“Es gibt da einen SEHR großen, SEHR weißen Fleck auf meiner persönlichen Weltkarte. Ganz weit unten. Eines Tages, sagte ich mir, würde ich dort hinreisen. Dieser Tag ist heute.“
Als ich diese Zeilen bei Facebook schrieb, war mir völlig bewusst, wie absurd ich klinge.
„Ich fahr heute in die Antarktis!“ Diesen Satz würde ich vermutlich nur einmal in diesem Leben sagen. Genau deshalb mochte ich ihn. Genau so hat sich diese Reise dann auch angefühlt, ein „Once-in-a-Lifetime“-Privileg ans Ende der Welt.
Eigentlich war ich ja schon öfter irgendwo am ‚Ende der Welt‘, doch diesmal stimmte es wirklich.
Vier Jahre nach dem Start dieses Reiseblogs würde ich den siebten Kontinent betreten, seit meiner Jugend ein vom Geist alter Expeditionsgeschichten und zerlesenen Geo-Magazinen, Arved Fuchs-Dokus und friedlichem Pinguinwatscheln geprägter Sehnsuchtsort. Der kälteste, windigste, trockenste und südlichste Ort der Erde.
Es erschien mir tatsächlich auch nach meinem Abflug in Berlin noch völlig surreal.
Dabei war mir lange Zeit gar nicht bewusst, dass man überhaupt und einfach so in die Antarktis reisen kann. Bis ich mich mit Hurtigruten und der MS Midnatsol auf meine erste Expeditionskreuzfahrt machte.
Immer weiter nach Süden – Der lange Weg in die Antarktis
Der lange Weg in die Antarktis beginnt nicht etwa auf dem Schiff, sondern im Flugzeug. Zwischen Mikrowellenessen, Blockbusterfilmen und Warte-Gates vergehen locker zwei Tage, bevor ich überhaupt einen Fuß auf ein Schiff setze: Berlin – Amsterdam – Buenos Aires – Santiago de Chile – Punta Arenas. Diverse Flüge, die mich von Berlin bis in den tiefen Süden des südamerikanischen Kontinents bringen – zurück nach Patagonien, das mich schon ein Jahr zuvor so berührt hatte.
Beim Zwischenstopp in Santiago de Chile können wir immerhin ein paar Stunden schlafen und in unseren viel zu warmen Klamotten auf Erkundungstour gehen (Ende November ist hier nämlich Sommer!).
Vom Aussichtshügel Cerro San Cristobal, auf den eine steile alte Seilbahn (die Funicular) hinaufführt, haben wir den besten Blick auf die Sechs-Millionen-Metropole, die sich von hier oben in alle Richtungen bis zum Horizont erstreckt. Von schneebedeckten Andengipfeln und dem Küstengebirge wird sie hübsch eingerahmt, doch leider verschwindet die beeindruckende Bergkulisse an diesem Tag im Dunst.
Noch mitten in der Nacht, um 3:30 morgens heißt es dann auch schon wieder „Tschüss Santiago“, denn wir müssen noch weiter nach Süden. Vieeeeeel weiter.
Am Tor zur Antarktis: Punta Arenas
Unser Schiff, die MS Midnatsol von Hurtigruten, liegt an der Magellanstraße im Hafen von Punta Arenas, der letzten Stadt des chilenischen Festlands, ganz unten in Patagonien. Gegenüber ist schon Feuerland.
Punta Arenas ist nicht nur das Tor für Trekking in Patagonien, sondern auch das Tor zur Antarktis. Von hier oder vom argentinischen Ushuaia fahren die Expeditionskreuzfahrtschiffe zur Antarktischen Halbinsel.
Und mit dem nächsten würde ich mitfahren.
Es ist die MS Midnatsol der Hurtigruten, die uns schon von Weitem sichtbar im kleinen Hafen erwartet – es ist das einzige Schiff dieser Größe hier. Und so setze ich kurze Zeit später das erste Mal meinen Fuß an Bord eines Kreuzfahrtschiffs.
Es ist meine erste Schiffsreise.
“Reise, Reise Seemann Reise
Jeder tut’s auf seine Weise”
– Rammstein
Magellanstraße, Beagle Channel und die chilenischen Fjorde Feuerlands
Die ersten drei Tage schippern wir in geschützten Gewässern Richtung Süden. Auf der Magellanstraße passieren wir schnell den südlichsten Punkt des südamerikanischen Festlands, dann biegen wir mitten hinein in das vorgelagerte Archipel aus Inseln und Fjorden: das sagenumwobene Feuerland.
Ich bin jetzt richtig froh, dass wir von Punta Arenas gestartet sind (und nicht von Ushuaia) und so die chilenischen Fjorde erleben können. Links und rechts ziehen Inseln und schneebedeckte Berge mit Gletschern, Wasserfällen und kaltem Regenwald vorbei, man möchte nur noch schauen, schauen, schauen.
Die Mitternachtssonne erhellt den Himmel bis nach 23 Uhr und dann wieder ab 5 Uhr morgens. Schon letztes Jahr in Patagonien habe ich es gespürt: Die raue einsame Landschaft berührt mich, irgendwo tief innendrin. Die Berge, die Gletscher, das Eis. Die Weite.
Ich glaube, es ist meine Seelenlandschaft.
Besonders gut gefällt mir das diffuse Licht nach Sonnenuntergang, irgendwann so gegen 22 Uhr, wenn die Wolken ganz tief hängen und der Himmel über ihnen an bestimmten Stellen aufreißt und rosa-orange leuchtet. Es sieht aus wie Mordor, schwarz und hell zugleich.
Irgendwo in den chilenischen Fjorden, kurz vor 23 Uhr…
Eigentlich bin ich wie ständig auf dieser Reise hundemüde und will nur noch schlafen, stattdessen hangele ich mich von Deck zu Deck und auch in meiner Außenkabine klebe ich am Fenster. Die Zeit vergeht wie in einer Paralleldimension.
Ich fange an, kaum noch zu schlafen. Es gibt einfach zu viel zu kucken.
Und wenn du doch einmal schlafen, chillen, in der Bar sitzen (oder arbeiten) möchtest, dann kommt garantiert die nächste Durchsage.
Meine Damen und Herren, wir haben steuerbord Walfontänen gesichtet.
Hat sie Wale gesagt?? OMG!
Wale, Eis und Gummiboot
Regel Nr. 1 auf Expeditionskreuzfahrt: Habe immer überall und jederzeit immer deine Kamera dabei. Dazu eine warme Jacke, Mütze und Handschuhe in Reichweite. Wale, Delfine, Eisberge, man weiß es nämlich nie.
Natürlich weiß ich das aber an Tag 1 noch nicht. Es beginnt nun ein hektisches Rennen hinunter auf Deck 4, rein in die Kabine, schnell alles zusammenraffen, rauf auf Deck 6 und raus, Kameras im Anschlag, Platz an der Reling sichern, schauen, Auslöser drücken, so oft es geht.
Und tatsächlich, da sind sie: Rückenflossen, Fontänen, wieder ein riesiger Rücken. Den ersten Passagieren stehen bereits Tränen in den Augen – es sind unsere ersten Wale, dazu noch seltene Seiwale, und das mitten in den Fjorden!
“Walfontäne steuerbord!” Unsere erste Walsichtung in den chilenischen Fjorden: seltene Seiwale. (Ein besseres Foto habe ich vor lauter Aufregung leider nicht geschafft!)
Am Nachmittag schon das nächste Highlight: Wir verlassen zum ersten Mal das Schiff durch eine Luke im Rumpf (der so genannte „Tender Pit“) und cruisen in kleinen Gummibooten mit Außenbordmotor durch den Garibaldi Fjord. Links und rechts ragen die Berge auf, über die sich ein riesiger Gletscher schiebt. Üppiger Urwald reicht vom Wasser bis zu den Gletscherrändern hinauf, von denen immer wieder Wasserfälle hinuntertaumeln.
Eis in Sicht!
Nur wenige Minuten vom Mutterschiff entfernt erspähen wir das erste Treibeis im Wasser. Das Gummiboot bahnt sich einen Weg durch die Eisschollen. Wie in Grönland ist es das Eis des Gletschers, das von der Gletscherzunge in den Fjord hineinkalbt.
Welch großartige Kombi: Eis und Gummiboot. Und dann die Wale am Morgen, und abends wieder ein rosa Sonnenuntergang mit Alpenglühen auf den Berggipfeln. Ich bin jetzt schon völlig fertig, randvoll mit Eindrücken. Und dabei ist doch erst Tag 1…
(Mehr über unseren Ausflug in den Garibaldi Fjord lest ihr übrigens hier bei Melanie von Good morning world.)
Feuerland, Sommerland
Am anderen Ende der Welt ist Sommer. Und zwar so richtig!
Wir ankern vor Puerto Williams, angeblich der südlichsten ‚Stadt‘ der Welt: ein kleiner Ort am Beagle Kanal im chilenischen Teil von Feuerland, 2.000 Einwohner, ein Marinestützpunkt. Den ganzen Tag erkunden wir die Gegend. Ich vermute, dass hier selbst im Sommer nur wenige Tage im Jahr solche Wetterbedingungen herrschen (vermutlich nur an einem einzigen Tag, und der ist heute).
Im strahlenden Sommer-Sonnenschein wirkt alles ein bisschen surreal und wie im Märchen: die Boote im blitzblauen Wasser, die Blumenwiesen, die Strände der Bucht, das freilaufende schwarze Pferd, das auf einmal friedlich grasend und wie ein Fabelwesen neben uns am Waldrand auftaucht, die Magellangänse mit ihren Jungen, der alte ausgebaute Bus wie bei „Into the Wild“, der einfach so in der Landschaft herumsteht (er ist ein Hostel und kann konnte via AirBnb gebucht werden!).
Eigentlich waren wir auf der Suche nach ein bisschen Winter im Sommer, doch was wir an jedem Tag finden, ist ein bisschen Sommer im Winter.
Der Tag, an dem wir (beinahe) am Kap Hoorn anlandeten
Eine ganze Stunde lang lagen wir vor Kap Hoorn. Morgens um sieben Uhr wache ich vom Rumpeln des Schiffes auf und sehe einige karge und recht unspektakulär wirkende Felseninseln im grauen Wolkendunst neben uns aus dem Meer ragen. Es ist das sagenumwobene, sturmumtoste Inselarchipel von Kap Hoorn.
Kap Hoorn ist nicht umsonst der größte Schiffsfriedhof der Welt – über 10.000 Seeleute fanden hier in den letzten Jahrhunderten den Tod. Man sagt, die großen Albatrosse, die hier den Schiffen folgen, seien die Seelen der toten Seeleute. Wo die Ozeane und kalte und warme Luftströme aufeinandertreffen, wo an 300 Tagen im Jahr Stürme toben, sorgen Winde und Wellen für Gefahr, Schiffe müssen hier permanent hart kreuzen. Über 800 Schiffe liegen unter uns verstreut in der kalten Tiefe.
Noch eines dieser Enden der Welt, die wir auf dieser Reise passieren.
Das ist sie also. Die sagenumwobene Insel Kap Hoorn.
Einer dieser Orte, die man nur aus Abenteuergeschichten und Legenden kennt und von denen man eigentlich nie erwartet, sie einmal mit eigenen Augen zu sehen. Obwohl das, was vor mir liegt, eigentlich ziemlich unspektakulär aussieht, bin ich irgendwie tief ergriffen. Und aufgeregt zugleich:
Würden wir es tatsächlich schaffen, am Kap Horn an Land zu gehen?
Vom Expeditionsteam wissen wir, dass nur die wenigsten Anlandungen hier gelingen, meist ist das Wetter zu schlecht und die See zu aufgewühlt. Doch an diesem Morgen wirkt alles eigentlich recht ruhig, und wir ankern bereits in Sichtweite! Der Kapitän hat extra einen chilenischen Lotsen an Bord geholt, der sich in den Gewässern besonders auskennt.
Sehnsüchtig schaue ich hinüber zum Kap und erkenne die Treppe, die vom kleinen Strand hinaufführt auf die Insel, sehe den Leuchtturm, in dem die einzige Familie lebt. Da oben muss der Weg zum Albatros-Denkmal für die getöteten Seeleute führen. Wie gerne möchte ich dorthin, nur einmal!
Doch der Sturm kommt innerhalb von 30 Minuten auf – gerade als die Vorbereitungen für die ersten Anlandungen getroffen werden, das Expeditionsteam ist bereits im Wasser. Vom Schiff aus wirken die Wellen eigentlich gar nicht so krass, doch dann die besorgte Durchsage von der Brücke: Der Anker wird eingeholt, wir müssen nichts wie weg. Wie schade.
Und so bleibt uns nichts anderes übrig: Bei Windstärke 11 fahren wir in die Drake Passage.
Eine Stunde lagen wir vor Kap Hoorn – bis der Sturm kam. Nur 3 von 10 Anlandungen gelingen.
Drake, my ass! Das erste Mal auf hoher See
Wer vom südlichsten Zipfel Südamerikas in die Antarktis will, muss durch die Drake Passage, eine der gefürchtetsten Schiffspassagen der Welt, hauptsächlich wegen der Stürme und des daraus resultierenden Seegangs. (Als wäre Kap Hoorn nicht schon genug – aber es hat ja auch niemand behauptet, dass es einfach sein würde, in die Antarktis zu reisen, und wir hatten schließlich schon die kürzeste Route gewählt.)
Ich hatte jedenfalls schon einige Horrorgeschichten von der Drake Passage gehört und ordentlich Schiss, denn schließlich würden wir ungefähr zwei Tage und Nächte auf ihr verbringen müssen und unser Start bei Windstärke 11 unterhalb des Kap Horns war schon mal wenig vielversprechend. Was tun?
Ich gehe erst mal essen. Drei Teller. „Damit es sich später auch lohnt“, wie Madlen sagt. Ich sehe das genauso, und gebe meinem Magen ordentlich Input und ein paar meiner thailändischen Anti-Seekrank-Pillen, und er beruhigt sich tatsächlich erst einmal.
Wer in die Antarktis will, muss durch die Drake Passage, eine der gefürchtetsten Schiffspassagen der Welt. Was kein Grund ist, nicht erst mal genüsslich zu essen.
Bekenntnisse einer Landratte
Die Lage an Tag 2 in der Drake Passage: schwankend. Es ist abends. Wir sitzen in der Bar auf Deck 8 und sehen den Horizont einfach so aus dem Blickfeld verschwinden. Und wieder auftauchen. Und wieder verschwinden.
Einige Möbelstücke an Bord wie das Klavier sind mittlerweile festgegurtet. Halter mit großen, von innen beschichtete Kotztüten sind auf Sichthöhe an strategischen Orten auf dem Schiff verteilt befestigt, meistens an Ecken, an denen man grade so knapp vorbeischwankt. Sie könnten bald zum wichtigen Accessoire werden.
Denn die Wellen sind meterhoch: sechs bis sieben Meter, um genau zu sein, wie uns Käpt’n Kai später erzählen wird. Die Schwerkraft lastet den ganzen Tag wie Bleigewichte auf meinem Körper, als ich versuche, mit dem ständigen Schaukeln klarzukommen, die Symptome möglichst zu ignorieren und mit meinem Magen zu kämpfen, den ich mit Unmengen Essen und der ein oder anderen Anti-Übelkeits-Pille aus Bangkok betäube.
Wenn ich eines auf dieser Reise gelernt habe, dann das: Ich bin eine Landratte.
Das ständige Rollen und Schaukeln und die bleierne Schwerkraft, gegen die ich mit eigenem Schwung anschwanken muss, machen mich völlig fertig. Dabei haben wir außer Briefings, Buffets essen und Vorträgen hören den ganzen Tag doch nichts gemacht! Dennoch stehe ich völlig neben mir. Ich will nur noch schlafen und ständig essen. Drei aus unserer Gruppe sind schon down, doch ich halte wie durch ein Wunder durch, obwohl ich an Land immer Reiseübelkeit in Bussen und Autos bekomme.
Auch auf hoher See gibt’s was zu sehen: Seevögel folgen dem Schiff. Und die ersten Pinguine!
Wir lenken uns mit Vorträgen ab („Seevögel in antarktischen Breiten“), gehen in die Sauna, sitzen in der Bar und unterhalten uns. Was mich zu einer wichtigen Frage bringt:
Was für Leute befinden sich eigentlich auf einem Expeditionskreuzfahrtschiff in die Antarktis?
Käpt’n Kai, Haudegen Henryk und die Polen-Mafia
Eine Frage, die ich schon im Vorfeld äußerst spannend fand. Die Antwort lautet zunächst: hauptsächlich Rentner. (Ich vermute, dieser Umstand hat etwas mit den Faktoren „Zeit – Geld – Bequemlichkeit einer Kreuzfahrt“ zu tun.)
Insgesamt ist es eine bunte Mischung aus Deutschen, Amerikanern, einigen Asiaten und Skandinaviern, aus Kreuzfahrttouristen, Vogel-Nerds und Hobbyfotografen, dazu ein einziges Kind (und eine einzige Veganerin). Da sind Inge und Frank aus Düsseldorf, die bereits mit dem Hurtigruten-Schiff an der norwegischen Küste entlanggereist sind. Das hat ihnen so gut gefallen, dass sie sich sagten, „Und nächstes Jahr machen wir die Antarktis.“
Dann sind da die Filipinos! Da ich noch nie eine Schiffsreise gemacht habe, bin ich ganz erstaunt zu erfahren, dass überall auf der Welt gerne Filipinos als Schiffs-Crew angeheuert werden. „Sie sind einfach die besten Seeleute“, heißt es. Auch auf der MS Midnatsol kommen fast alle der über 100 Crewmitglieder von den Philippinen – und fahren jetzt schwuppdiwupp einfach mal eine ganze Saison über in die Antarktis (wofür ich sie ja auch ein bisschen beneide).
Die Filipinos. Unser Kellner Vince kommt aus Manila und fährt seit Jahren zur See, doch seekrank wurde er nur einmal – in der Drake Passage. Und das will was heißen.
Die Filipinos sind jedenfalls unfassbar nett, immer zu Scherzen aufgelegt, kennen uns nach kurzer Zeit alle mit Namen und versorgen mich während der Magen-Darm-Epidemie auf der Rückfahrt in meiner Kabine mit Essen. Maraming salamat!
Hatte stets alles im Griff: „Käpt’n Kai“ Albrigtsen. Bei zwei Besuchen auf der Brücke konnten wir uns davon überzeugen. Und ja, für Eisberge gibt es spezielle Radare!
Die eigentlichen Abenteurer an Bord sind für mich die Mitglieder des Expeditionsteams, die tagein, tagaus nach den besten Anlandungsplätzen suchen, sich als erste aus dem Schiff hinaus und durch Wellen und Eis wagen, 380 Leute in Gummiboote hieven und wieder heraus, sich die beste Kajakroute überlegen und und und.
Da ist der alte Haudegen Henryk, Historiker und Teil der selbsternannten „Polen-Mafia“ auf dem Schiff, der gerne Segelexpeditionen zu historischen Mottos organisiert und bereits um den Nordpol und das Kap Hoorn segelte. Da ist der lustige Tomasz, Biologe und zweiter im Bunde der „Polen-Mafia“, der schon zwei Mal in der Antarktis in einer polnischen Forschungsstation überwinterte und sogar eine bisher unbekannte Passage zwischen zwei Inseln entdeckte.
Die “Polen-Mafia” an Bord: Tomasz („Expeditionskreuzfahrt ist, wenn du mit Plan A an Bord kommst, und dann passiert Plan B oder C“) und der alte Haudegen Henryk, der schon um den Nordpol und Kap Hoorn segelte.
Da ist die Expeditionsleiterin Tessa, die immer überall zu sein scheint und uns schon früh morgens mit ihrem charmanten holländischen Akzent per Kabinendurchsage darüber informiert, ob Anlandungen „cancelliert“ sind oder nicht. Da ist „Fleet-Mutti“ Karen, die wie die Wikingerin höchstpersönlich unten am Tender Pit steht, unermüdlich Boote, Menschen und Ausrüstung hineinwuchtet und dabei alles im Griff hat.
Der chilenische Guide Rudolf war schon mindestens 14 Mal in der Antarktis. Ganz so genau weiß er das aber gar nicht. „Es würde sich komisch anfühlen, wenn ich mal ein Jahr nicht da wäre. Mir gefällt das Unberührte, das Un-Kontaminierte hier.“ – Immer überall gleichzeitig und immer gut drauf: Expeditionsleiterin Tessa.
Und last but not least ist da der Abenteurer und Polarforscher Arved Fuchs, der die komplette Antarktis zu Fuß durchquerte und dessen Geschichten mich seit meiner Jugend begleiten. Auf dieser Reise war er mit an Bord und unterhielt uns mit Vorträgen über seine irren Expeditionen in arktische und antarktische Gefilde. „Die Natur enttarnt einen gnadenlos auf solchen Expeditionen. Man ist immer der, der man ist”, weiß er.
Härtete sich schon als Jugendlicher bei -37 Grad im Schockgefrierraum der örtlichen Großschlachterei gegen Kälte ab: der Abenteurer und Polarforscher Arved Fuchs.
Abenteuer ist die Bereitschaft zum inneren Aufbruch. Es lohnt sich, aktiv zu werden und das Potenzial zu nutzen, das das Leben uns gegeben hat. – Arved Fuchs
Ankunft in Antarctica
Mittlerweile sind wir fast am Ende der Drake Passage. Die Lage ist immer noch… schwankend, doch wir haben es wohl geschafft, das Tiefdruckgebiet und den Sturm zu umfahren. Die Drake war gnädig mit uns. Zumindest diesmal… An den Rückweg mag ich jetzt noch nicht denken. Meine Gedanken schweifen um das, was vor uns liegt: Das riesige, unberührte Land im ewigen Eis.
Und dann, nach sechs Tagen Reise, davon zwei auf hoher See, erscheint Land am Horizont.
Wir haben es geschafft! Wir haben die Antarktis erreicht!
Wahnsinn.
Es ist 23:19, als ich zurück in meine Kabine gehe, doch ich kann nicht schlafen und klebe am Fenster fest. Draußen ziehen die Südlichen Shetlandinseln vorbei, schnee- und eisbedeckt, zerklüftet. Wunderschön. Der Himmel ist immer noch hell und ich beschließe, dass ich noch nicht ins Bett kann. Um 3:20 geht schließlich die Sonne wieder auf, um 8:30 wollen wir anlanden und kajaken.
Ich muss wachbleiben und schauen, ich kann nicht anders. Das sollte die nächsten fünf Tage so weitergehen. Eines wird schon in dieser Nacht klar:
Schlafen kannst du wann anders. Jedenfalls nicht in der Antarktis.
Dafür ist die Zeit zu kostbar, die Mitternachtssonne zu verlockend. Sie enthüllt fast 24 Stunden lang ein riesiges Land am Ende der Welt, das kaum jemand je zu Gesicht bekommen, geschweige denn betreten hat. Eis in faszinierenden Formen und Farben. Weite. Licht. Und: Pinguine!
Am Pinguin Highway: Half Moon Island
Bei Half Moon Island gehen wir das erste Mal an Land. Die Insel gehört zu den Südlichen Shetland-Inseln, die dem antarktischen Festland vorgelagert sind. Das Wetter ist bescheiden, doch das hält mich nicht davon ab, mich 45 Minuten lang in eine Antarktis-taugliche Kajakausrüstung zu zwängen, bevor ich das Schiff verlasse: ein schicker Fleece-Onesie, darüber einen Dry Suit mit viel zu engen Latexteilen (!) zum Versiegeln der Öffnungen, denn dem eisigen Wasser länger als mehrere Minuten ausgesetzt sein würdest du nicht überleben.
Wenig später ist es auch schon soweit: Angekommen am Strand begrüßen uns die ersten herumwatschelnden Pinguine! Vorsichtig nähern sie sich, und doch scheinen sie keine Angst vor uns zu haben. Auch ein altes, verfallenes Walfängerboot liegt hier, eine der wenigen menschlichen Spuren in der Antarktis.
Wir steigen ins Kajak und paddeln hinaus aufs eisige Meer. Auch vom Kajak aus sehe ich immer wieder Pinguine! Natürlich schaffe ich es nie richtig, sie zu fotografieren, wie sie wie kleine synchronschwimmende Projektile immer wieder aus dem Wasser schnellen. Es ist großartig. Wie sehr wünschte ich mir, einer würde aus Versehen in mein Kajak springen…
Wir paddeln zu einem einsam im Meer treibenden Eisberg, vorbei an Pinguinfelsen und einem Pinguinstrand, von dem sie zum Fressen ins Wasser watscheln. Doch ich will jetzt noch näher hin! Mit eingefrorenen Händen in nassen Neoprenhandschuhen paddeln wir zurück an Land. (Mehr über unsere Kajaktour liest du hier bei We Travel the World).
Dort macht eine aufregende Nachricht die Runde: Ganze fünf verschiedene Pinguinarten halten sich gerade auf der Insel auf, darunter ein extrem seltener Kaiserpinguin, die man normalerweise nur ganz weit weg auf dem Antarktischen Festland findet. Welch großes Glück!
Für unseren Schiffs-Ornithologen Dan kommt die Entdeckung des einsamen Kaiserpinguins einem Jackpot gleich. Auch ich mache mich sofort auf und erkunde die Insel, schließlich möchte ich sie alle sehen: die eleganten Adéliepinguine mit den schwarzen Köpfen, die hübschen Eselspinguine, der Maccaroni-Pinguin mit der Punk-Frise, der junge Kaiserpinguin auf Wanderschaft.
…Jackpot: ein einsamer Kaiserpinguin am Strand von Half Moon Island (oben)
So sieht übrigens ein Pinguin-Highway aus! Natürlich haben sie immer Vorfahrt.
Doch meine Lieblingspinguine sind die herzzerreißend komischen Zügelpinguine, die mit der schwarzen Linie am Kinn von vorne immer aussehen, als würden sie total süß grinsen.
Auf ihren ausgetretenen „Pinguin Highways“ watscheln sie in einer Reihe durch den Schnee, von ihren Brutplätzen oben in den Felsen hinunter zum Wasser und zurück. Ich bin völlig fasziniert und könnte ihnen stundenlang beim Watscheln, Robben, Schwimmen, Ausrutschen und mit den Ärmchen paddeln, beim Steine sammeln und auf dem Nest brüten zuschauen.
Doch die Zeit vergeht wie immer in der Antarktis viel zu schnell. Viel zu spät zwinge ich mich regelrecht zurück zum Boot, und bin schon ganz gespannt auf das Briefing am Abend. Denn dann und erst dann werden wir (wie bei einer Expeditionskreuzfahrt üblich) erfahren, was am nächsten Tag geschieht…
Das erste Mal auf Antarktischem Festland: Brown Bluff
Am Strand vor einer weit in die Höhe ragenden vulkanischen Felsformation namens Brown Bluff betrete ich am nächsten Morgen zum ersten Mal Antarktisches Festland. Die Bucht ist voller Eis, das im unwirklichen, neblig-grauen Licht schimmert: weiß, blau, türkis, grau durchzogen. Das Meer liegt da wie eine dunkle ölige Schicht, als wir im Zodiac-Boot hinübergleiten.
Es ist ganz still und feine, weiße Schneeflocken verstärken die unwirkliche Atmosphäre noch mehr, als wir an einem schwarzen Strand aussteigen, an dem wie in Grönland vereinzelte kleine Eisberge dekorativ herumliegen.
Ein Winterwunderland – mitten im antarktischen Sommer.
Unwirtlich, unwirklich, toll.
Die ersten Pinguine sind schon da und watscheln unbeeindruckt vorbei. Fast schon vorsichtig mache ich meine ersten Schritte auf antarktischem Festlandsboden. Das ist es also. Ich bin wirklich da! Doch so richtig ist das bei mir noch nicht angekommen (und wird es die nächsten Tage auch nicht).
Die Sicht ist minimal, als ich zu Fuß in Richtung Gletscher marschiere, ein Stück weit den Berg hinauf, unter mir die Bucht und die kleinen Eisberge im Wasser. Von oben ist aufgrund des Wetters nicht viel zu erkennen und es zieht mich sowieso zu den Pinguinen. Ich wandere im Schneckentempo den dunklen Strand entlang, halte alle paar Meter an und verliere mich schon wieder völlig im urkomischen Ballett der Pinguine: watscheln, eintauchen, abtauchen, Steine sammeln, schnattern, umfallen, wieder aufrappeln, auf eine Eisscholle hochhüpfen, ins Wasser springen.
Amüsiert beobachte ich immer wieder, dass sie sich vorne am Wasser gerne in einer Reihe aufstellen. Der Erste scheint dann das Wasser vorzutesten. Manchmal hüpfen sie dann schön einer nach dem anderen hinein, manchmal scheinen sie auf irgendetwas zu warten und bleiben einfach so stehen und schauen, während zwischen den größeren Felsen hinter mir fleißig weitergebrütet und geschnattert wird. Haben sie Angst vor Raubtieren wie Seeleoparden oder Orcas?
Dann, wie aus dem Nichts, erscheinen die riesigen braunen Schwingen eines Skuas über der Kolonie, nur wenige Meter vor mir. Der Raubvogel attackiert die Pinguinnester offen, und diesmal hat er Glück: Mit einem erbeuteten Ei landet er nur wenige Meter neben den Brutplätzen. Das Ganze geht so schnell, das nicht einmal Ornithologe Dan neben mir sein Riesenobjektiv zücken kann, wir starren einfach nur. Der Skua wirkt völlig unbeeindruckt.
That’s life, hier in der Antarktis.
Eisberge und Wale voraus!
Auch das ist ganz normal in der Antarktis: Riesige Tafeleisberge treiben auf dem Meer. Sie brechen von den antarktischen Ice Shelves ab und werden von Forschern mit Buchstaben und Zahlen markiert. Manche sind kilometerlang und höher als unser Schiff, als wir sie passieren. Alle Gletschereisberge, die ich zuvor je gesehen hatte, waren nix gegen diese Giganten aus Eis. Es war unglaublich, und im Prinzip unmöglich, mit der Kamera einzufangen.
Eisberg voraus!
Kilometerlang und höher als unser Schiff: die Tafeleisberge in der Antarktis.
Und auch das ist normal in der Antarktis: Buckelwale fressen vor dem Bug unseres Schiffes jede Menge Krill und schwimmen dann in den Sonnenuntergang. Schluchz.
Der geilste Tag: Wir segeln in einen Vulkan.
Am nächsten Morgen stehe ich schon vor sieben Uhr an Deck. (Wer mich kennt, weiß, dass das etwas heißen will.) Denn schließlich fahren wir gerade in einen aktiven Vulkan!
- Meinen ganzen Bericht über Deception Island liest du hier.
Wie ein Ring liegt die Insel Deception Island vor uns. Die einzige Öffnung ins Innere ist der nur 200 Meter breite, trügerische „Neptuns Blasebalg“, und durch den segeln wir gerade vorsichtig hinein – in die Caldera, an deren anderem Ende wir ankern und an Land gehen wollen.
So unwirklich die Atmosphäre gestern war, so strahlend ist der Sonnenschein an diesem Morgen. Wir passieren eine alte verlassene Walfängerstation zur Rechten, die riesigen Kessel zum Kochen von Tran verrostet und verfallen. Dazu eine kleine Landebahn neben dem pechschwarzen Strand. Wie gerne wäre ich hier an Land gegangen! Doch unser Plan ist ein anderer: Wir gehen bei der Telefon Bay an Land und machen eine kleine Vulkanwanderung.
Der Ausblick auf die runde Caldera und die uns umgebende Insel von ist atemberaubend, als ich auf einem Grat aus Vulkanasche und -geröll nach oben auf einen kleinen Gipfel steige. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals so etwas gesehen zu haben. Dampfschwaden steigen an manchen Stellen am Berghang entlang auf und auch aus dem Meer heraus, der Blick schweift von oben über kleine Kraterseen.
- Hier geht’s zu meinem Bericht über Deception Island!
Antarktis ist, wenn du denkst „Das war der geilste Tag“, und dann ein noch geilerer kommt.
Als ich anschließend wieder unten am Strand angekommen bin, beschließe ich voller Übermut: Ich gehe baden. Einfach so – weil ich’s kann. In der Antarktis. Weil das jetzt und hier die vielleicht einzige Gelegenheit in meinem Leben ist. Wie das war, ob ich mich getraut habe und das Beweisfoto seht ihr hier!
Als ich auf dem Rückweg zum Schiff im Gummiboot sitze, bin ich zwar völlig fertig, aber der Meinung: Das war der geilste Tag! Zumindest so lange, bis der nächste kam.
…vielleicht war aber auch das der geilste Tag: weiße Stille in Orne Harbour
Als ich am nächsten Morgen aufwache, bin ich in einer weißen Welt aus schnee- und eisbedeckten Bergen, kleinen Inselchen und Treibeis, das aussieht wie zufällige Skulpturen, die auf der glatten Meeresoberfläche so dahinschweben. Und dann kommt die Sonne heraus. Und wie!
Ich kann es kaum erwarten, das Schiff zu verlassen. Beim Frühstück bin ich nicht die einzige, die verträumt aus dem Fenster auf die weiße, ewige Schönheit da draußen starrt, auch die Crew wirkt wie verzaubert.
Über Nacht sind wir ein ganzes Stück weitergefahren, an der Antarktischen Halbinsel entlang und hinein in die Gerlache Strait. Eigentlich wollten wir nach Danco Island, doch da war zu viel Eis, das wir mit unserem Schiff nicht passieren können (Eisklasse C, also kein Eisbrecher oder ähnliches. Wir brauchen offenes Meer). Zum Glück hat Käpt’n Kai ganz in der Nähe eine weitere Anlandungsstelle ausgemacht, die perfekter nicht sein könnte: Orne Harbour.
Wir dürfen heute gleich als erste mit dem Expeditionsteam an Land und düsen im Gummiboot in eine halbmondförmige Bucht, die von einem Gletscher und hohen Bergspitzen eingerahmt ist. Als ich kurze Zeit später mit Wanderstöcken bewaffnet durch den tiefen Schnee den Hang hinaufstapfe, muss ich immer wieder stehenbleiben und den wunderschönen Blick auf die Bucht von oben in mich aufsaugen.
Als wäre das noch nicht genug, werde ich oben zunächst von einem Pinguin-Nest auf einem Felsen über meinem Kopf überrascht, bevor ich auf der anderen Seite des Kamms hinaustrete auf ein Plateau, von dem sich ein noch beeindruckenderes Panorama auf einen weiteren Meeresarm voller Eisberge eröffnet.
Hier oben hat sich der Schnee schon von den Felsen zurückgezogen, weshalb hier bei bester Aussicht eine Pinguinkolonie brütet. Hierfür müssen die kleinen Tollpatsche aber vom Meer auf ihrem Pinguin-Highway den steilen Berghang hinaufwatscheln und hinaufhüpfen. Und wieder hinunterschliddern. Was für ein Spektakel!
Ich hocke auf dem Hügel in der Sonne und im Schnee, einfach so, inmitten von Pinguinen und kann mich wieder mal nicht sattsehen: die Tiere, die Weite, das Eis, das Licht, die weiße Stille. Es ist wie ein Rausch.
Ich bin nun wirklich am Ende der Welt, raus aus allem, der Alltag und alles andere spielt keine Rolle mehr, was zählt, ist nur dieser Moment.
(Mehr über Orne Harbour lest ihr bei Elke und Angelika).
Durch die Eisbergallee, der Mitternachtssonne entgegen
Doch der Tag endet nicht in Orne Harbour – er endet vielmehr gar nicht. Bis weit nach Mitternacht cruisen wir auf der MS Midnatsol durch die Meerengen zwischen der Antarktischen Halbinsel und den vorgelagerten Inseln und genießen den Ausblick. Ihre Namen erinnern an Abenteurer und große Expeditionen (Gerlache Strait, Lemaire Channel, Neumeyer Kanal), und doch ist das riesige Land um uns herum so ursprünglich und unberührt wie kein anderes.
Im pastellfarbenen, weichen Licht der Mitternachtssonne glühen die vereisten Bergspitzen vor sich hin, während uns Gletscher und riesige Eisberge flankieren (mehr dazu lest ihr auch bei Madlen von Puriy).
Landschaftlich zählen diese Meerengen hier zum Schönsten, was die Antarktis bisher zu bieten hatte. Darauf nehme ich einen Drink in der Lounge auf Deck 8, bevor ich mich wieder draußen an Deck herumtreibe. Dieser Abend ist einfach zu besonders, um ihn nur in einem Polstersesselchen vor Panoramascheiben zu genießen (wobei das zugegeben auch ganz gut geht, ich sage nur argentinischen Wein und Drinks mit Antarktis-Eis).
Erst weit nach Mitternacht kann ich mich nicht mehr wachhalten und ziehe mich völlig durchgefroren in meine Kabine zurück. Die Vorhänge vor meinem Fenster lasse ich – wie übrigens während meiner gesamten Zeit an Bord – weit offen. Wenn ich schon schlafen muss, dann soll die Antarktis wenigstens das erste und das letzte sein, das ich sehe.
Finale im Eis: Der magische letzte Tag auf Cuverville Island.
An unserem letzten Tag gibt die Antarktis nochmal alles, fast so, als wolle sie mir den nahenden Abschied so richtig extraschwer machen: Kaiserwetter mit strahlend blauem Himmel, kaum Wölkchen am Himmel, deutliche Plusgrade und – noch seltener – sogar Windstille. Dazu ankern wir in einer wunderschönen Bucht von Cuverville Island, zwischen Eisbergen in allen Blautönen und Formen, hübschen Bergformationen und einem glatten dunkelblauen Meer, in dem die ganze Szenerie sich gleich noch einmal spiegelt.
Als hätte mich jemand in eine blau-weiße Fantasywelt gebeamt.
Und natürlich gibt es auch hier mehrere Pinguinkolonien! Die ersten Pinguine sehen wir schon vom Boot aus wie kleine pfeilschnelle Projektile neben uns durchs Wasser schießen und dabei immer wieder kurz herausschnellen. So beeindruckend wendig und elegant sie im Wasser sind, so tollpatschig sind sie an Land. Schon an dem kleinen Kiesstrand, an dem wir aus dem Gummiboot springen, werden wir schon von den ersten watschelnden Eselspinguinen begrüßt.
Weiter oben am Hang haben sich die Eselspinguine den wohl schönsten Brutplatz mit der besten Aussicht der Welt ausgesucht.
Ich wandere auf der Insel herum und bestaune überall die Pinguine, die auch hier auf ihren „Pinguin-Highways“ von den Brutplätzen hinunter zum Meer stolpern, schliddern, auf dem Bauch paddeln, wackeln. Ich muss schauen schauen schauen und Fotos hab ich auch schon viel zu viele, doch ich kann einfach nicht aufhören!
Die Aussicht von einem kleinen Berg ist einfach nur der Hammer und es ist sogar so warm, als ich oben ankomme, dass ich meine Jacke ausziehen muss.
Später sitze ich mit den anderen unten am Strand. Eigentlich muss ich schon längst ein Boot zurück zur MS Midnatsol nehmen, doch ich bleibe noch. Nur ein klitzekleines Weilchen länger…
Am Nachmittag gehen wir noch ein letztes Mal cruisen im Gummiboot. Es ist der perfekte Sommertag in der Antarktis. Es ist immer noch windstill und wir gleiten auf einem Meer wie ein Spiegel dahin, im gleißenden Sonnenlicht und zwischen weiß-türkis-blauen Eisbergen hindurch. (Mehr übers Cruisen in der Antarktis lest ihr in meinem Artikel hier.)
„Das ist blaues Licht.“ „Und was macht es?“ „Es leuchtet blau.“ – Rambo III
Es ist der magische Abschluss einer Reise, die mich diesmal wirklich ans Ende der Welt geführt hat.
Die lange Rückreise erscheint mir im Nachhinein wie ein verschwommener, grauer Film. (Daran kann auch nicht mal die endlich geglückte Kap Hoorn-Anlandung etwas ändern, die ich wegen einer Infektion im Schiffshospital liegend leider verpasse. Mehr darüber lest ihr aber bei Madlen von Puriy!).
Ich bin irgendwie traurig. Ich fühle mich randvoll und gleichzeitig leer.
Es ist der Post-Antarktis-Blues, und ich glaube, den gibt es wirklich.
Es ist, als hätte sich eine Tür geöffnet und mich einen Blick werfen lassen auf eine geheimnisvolle, weite, weiße und stille Welt – und dann viel zu schnell wieder geschlossen. Doch was ich dort in dem kurzen Moment gesehen habe, lässt mich nicht mehr los. Auch in den nächsten Tagen bleibt mein Blick rückwärtsgerichtet, mein Kopf ist voll vom ewigen Weiß, und ich kriege es nicht mehr heraus. Ich erwische mich bei komischen Gedanken: Was könnte ich auf der Welt noch sehen, was mich mehr berührt als das?
Es fühlt sich an wie ein Schwebezustand.
Ich schwebe irgendwo zwischen der gewohnten Realität und einer Welt, von dem ich nicht gedacht hätte, dass ich sie einmal zu Gesicht bekommen würde. Einem Land, von dessen Existenz man zwar schon sehr lange wusste (gemeinhin bekannt als “der geheimnisvolle Südkontinent”), das Menschen aber erst im 19. Jahrhundert erstmals gesichtet haben.
Ein Land ganz im Süden, in dem überall Norden ist. Ein Land voller Wasser und Eis, in dem es dennoch nie regnet. Der kälteste und trockenste Kontinent der Erde, größer als die USA. Ein Land, das so unberührt und unerforscht ist wie kein anderes. Eins, das bedroht ist und das wir unbedingt schützen müssen. Ein Land, in dem wir Menschen uns eigentlich gar nicht aufhalten sollten.
Doch nirgendwo sonst ist es so still und weit und weiß und ewig. Es ist das wahre Ende der Welt. Nein, falsch: Es ist der Beginn einer neuen.
Wenn du die Antarktis einmal gesehen hast, vergisst du sie nie mehr. Was für ein Privileg.
Mehr über unsere Reise in die Antarktis lest ihr hier:
- Das Meer wie ein Spiegel: Cruisen in der Antarktis
- Wandern auf einem Vulkan in der Antarktis: Deception Island
- Fjorde, Eis und Pinguine: mein Antarktis-Video
- Antarktis-Berichte bei Puriy
- Antarktis-Berichte bei Meerblog
- Antarktis-Berichte bei Reisefreunde
- Die Antarktis in 66 Fotos (We Travel the World)
- Antarktis… und sonst ist da nur Stille (JustTravelous)
- Antarktis-Video von Reisefreunde
- Mit Hurtigruten auf dem Weg ins ewige Eis (Good Morning World)
Ich war mit der MS Midnatsol auf Expeditionskreuzfahrt in die Antarktis – unterstützt von Hurtigruten. Alle Ansichten sind wie immer meine eigenen.
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Wow, die ganze Reise in einem Beitrag. Und äußerst unterhaltsam noch dazu. Wunderbar! PS: War ich wirklich so verfressen? 😉 LG, Madlen
Danke! Ja, es ist dann doch ein #Longread geworden. 😉 Ach so, nee ich meinte ich war doch die Verfressene, die sich erst mal 3 Teller reingeschoben hat. Aber hat ja dann geholfen – zum Glück! 😀
Was für ein großartiger Bericht, Susi!
Und die Bilder dazu erst! <3
Danke dir! <3
Wow. Was für ein toller und lesenswerter Beitrag und welche beeindruckenden Bilder. Mein Neid ist Dir sicher!
Vielen Dank! Es war wirklich toll!
Hi Susi
Wahnsinn! Dein Artikel mit den tollen Bildern haben mich gerade in eine andere Welt versetzt. Einmal im Leben das blaue Licht sehen und dort zu stehen, klingt sowas von unfassbar. Eine Traumwelt. Unvorstellbar, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat.
Danke für’s teilen deiner Story.
Liebe Grüsse,
Reni
Hallo Reni, lieben Dank! Das blaue Licht ist wunderbar. 😉
Was für ein wahnsinig schöner Bericht! Die Antarktis muss wohl definitiv auf meine Bucket-List. Ist ja nicht so, dass die nicht schon kilometerlang wäre 🙂 Auf Island habe ich letztes Jahr aber auch gemerkt, dass mich Eis ganz besonders fasziniert. Nicht zum Skifahren (Gott bewahre!) aber ganz sicher zum Bestaunen.
Und als jmd. der schon 2x eine Kreuzfahrt gemacht hat, kann ich bestätigen, dass unheimlich viele Filipinos auf den Schiffen im Service arbeiten. Super nett und immer lustig drauf!
Vielen Dank! <3 Eis anschauen ist immer toll, finde ich! Und fürs Skifahren ist die Antarktis sowieso nicht der richtige Ort. 😉 Ich lasse mich dafür von dir für Island inspirieren. Da muss ich unbedingt mal länger hin als nur einen Tag!
Oh wow! Ich habe bisher nie darüber nachgedacht in die Antarktis zu reisen, dein Beitrag hat das gerade geändert! Nun sitze ich mit offenem Mund hier und will unbedingt hin 🙂 Danke für den wirklich tollen Bericht und die zahlreichen Pinguin-Fotos!
Danke, das freut mich! In Kürze gibt’s hier im Blog auch noch mehr zur Antarktis!
Wow! Ich bin zwar auch schon eigentlich hundemüde, aber fast so wie du auf dem Schiff, konnte ich/ wollte ich einfach nicht die Augen zu machen, bevor ich deinen Text nicht zu Ende gelesen hatte. Wie traumhaft wundervoll ist doch die Antarktis! Ich habe den Hauch einer Ahnung, warum dich das so sehr berührt hat. Auch wenn ich mir sicher bin, dass man das erlebt haben muss. Danke für den tollen Bericht! Es war fast ein bisschen, als wäre man dabei gewesen.
Vielen lieben Dank! <3
Liebe Susi, was für ein Bericht. Endlich mal jemand, der neben der unglaublichen Schönheit und Einzigartigkeit auch praktische Dinge einfließen lässt. Ich werde genau diese Reise – knapp vor der Rente 😉 im Dez.17 unternehmen – mit ausgesprochen gemischten Gefühlen – und war glücklich mehr als nur Prospektweisheiten zu erfahren. Und dann noch diese phantastischen Fotos… Danke! Gibt es von Dir noch praktische Tips? Wie anstrengend sind die Ausflüge? und wieviel Zeit hat man an Land? Ich “Stadtkind” habe überhaupt noch nie Gummistiefel getragen, kann man darin überhaupt laufen? Passen auch gewichtige Personen in die Kajaks/Kleidung oder sind sie zu schmal? …
Liebe Hanne,
vielen Dank! Das wird bestimmt toll! Die Ausflüge fand ich persönlich nicht so anstrengend (sie dauert auch nur jeweils 1,5-2h – viel zu kurz, wie ich fand!) Man benötigt meiner Meinung nach auch keine besondere Fitness dafür, und auch fürs Kajaken keine Vorkenntnisse. Anstrengend fand ich eher den Seegang und dass ich immer nur wenig geschlafen habe (wie du ja im Blog Post gelesen hast.) Die speziellen Gummistiefel sind übrigens richtig bequem! Und sie haben Profil, d.h. man kann richtig gut in ihnen laufen. Die Kajak-Outfits gibt es in verschiedenen Größen und auch ziemlich groß, ich denke daher, das dürfte gehen! 😉 Wichtig ist, dass du warme Funktionskleidung in Schichten mitnimmst, z.B. eine wind- und wasserfeste Jacke mit Schichten drunter (Skiunterwäsche, Fleece), oder einen Winterparka/eine Skijacke oder sowas Ähnliches. Und auch Skiunterwäsche/warme Funktionsleggings für die Beine. Ich hatte zudem noch Skisocken dabei, warme gefütterte Skimützen und so. Bei Hurtigruten bekommst du normalerweise vor der Reise auch eine Liste und ganz viele Infos zugeschickt. Das wird bestimmt großartig!
Super Beschreibung!
War selber im Januar dort, allerdings mit einem anderen Schiff. Deine Worte treffen genau was mir auch durch den Kopf ging, was ich gefühlt habe:
Diese Steigerung von Tag zu Tag, dieses “nicht Schlafen gehen wollen”, dieses “sich nicht von den Pinguinen losreissen können”, diese Faszination der Wale, dieser Post-Antarktis-Blues mit dem Schwebezustand.
Die “alte” Welt und selbst der Stop-Over in Buenos Aires während der Anreise lagen am Ende ( nach 18 Tagen) gefühlt Monate zurück und ganz weit weg.
Diese Landschaft, die Tiere, das Licht, das Eis berühren einen emotional extrem tief. Ich kann immer noch nicht nachvollziehen warum, vielleicht weil es alles so anders ist.
Unbeschreiblich, unvergesslich
wobei Du es schon sehr gut beschrieben hast
🙂
Vielen Dank! Das ist toll, dass du es auch so empfunden hast. Muss wohl wirklich mit diesem Ort und den speziellen Begebenheiten dort zusammenhängen… Ich meine, wie oft im Leben hat man dieses Gefühl mal??
Na toll, da hast mir ja jetzt was angetan 😉
Seit ich ein Kind bin möchte ich in die Antarktis! Und dein Bericht ist so unfassbar gut, dass ich mich jetzt gleich mal nach einer Expeditionsfahrt umsehen muss!
Hi Markus, ich danke dir für den tollen Kommentar! Ich kann das voll nachvollziehen. Seit ich vor Jahren in einem Reiseblog einen Bericht gelesen habe, wie man in die Antarktis reisen kann, wusste ich, dass ich das eines Tages machen muss. Wie du siehst, ist es zwar nicht gerade günstig, aber machbar, und es lohnt sich!
Wow! Ich bin grad echt total gefesselt und berührt zu gleich von deinem Beitrag!
Die Antarktis ist für mich so ein Kontinent wo ich weiß, dass er existiert aber irgendwie glaube ich dass ich dort niemals sein werde, weil es einfach so unreal und weit weg ist. Aber die Bilder sind wirklich faszinierend und wenn ich grad so auf meine Weltkarte an der Wand schaue hab ich auch ein großes Verlangen dort irgendwann mal hin zu reisen. Was für ein großartiges Gefühl es sein muss dort zu sein, wirklich dort!
Mein Problem ist nur, dass ich Schiffe nicht so vertrage…also ich glaube es zumindest, bin noch nie mit einem Kreuzfahrtschiff gefahren aber schon oft mit Segelbooten und so Fähren und da hat mir ein etwas stärkerer Wellengang auch schon ordentliche Magenschmerzen bereitet und wenn du so von der Drake Passage schreibst krieg ich schon ein ganz mulmiges Gefühl im Bauch…
Aber mal schauen wo mich so das Leben noch hin führt ich hoffe eines Tages auch in die Antarktis, danke für diesen inspirierenden Beitrag 🙂
Dankeschön, ich hab mich sehr über deinen tollen Kommentar gefreut! Ach, wenn man wirklich in die Antarktis will, dann kriegt man das mit der Drake Passage auch hin. So schlimm war es bei uns gar nicht wie gedacht! Schön, dass ich dich inspirieren konnte.
Hi Susi!
Ein super Bericht und tolle Fotos!
Ein Reise nach Feuerland und dann in die Antarktis ist auch ein Traum von mir. Jetzt kriege ich noch mehr Fernweh!
Es gibt ja Leute, die sagen: “Was willste denn da unten? Da gibt’s doch nix.” Ich sag dann immer, genau das ist der Grund!
Ich liebe einsame und raue Landschaften und das Gefühl das sie mir geben. Deshalb habe ich mich in Schottland verliebt und deshalb bin ich auch von der Antarktis fasziniert.
Viele Grüße,
Tim
Hi Tim, du sprichst mir aus der Seele – ich bin gerade in der Wüste im Westen der USA, in Utah. Und da ist nix. Und das ist geradezu perfekt! Wie in den schottischen Highlands und der Antarktis – die Weite und Leere ist ganz wunderbar. Ich tanke daraus Kraft. Liebe Grüße!
Hallo Susi,
ein sehr guter Bericht und maximal gute Bilder. Die Antarktis ist auch noch ein großer weißer Fleck auf meiner Landkarte. Mit welcher Kamera hast du denn geknipst? Und hattest du bzw. deine Kamera Probleme mit der Kälte/Feuchtigkeit? Welchen Monat würdest du denn im antarktischen Sommer empfehlen?
Viele Grüße 🙂
Hi Carolin, Danke! Ich war Ende Nov/Anfang Dez da, da lag noch relativ viel Schnee. Wenn man später fährt, also so im Januar/Februar, ist der weniger, dafür sind die Pinguinküken schon geschlüpft! Ich hab mit einer Canon 600D fotografiert und meinem iPhone. Probleme bei der Kälte hatte ich eigentlich keine, da es meist einstellige Plusgrade hatte. Unterwegs hatte ich die Kamera immer im Rucksack, da war sie auch vor Spritzwasser in den Booten geschützt – war eigentlich kein Problem! Du solltest aber am besten immer Ersatzakkus dabei haben bzw. eine Powerbank.
Herrliche Bilder! Vielen Dank für den Tipp 🙂
Dankeschön! 🙂
Oh mein Gott, dieser Reisebericht macht mich fertig und jetzt schon unheimlich emotional, obwohl ich noch nicht mal weiß, ob ich überhaupt einen Platz auf einem Schiff bekomme! Ich wünsche es mir so sehr, nach deinem Bericht noch viiiel mehr!!
Ich bin in Punta Arenas, drücke mir die Daumen!!
Liebe Grüße
Stef
OMG! Du bist in Punta Arenas? Nachdem ich erst vor 2 Wochen selbst wieder in Punta Arenas war und kurz davor in Ushuaia, und die Antarktis-Schiffe und Anzeigen für Last-Minute-Plätze gesehen habe, und mir SO SEHR gewünscht habe, einfach an Bord eines dieser Schiffe zu gehen und noch einmal hinzufahren, DRÜCK ICH DIR GANZ FEST DIE DAUMEN!!! Schreib mir, ob es geklappt hat!
Wow. Einfach nur WOW!
Mein Mann wünscht sich diese Reise schon seid 10 Jahren. Wir wollen Anfang 2021 auf große Antartkis Reise gehen. Ich habe schon oben gelesen, dass du die Ausflüge nicht so anstrengend gefunden hast. Ich würde gerne wissen ob du dann eine normale Kondizion hast oder die super sportlerin bist 🙂
Da habe ich für mich mit ein paar Kilo zu viel auf den Rippen ein wenig bedenken 😉
Liebe Grüße
Melanie
Liebe Melanie,
vielen Dank, das ist ja toll, dass ihr euch diesen Traum erfüllen könnt!
Bzgl. der Exkursionen musst du dir glaub ich keine Gedanken machen, die waren bei uns zumindest sehr auf die ‘ältere Klientel’ abgestimmt, d.h. sehr rentnerfreundlich gestaltet. 😉 Ich selbst bin nicht die Supersportlerin, sondern habe eine normale Kondition und fand es sehr einfach, da man nie viel laufen oder wandern musste. Eine Ausnahme war die (relativ leichte) Vulkanwanderung auf Deception island (s. meinen separaten Artikel darüber), die aber optional war. Man hätte auch unten am Strand entlanglaufen können und nur ein Stück weit den Hügel hinauf. Ich denke also, da musst du dir keine Sorgen machen!
Hallo Susi,
Seit mehr als 20 Jahren ist die Antarktis mein absolutes Reisetraumziel. Und ende diesen Jahres ist nun endlich soweit.
Dein Bericht spiegelt wider was ich erhoffe zu finden, und bin jetzt noch gespannter auf die Reise als eh schon.
Die Kamera war für mich ein großes?, welche sollte man anwenden etc, da werde ich mir gleich Infos zu suchen zu Deiner erwähnten.
Die Drake bereitet mir Kopfschmerzen, aber da muss ich eben durch…..😉.
Danke für Deine Erfahrungen die Du hier geteilt hast.
Gruss
Christine
Liebe Christine,
vielen Dank, das freut mich, und ich drücke dir die Daumen, dass es mit der Reise klappt und du eine ruhige See und gutes Wetter hast!
Bzgl. Kamera habe ich eine spiegellose Systemkamera von Fuji verwendet, ich kann dir aber auch die Sony Alpha-Reihe empfehlen. Bzgl. Objektiven empfiehlt sich aufgrund der Tierbeobachtungen ein Teleobjektiv, mit dem du weit zoomen kannst. Da würde ich beim nächsten Mal eindeutig aufrüsten. 😉 (Man kann sich bei Fotogeschäften übrigens auch Objektive leihen und muss nicht alles für eine Reise kaufen). Mehrere Akkus dabeizuhaben und eine Powerbank fürs Smartphone sind auch wichtig, da die Batterien bei Kälte sehr schnell leer gehen oder auch mal versagen. Dazu empfehle ich einen Nässeschutz, also eine Drybag zum Aufbewahren der Kamera, wenn man im Zodiac sitzt oder im Kajak. Zudem empfehle ich, genügend Speicherkarten mit ausreichend Speicherplatz dabeizuhaben – man kann einfach nicht mehr aufhören zu fotografieren. 😉
Hallo Susi,
ich folge dir schon eine Weile und bin begeistert von deinen Artikeln 🙂 Eben habe ich deinen Reisebericht über das unglaubliche Abenteuer in der Antarktis entdeckt und verschlungen. Zwischen Kloß im Hals und Gänsehaut – aber nicht wegen der eingebildeten Kälte 😉 war alles dabei. Vielen Dank für deine beeindruckenden Schilderungen. Mir fehlen gerade immer noch die Worte…..
Liebe Anne, vielen Dank für deinen Kommentar! Dass dich mein Bericht berührt hat, freut mich von Herzen! Ich schwankte dort auch ganz oft zwischen Kloß im Hals und Gänsehaut…
Hallo Susi,
vielen Dank für diesen wunderbaren Reisebericht und Respekt für den damit verbundenen Aufwand!
Meine Reise in die Antarktis liegt inzwischen sage und schreibe 27 Jahre zurück und selbst ohne bildhafte Unterstützung erscheint es mir wie gestern. Diese Eindrücke brennen sich regelrecht ins Gehirn ein, vermutlich weil man/frau vorher ganz andere Erwartungen hatte. Auch ich hatte vorher jahrelang von den putzigen Pinguinen samt ihrem eisigen Lebensraum geträumt. Als meine Eltern, im Gegensatz zu mir erfahrene Kreuzfahrer, eines Tages verkündeten, dass sie als nächstes in die Antarktis reisen würden, haben mein Mann und ich nicht lange gezögert. Wir haben alles Ersparte zusammengekratzt (10.000 DM/Person) und ihnen unsere Begleitung „geschenkt“. Hätten wir das damals nicht gemacht, wäre ich garantiert bis heute dort nicht gewesen. Ich habe es nicht eine einzige Sekunde bereut.
Wir sind mit Transocean Tours und deren „MS Columbus Caravelle“ (Eisklasse 1A) gefahren. Transocean ist seit Juli 2020 pleite und das Schiff leistet seit 2003 als Charteryacht „Turama“ seine Dienste.
Die Kreuzfahrt war in der Wintersaison 1993/94 die letzte dieser Art von Transocean und deswegen begab sich die „Columbus Caravelle“ anschließend gen Norden. Wir gingen in Punta Arenas an Bord und verließen das Schiff in Montevideo, das danach noch als weiteres Highlight ein Stück den Amazonas hochfuhr.
Doch nun zu dem, was ich eigentlich sagen will.
Wir hatten im Februar 1994 ein riesiges Glück mit dem Wetter (bis auf einen sehr heftigen Seegang während der Drake Passage). Entgegen aller Vorwarnungen konnte unsere Tour das volle Programm absolvieren, von Kap Hoorn (stahlblauer Himmel, kaum Seegang) bis Peterman Island und zurück über die Süd Shetlands und Falkland nach Buenos Aires und Uruguay. Seine hohe Eisklasse hat das Schiff nie unter Beweis stellen müssen und die Passage durch den Lemaire Kanal habe ich im dünnen Pulli bei absoluter Windstille und stahlblauem Himmel an Deck verbracht. Das war mehr als erträumt, aber auch irgendwie unrealistisch. Genau das kann ein Problem werden, wenn man mit den falschen Erwartungen dieses eisige Ziel anvisiert! Seit damals habe ich einige Leute gesprochen, die nicht dieses Wetterglück hatten und bei denen fast nur Ersatzprogramm möglich war. Das kann auch passieren. Wichtig ist, dass man sich dessen bewusst ist. Die Faszination Antarktis erfasst einen echten Naturliebhaber aber sicher auch bei ungünstigerem Wetter – schon alleine wegen der beeindruckenden und einzigartigen Tierwelt. Einen Orka aus 20 Meter Entfernung Pinguine jagen zu sehen ist, raubt einem auch ohne blauen Himmel den Atem.
Deswegen wäre mein Tipp: wer es sich irgendwie leisten kann, sollte eine Woche dranhängen und z. B. Patagonien(!) und/oder Buenos Aires besuchen. Das würde garantiert eventuell ausgefallene Programmpunkte wettmachen.
Gruß, Cornelia
Liebe Cornelia, vielen Dank fürs Teilen deiner Erfahrungen und WOW! Das muss ja eine traumhafte Reise gewesen sein, bei eurem Wetterglück! Jetzt würde ich gerne gleich nochmal hin, sofort! 🙂 Und ja, ich stimme dir zu und empfehle ebenfalls, noch so viel Zeit wie möglich an die Reise dranzuhängen und noch in Patagonien/Chile bzw. Argentinien zu bleiben. Das ist so wunderschön und dann lohnt sich der weite Flug auch mehr!