Ungefähr 45 Minuten vor den Toren Berlins liegen die Beelitz-Heilstätten, eine ehemalige Tuberkulose-Heilanstalt und einer der größten „Lost Places“ in Deutschland. Nicht nur die verlassenen, villenartigen Gebäude mitten im Wald sind ein spannendes Ausflugsziel im Raum Berlin und Brandenburg, sondern auch der Baumkronenpfad Beelitz-Heilstätten, der gleich an mehreren alten Gebäuden vorbeiführt, lohnt einen Besuch.
Obgleich Beelitz mittlerweile kein Geheimtipp unter Fotograf*innen und Fans verlassener Orte mehr ist, finde ich diesen Ort unglaublich faszinierend und bin total happy, dass ich es während meiner Zeit in Berlin geschafft habe, ihn zu besuchen!
Riesiger und faszinierender “Lost Place” bei Berlin: Beelitz-Heilstätten
Die Heilanstalten von Beelitz dienten ab 1902 als Lungenheilanstalt und Sanatorium und galten seinerzeit als größtes und modernstes Krankenhaus der Welt. Auf einem weitläufigen Waldareal von zwei Millionen Quadratmetern und 60 Gebäuden sollten sich die Patienten von der Lungenkrankheit Tuberkulose erholen, die damals immerhin jede/n dritte/n Berliner*in dahinraffte, denn das Antibiotikum dagegen war erst in den 1940er Jahren verfügbar.
Im Ersten Weltkrieg dienten die Heilstätten als Lazarett und Sanatorium für Soldaten (auch ein gewisser Adolf war hier mal Patient). Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten die Russen das Gelände bis 1994 als Militärhospital. Einige Gebäude wurden zwar saniert und verkauft, doch der Großteil der Anlage verfiel seitdem.
Doch das macht die Heilstätten nicht weniger spannend. Im Gegenteil…
Die Mischung aus ungewöhnlicher Architektur, der Gruselfaktor einer Heilanstalt und der morbide Charme des Verfalls sind unheimlich faszinierend.
Im Rahmen von geführten Touren könnt ihr einzelne Gebäude erkunden. Ich entschied mich für eine geführte Fototour auf den Spuren von Filmdrehorten. Die Heilstätten werden nämlich immer wieder gerne für Filmdrehs und Musikvideoproduktionen genutzt, u.a. für „A Cure for Wellness”, „Der Pianist“, „Operation Walküre“ oder das Rammstein-Video zu „Mein Herz brennt“. Selbst in “Germany’s Next Top Model” waren sie zu sehen, da hier in der 16. Staffel vom April 2021 ein pseudo-gruseliges Foto-Shooting stattfand.
Erkundungen im alten Badehaus
Die Tour führt uns zu einer hübschen Gruppe von drei villenartigen Gebäuden, bestehend aus Badehaus, Patientenpavillon und Verwaltungsgebäude (u.a. zu sehen im Film „A Cure for Wellness“). Zuerst erkunden wir das alte Badehaus, in das Männer und Frauen immer schön getrennt und abwechselnd hineindurften.
Während einige Teile des Gebäudes noch gut erhalten sind, blättert in manchen Räumen ordentlich der Putz, andere sind schon richtig verfallen. Unser Guide Andreas gibt uns Infos zum Gebäude und zu Filmdrehs, die hier stattfanden und zeigt Bilder. Danach zischen alle bewaffnet mit Kameras und Stativen ab und erkunden das Gebäude auf eigene Faust.
Da die Beelitz-Heilstätten damals unglaublich aufwendig und modern gebaut wurden (man fuhr hier angeblich auch mit Elektroautos auf dem Gelände herum – Anfang des 20. Jahrhunderts!) und auf Stahlträgerkonstruktionen basieren, sind sie heute auch noch nicht eingestürzt. Wir können sogar in die oberen Stockwerke, was ich besonders cool finde.
Hier ein paar Impressionen aus dem Badehaus:
Das Klavier aus Merkt Beckers Kurzfilm „Seven Deaths of a Bird“ steht immer noch hier…
Auch dieser Film wurde in Beelitz-Heilstätten gedreht: „A Cure for Wellness“ von Fluch-der-Karibik-Regisseur Gore Verbinski:
Der wunderschöne Patientenpavillon
Als nächstes betreten wir den alten Patientenpavillon über ein wunderschönes altes Treppenhaus mit Säulen und geschwungenen Geländern, das ebenfalls schon in diversen Film- und Musikvideodrehs zum Einsatz kam, u.a. in Rammsteins Musikvideo „Mein Herz brennt“, das komplett hier im Gebäude spielt.
Obwohl die Gebäude alle denkmalgeschützt sind, können sie für Drehs leicht modifiziert werden. Das erklärt, weshalb einige Bereiche wie das Eingangs-Treppenhaus oder der alte Speise-/Ballsaal auch so neu wirken, denn sie wurden für den Dreh zu „A Cure for Wellness” neu gestrichen. Auch in einigen der Patientenzimmer, die entlang der langen Flure liegen und für Drehs genutzt wurden, können Wandfarbe und Böden daher schon mal etwas variieren.
Obwohl es sich ja eigentlich um ein Krankenhaus handelt, sollten sich die Patienten in den lichtdurchfluteten Zimmern wohlfühlen und ihre Selbstheilungskräfte aktiviert werden. Das erklärt, weshalb das Patientengebäude einfach so SCHÖN ist. Doch seht selbst:
Wie immer, wenn ich in historischen Gebäuden wandele, stelle ich mir dabei die ganze Zeit vor, wie es damals hier ausgesehen haben mag…
Wie geil wäre es denn bitte, in diesem alten Saal zu einem Maskenball zu gehen??
Sie machten übrigens echtes Feuer im Patientenpavillon: Rammstein beim Dreh von „Mein Herz brennt“. Aber wir haben von Rammstein schließlich auch nichts anderes erwartet… Das sehenswerte Making of zum Video findet ihr hier.
Fazit & meine Tipps für den Besuch der Beelitz-Heilstätten:
Ein Besuch lohnt sich definitiv, wenn man sich für die Geschichte des Ortes und/oder für Lost Places interessiert. Ich würde gerne nochmal hin! Um in die Gebäude hineinzukommen, die noch zugänglich sind, würde ich euch eine geführte Tour empfehlen. Nachdem in letzter Zeit immer mehr Gebäude an Investoren verkauft wurden und saniert werden, wird das aber immer schwieriger und um die Gebäude herum sind viele neue Baustellen entstanden. Von Touren auf eigene Faust auf das Gelände bzw. in die verlassenen Gebäude würde ich abraten! (Da nicht sicher/nicht legal). Vor allem für Fotobegeisterte bietet sich eine Fototour an.
Ich habe eine Tour mit dem auf Lost Places und verborgene Orte spezialisierten Anbieter go2know gemacht, den ich euch sehr empfehlen kann. Die Tour auf den Spuren von Filmdrehorten, die ich gemacht habe, ist zwar mittlerweile nicht mehr verfügbar, hier könnt ihr jedoch eine ähnliche Fototour buchen, die euch in die Gebäude Badehaus, Pavillon und Verwaltungshaus führt.
- Das Betreten des Geländes und der Gebäude der Beelitzer Heilstätten ist außerhalb der genehmigten Fototouren und Führungen strengstens verboten. Während der Führungen betretet ihr die Gebäude auf eigene Gefahr.
- Zieht euch warm an! Ihr seid mehrere Stunden draußen und in den Gebäuden ist es echt kalt…
Was sich ebenfalls lohnt, ist ein Besuch des Baumkronenpfads Beelitz-Heilstätten, der auf Höhe der Baumwipfel über das Gelände schwebt und ebenfalls an alten, verlassenen Klinikgebäuden vorbeiführt, die man so aus einer ganz anderen Perspektive betrachten kann. Ein etwas anderer Baumwipfelpfad jedenfalls mit einer sehr besonderen Atmosphäre!
- Hinkommen: Die Beelitz-Heilstätten sind von Berlin mit dem Regionalexpress in ca. 45 Minuten ganz einfach zu erreichen, da sie an der Bahnlinie liegen und es eine eigene Haltestelle Beelitz-Heilstätten gibt. Der Zug fährt stündlich. Die Anreise mit dem Auto ist auch easy, da Beelitz an der A9 liegt – einfach bei der Ausfahrt Beelitz-Heilstätten rausfahren. Parkplätze gibt es beim Baumkronenpfad.
Bei Inka von blickgewinkelt im Blog findet ihr noch mehr Berichte zu anderen Touren in Beelitz (z.B. zur Männerklinik) und zum Baumkronenpfad.
Warst du schon mal in Beelitz-Heilstätten? Wie waren deine Erfahrungen?
Uh, das erinnert mich daran, dass Beelitz ja auch schon ewig auf meiner Muss-ich-unbedingt-mal-hin-Liste steht 🙂 Wird langsam Zeit, bevor sich alles dort ändert…
Danke fürs Erinnern! 🙂
Liebe Grüße,
Tatiana
The Happy Jetlagger
Danke! Ja, ich wollte auch schon seit Jahren hin und bin echt froh, dass ich es jetzt endlich mal geschafft habe. Fahr unbedingt dieses Jahr noch hin, so lange es die Touren noch gibt!
Echt tolle Fotos. Früher war ich ständig in Lost Places unterwegs und hab dort fotografiert, irgendwann hab ich das aufgegeben – und in den Beelitz Heilstätten war ich irgendwie auch nie… Schade!! Wenn ich deine Bilder so angucke muss ich da auch mal hin 🙂
Liebe Grüße,
Ela
Hi Ela, unbedingt! Am Besten noch dieses Jahr!
Wunderbare Bilder! Ich mag ganz besonders das Klavier.
Ich wollte dort auch schon immer mal hin, aber irgendwie habe ich es bisher nie geschafft – Und habe beim letzten Mal dem Teufelsberg in Sachen Lost Places den Vortritt gegeben. 😉
Liebe Grüße zu dir,
Sarah
Hi Sarah, Dankeschön und ja, so war es bei mir auch, ich war erst beim Teufelsberg, bevor ich es mal nach Beelitz geschafft habe. 😉
Und es gibt noch so viele andere verlassene Orte zum Erkunden hier in der Gegend – ich habe nur an der Oberfläche gekratzt. Das war dafür sehr cool. 😉
Die Beelitzer Heilstätten faszinieren mich schon lange. Tolle Fotos hast du dort gemacht! Ich war mehrfach dort, als ich vor Jahren für meinen Roman recherchiert habe, der dort spielt. Falls es dich interessiert: Yalda Lewin – Die dunkle Seite des Weiß. 🙂 Herzliche Grüße!
Vielen Dank und cool! Das Buch schaue ich mir gerne mal an.
Berlin du bist soooo wunderschön :). Eine fantastische Stadt. Liebe Grüße aus dem Hotel Gröden
Danke! Berlin hat sooo viel zu bieten!
Hallo,
schöne Bilder der Heilstätten zeigst du hier. Ich habe mich schon oft in den unterirdischen Verbindungen rum getrieben. Ein wirklich toller und geschichtsträchtiger Ort.
LG Trümmer Lümmler
Danke, ja das ist ein toller Ort! Nur schade, dass man bald nur noch ganz wenige Gebäude im Rahmen der Touren besuchen kann…
Toller Bericht und sehr schöne Aufnahmen aus Beelitz.
Vielen Dank!