Tipps!