London geht immer. Bei mir zumindest. Egal zu welcher Jahreszeit. Und da ich dieses Jahr auch wieder zur Reisemesse World Travel Market fuhr, bot sich die Gelegenheit, endlich mal zu Halloween in einer meiner Lieblingsstädte zu sein.
Halloween wird in England nämlich zwar deutlich weniger ausgiebig gefeiert als in den USA, aber mehr als bei uns – und zwar auch eher in der Grusel-Horror-Variante, was Deko und Kostüme betrifft. Vorletzte Woche gesellten sich dazu in London ein erstaunlich warmes Herbstwetter zum üblichen grusel-grau-in-grau um diese Jahreszeit, und einige andere passende, schaurig-schöne Dinge:
In der British Library findet noch bis zum 20. Januar die Ausstellung “Terror and Wonder – The Gothic Imagination” statt, in der es um die “Gothic Literature” des 18. und 19. Jahrhunderts geht (denk an Frankenstein, Dracula & Co) und den Einfluss des “Gotischen” vom 18. Jahrhundert bis in unsere Zeit.
Ich weiß, das klingt total nerdig, ist aber in Wirklichkeit sehr cool gemacht – vom Originalmanuskript von Mary Shelley’s Frankenstein übers viktorianische London mit Jack the Ripper & Co und die Geburt der Horrorfilme bis zur Mode von Alexander McQueen oder Videostatements zeitgenössischer Autoren wie Neil Gaiman. Sogar einen viktorianischen “Vampire Slaying Kit” gab es zu bestaunen. Nur die moderne Gothic-Subkultur hätte für meinen Geschmack etwas ausführlicher beleuchtet werden können.
Weiter ging’s im hippen Londoner East End, wo meine Freundin Lena und ich unser Quartier aufschlugen. Dort kann man in den engen Gassen und alten Straßenzügen von Whitechapel auf den düsteren Spuren von Jack the Ripper wandeln…
…(dort gibt es übrigens auch Jack the Ripper-Touren, die hab ich aber noch nie getestet)…
…man kann aber auch noch schnell schräge Klamotten zu Halloween shoppen…
…schaurig-morbide Streetart bewundern…
…z.B. dieses Detail auf dem neuen Werk “The Cage” von Alexis Diaz in der Bacon St. Ich liebe es! (Schade nur, dass sein Oktopus-Elefant nicht mehr da ist…)
…es scheint jedenfalls, als hätten sich nicht nur die Schaufenster, sondern auch die Streetart auf Halloween eingestellt:
Lag es an mir, oder warum sah ich plötzlich überall Fledermäuse, Totenschädel und Zombies??
Ah, und was Neues von Street Artist Cityzen Kane fand ich in Shoreditch auch:
Passenderweise fiel Halloween dieses Jahr aufs Wochenende (Freitag), doch schon einen Tag vorher sichtete man gruselig Verkleidete – was zu leicht bizarren Situationen führte: Wenn auf einmal ein Zombie in die U-Bahn einsteigt oder plötzlich ein “Joker” wie aus Batman gebeamt neben einem in der Tube sitzt (und alle schauen, als wär nichts gewesen), oder wenn sich Leute vorm Pub auf der Straße noch schnell aus dem Fußball-Sportdress herausschälen und in lustige/gruselige Kostüme werfen, oder so manchem Frühstücksgast im Café am nächsten Morgen erst mal der Glitter der letzten Nacht ins English Breakfast abblättert.
Partytechnisch gibt es zu Halloween in London alles von Privatpartys bis größeren offizielleren Partys, für die man aber im Vorfeld schon Tickets kaufen muss.
Wir selbst holten uns an dem Tag im alternativen Stadtteil Camden Town in verschiedenen Shops und auf dem Camden Stables Market Tipps von Locals, was wo wie los ist.
Spotted an Halloween in Camden: Diese Brasilianer reisen um die Welt und machen überall eine “Tea Party”. Coole Idee, oder?
Wir entschieden uns für eine Halloween-Party in einem Alternative Rock/Gothic Club namens “Reptile” im Norden von London. Das stellte sich als gute Wahl heraus, vor allem, da sich im selben Gebäude noch zwei weitere Lokalitäten befanden, zwischen denen man hin und herwechseln konnte, u.a. die berüchtigte Metal-Kneipe “The Intrepid Fox”.
Insgesamt sahen wir also an dem Abend sehr interessante Gestalten (ob Halloween-verkleidet oder nicht, war jedenfalls nicht immer ganz klar). Wir beschlossen jedenfalls, uns zur Feier der Nacht auch noch stilecht im Limousinentaxi von Blacklane nachhause kutschieren zu lassen. In einem schwarzen. Was sonst.
Feeling gothic in London: mein definitiv improvisierter Halloween-Look – dank schwarzem Eyeliner.
Als weiteres Grusel-Highlight hatten wir den “London Zombie Walk” eingeplant, der ebenfalls am Halloween-Wochenende stattfindet. Das wurde dann aber dummerweise nichts (dank Halloween-Feier-Kater und meinem Umzug in ein Apartment von Only Apartments mit Carina, Clemens und Steve am selben Nachmittag) – aber beim nächsten Mal werde ich mir dieses Spektakel des Grauens nicht mehr entgehen lassen!
Zombies unter der Shoreditch Overground. Und… Moment mal… das ist doch Nina!
Blutige Assoziationen weckten nicht nur die Halloween-Kostüme mancher Londoner, sondern auch die Kunstinstallation “Blood Swept Lands and Seas of Red”, bei der über 888.000 Mohnblumen aus Keramik (“Poppies”) aus dem Tower of London heraus und in den gesamten Burggraben zu fließen schienen – eine zum Gedenken an jeden einzelnen britischen Gefallenen im Ersten Weltkrieg.
Ich fand es wunderschön. (Trotz der Menschenmassen, die vergangene Woche zum Tower strömten, um die Poppies zu bewundern). Doch seht selbst:
Nächstes Jahr würde ich auf jeden Fall gerne nochmal in allergrauesten Herbst nach London. Gerne zu Halloween. (Und beim nächsten Mal bring ich auch ein richtiges Kostüm mit! Und wandle dort als Zombie durch die Straßen.) Ich bin mir sicher: Das wird super!
Wart ihr schon mal in London? Was hat euch besonders gut gefallen?
Hier gibt’s noch mehr zu London:
Mein persönlicher Guide fürs Londoner East End / Brick Lane
Streetart im Londoner East End: Shoreditch
Hinweis: Vielen Dank an Only Apartments, die uns ein Apartment in London zur Verfügung gestellt haben. Alle Ansichten sind wie immer meine eigenen.
Interesting post. Well explained.
Thank you!