Mehrtägige Fahrradtour am Schwäbischen Albtrauf (E-Bike-Region Stuttgart)

Wer diesen Blog schon länger verfolgt, weiß, dass ich ja normalerweise eher wandernd auf der Schwäbischen Alb unterwegs bin. Ein Wochenende lang mit dem E-Bike bzw. Pedelec auf einer Fahrradtour den Schwäbischen Albtrauf zu erkunden, den steil abfallenden Nordrand der Schwäbischen Alb, war daher eine neue Challenge für mich und eine willkommene Abwechslung.

Denn vom Fahrrad-Sattel aus erlebt man die Orte nochmal ganz anders – und kann zudem längere Strecken zurücklegen und mehr entdecken.

Die Route, die ich euch vorstellen möchte, ist Teil der “E-Bike-Region Stuttgart“, eine 400 km lange Fahrradtour, die in einem weiten Kreis einmal um Stuttgart herumführt. Die beiden südlichen Etappen in den Landkreisen Göppingen und Esslingen schlängeln sich am Albtrauf entlang und hinauf auf die Schwäbische Alb. So kommen schon ein paar Höhenmeter zusammen – dank E-Bike war das aber kein Problem. Und man wird mit einer abwechslungsreichen Tour und schönen Ausblicken belohnt – und anschließend mit einer rasanten Abfahrt von der Alb ins Tal!

Tag 1: Wäschenbeuren bis Wiesensteig – von den Drei Kaiserbergen zum Albtrauf

Route: (Schorndorf) – Wäschenbeuren – Hohenstaufen – Reiterleskapelle Nenningen – Weißenstein – Roggenmühle – Geislingen – Wiesensteig

Ca. 67 km ab Wäschenbeuren, ca. 850 hm, ab Schorndorf ca. 84 km, Link zur Route, meine Route bei Komoot

Der erste Tag führt uns durch den Landkreis Göppingen an den Albtrauf. Die offizielle Route startet in Schorndorf, das ihr auch gut mit der Bahn erreichen könnt. Schorndorf hat eine richtig schöne Altstadt – macht unbedingt eine kleine Erkundungstour, wenn ihr von dort aus startet! Wir beginnen unsere Tour diesmal allerdings nicht in Schorndorf, sondern ein paar Kilometer weiter entlang der Strecke in Wäschenbeuren. Von hier geht es vorbei an blühenden Wiesen und Feldern direkt zum ersten Highlight der Tour: der Spielburg unterhalb des Bergs Hohenstaufen.

Wie einen Vulkankegel könnt ihr den Göppinger Hausberg Hohenstaufen schon von Weitem aus der Landschaft emporragen sehen – allerdings ist er kein Vulkan, sondern ein sogenannter Zeugenberg der Schwäbischen Alb. Auf seinem Gipfel liegt die Ruine Hohenstaufen, einst Stammburg des Kaiser- und Königsgeschlechts der Staufer. Wenn ihr mögt, könnt ihr hier einen Zwischenstopp einlegen, da der Fahrradweg direkt am Abhang des Hohenstaufens vorbei und durch den gleichnamigen Ort führt, von wo die kürzesten Fußwege beginnen.

Was ihr auf keinen Fall verpassen solltet, ist ein Abstecher zur Spielburg, die direkt am Wegesrand unterhalb des Hohenstaufens liegt. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine Burg, sondern um eine markante Felsformation inmitten eines idyllischen Naturschutzgebiets, von wo man einen großartigen, weiten Blick ins Tal hat. Ich fand den Ort wunderschön!

Nachdem wir mit dem Hohenstaufen schon am ersten der “Drei Kaiserberge” vorbeigeradelt sind, geht es jetzt weiter in Richtung der zwei anderenKaiserberge” Stuifen und Rechberg. Dieses ganze Stück der Tour hat mir richtig gut gefallen, da der Fahrradweg hier meist durchs Grüne führt und dabei auf der Anhöhe bleibt, d.h. man hat unterwegs immer wieder schöne Ausblicke auf den Albtrauf und das Albvorland.

Stichwort Albtrauf: Da geht es jetzt als nächstes hin!

Im Wald strampeln wir dank E-Bike in wenigen Minuten über den Christentalpass hinauf zum Kalten Feld. Oben an der Passhöhe angekommen, legen wir bei der idyllisch gelegenen Reiterleskapelle eine wohlverdiente Pause ein. Bisher kannte ich diesen Ort nur von Wanderungen – erst kürzlich kam ich hier vorbei, als ich den neuen Löwenpfad Heldentour getestet habe. Die kleine Kapelle steht auf 642 m Höhe neben einer ca. 400 Jahre alten Sommerlinde. Ihr Schatten, einladende Bänke und ein richtig schöner Blick ins Tal machen den Ort zu einem perfekten Spot für eine Rast.

Anschließend folgt eine spaßige, ausgedehnte Abfahrt hinunter ins Tal nach Nenningen, von wo wir ein Stück auf der ehemaligen Zugtrasse ins benachbarte Weißenstein mit seinem Schloss weitersausen. Und hier geht es dann wirklich hinauf auf die Hochfläche der Schwäbischen Alb! Wir nehmen die Treffelhauser Steige im Wald, die sich als weniger schlimm wie befürchtet herausstellt. Dank E-Bike und “Boost”-Funktion schaffen wir es in wenigen Minuten und sogar ohne Absteigen hinauf. Oben angekommen, cruisen wir entspannt durch das wunderbar grüne und idyllische Eybtal, wo endlich eine wohlverdiente Einkehr wartet.

Die Roggenmühle mit ihren Forellenteichen und dem gutbürgerlich-schwäbischen Restaurant mit Biergarten ist ein beliebtes Ausflugsziel. Hier lassen wir uns Spätzle und jede Menge kalte Apfelschorle schmecken, laden unsere Bike-Akkus und schaffen es sogar, einen Gewitterschauer erfolgreich auszusitzen. Zum Abschluss entdecke ich noch drei süße Alpakas auf der Wiese und muss mich regelrecht losreißen, denn schließlich haben wir heute noch einige Kilometer vor uns!

Durchs Eybtal gelangen wir zu unserem nächsten Stopp Geislingen an der Steige, der mit 30.000 Einwohnern ‘größten’ Stadt der heutigen Tour. Geislingen liegt direkt am Fuße der Alb in einem Talkessel, in dem fünf Täler zusammentreffen, und ist umgeben von den bewaldeten Höhenrücken der Schwäbischen Alb. In der kleinen Altstadt legen wir erst mal einen Kaffee-Stopp ein und schlendern mit unseren Rädern durch die Fußgängerzone. Beim “Museum im Alten Bau” bewundern wir eines der höchsten historischen Fachwerkhäuser, das wir je gesehen haben, und beim “Kohn’schen Haus” eines der schmalsten.

An der hoch aufragenden Felsformation Hausener Wand entlang und durch Bad Überkingen geht es weiter durchs Tal und durch verschiedene kleine Ortschaften. Bei Deggingen könnt ihr einen kleinen Zwischenstopp einlegen und die Wallfahrtskirche Ave Maria in ihrer gesamten barocken Pracht anschauen.

Von hier sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Wiesensteig, das sich ebenfalls an den Albtrauf schmiegt – unserem Ziel für heute! Müde erreichen wir das gemütliche Albhotel Malakoff, das hoch oben über dem Ort thront und wo wir auch unsere Bikes über Nacht sicher lagern und laden können. Von der Terrasse des Restaurants haben wir bei einem leckeren schwäbischen Abendessen eine tolle Aussicht auf den Ort und das Tal – ein schöner Ausklang des ersten Tages!

Tag 2: Wiesensteig bis Nürtingen. Schopflocher Moor, Freilichtmuseum Beuren und Altstadt Nürtingen

Route: Wiesensteig – Schopflocher Moor – Lenningen – Owen – Beuren mit Freilichtmuseum – Nürtingen.

Ca. 59 km, ca. 855 hm, Link zur Route, meine Tour bei Komoot.

Der zweite Tag der Tour beginnt oben auf der Schwäbischen Alb, führt mitten durch die Natur zum Schopflocher Moor, gefolgt von einer rasanten Abfahrt ins Tal, idyllischen Streuobstwiesen, kleinen Ortschaften und der Altstadt von Nürtingen. Klingt gut, oder? Los geht’s!

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Albhotel Malakoff in Wiesensteig steigen wir (mit zunehmend schmerzendem Hintern) wieder auf unsere frisch geladenen E-Bikes. Den ganzen Vormittag geht es auf einsamen und idyllischen Wegen über die Alb durch Wald und Feld, fast ohne Menschen und Ortschaften. Und genau dieser Teil gefällt mir richtig, richtig gut!

Unser erstes Ziel ist ein kurzer Abstecher von der eigentlichen Route, der uns zum Schopflocher Moor bringt. Das einzige größere Hochmoor auf der Schwäbischen Alb sieht auf den ersten Blick aus wie eine verwilderte Wiese, ist aber eine landschaftliche Rarität. Normalerweise versickert das Wasser einfach in der Karstlandschaft der Alb, doch dank einer Tonschicht über einem früheren Vulkanschlot konnte sich hier ein Moor mit ganz besonderen Pflanzen- und Tierarten bilden. Auf einem Rundweg mit Holzstegen kann man es erkunden. Das nahegelegene Naturschutzzentrum Schopfloch mit Café und Lädchen informiert über die besondere Natur und Geologie der Region – ein weiterer, passender Stopp auf unserer Tour.

Danach ist unsere Zeit auf der Alb schon fast wieder zu Ende, dafür folgt nun einer der Höhepunkte der gesamten Fahrradtour: die Abfahrt von der Alb. Über die Alte Steige Lenningen geht es durch einen dieser märchenhaften Buchen-Hangwälder mehrere Hundert Höhenmeter hinunter ins Tal – was für eine Gaudi! Zum Glück ist die kurvenreiche Steige geteert und wurde nur von Fahrrädern befahren.

Unten kommen wir zwischen Streuobstwiesen in Lenningen aus dem Wald herausgesaust, wo uns gleich mal ein kräftiger Regenschauer erwartet. Zum Glück haben wir mit dem Sulzburghof eine gute Einkehrmöglichkeit entlang der Strecke, in die wir uns vor dem Gewitter retten können.

Der Sulzburghof liegt am Rande von Unterlenningen und betreibt einen Hofladen mit Café und Biergarten/Außenterrasse. Zudem gibt es auf dem Gelände ein Blumenlabyrinth, einen Themenweg und verschiedene Schaustationen zur Landwirtschaft auf dem Hof – was den Sulzburghof zu einem beliebten Ausflugsziel nicht nur von Familien macht. (Ich glaube ja, es liegt an den extrem leckeren Kuchen, die wir “leider” aufgrund des Gewitters noch probieren “müssen”). Außerdem stärken wir uns beim Mittagstisch – den Hofsalat mit hausgemachten Maultaschen und die hausgemachten Limonaden kann ich sehr empfehlen.

Frisch gestärkt und bei trockenerem Wetter radeln wir weiter durch die Streuobstwiesen am Fuße der Alb, die Burg Teck zu unserer Linken, die noch mächtigere Burg Hohenneuffen bald zu unserer Rechten im Blickfeld. Beim Freilichtmuseum Beuren parken wir die Räder und gehen auf eine kleine Zeitreise.

Das Gelände des Freilichtmuseums liegt ganz idyllisch am Fuße der Alb umgeben von Streuobstwiesen (hier in der Nähe war ich schon mal zur Streuobstblüte im Frühling). Insgesamt 25 Originalgebäude von der Schwäbischen Alb und dem Neckarraum wurden hier zu einem Dorf zusammengesetzt – vom Rathaus mit Lehrerwohnung über Bauernhäuser bis zum Backhaus oder Schäferwagen.

Interessant fand ich, dass ein paar der Gebäude sogar noch mit Stroh gedeckt sind, was man sonst in diesen Breiten ja gar nicht mehr sieht. Gut gefallen hat mir auch, dass die Gebäude innen begehbar und so eingerichtet sind, wie sie zu verschiedenen Zeiten waren. Zudem werden auf dem Gelände regionale und alte Sorten Obst und Getreide angebaut und vorgestellt, und auch aus dem Backkhaus strömt uns bald ein leckerer Duft nach Frischgebackenem entgegen.

Durch verschiedene kleine Ortschaften geht es anschließend auf den letzten Kilometern der Tour nach Nürtingen, das wir am frühen Abend erreichen. Pünktlich zu unserem Zieleinlauf kommt dann doch noch die Sonne heraus und die Stadt empfängt uns mit sommerlicher, chilliger Außengastro – bei der “Ufer Lounge” mit Biergarten und Liegestühlen am Neckar und am Ufer gegenüber beim “Stadtbalkon”. Bei “amore & gelati” gibt es köstliches, hausgemachtes Eis. Genau richtig für ein kühles Getränk und eine Stärkung nach einer langen Fahrradtour!

Überrascht hat mich die kleine, süße Altstadt, wo ihr unbedingt noch durchbummeln solltet. Hier lässt es sich beim “Café Schümli” oder beim “Nürtinger Keller” zu Schwäbisch-Deftigem noch gut einkehren – ich würde mal sagen, wir haben es uns nach über 120 km auf dem Sattel verdient.

Ein richtig schöner Ausklang eines abwechslungsreichen E-Bike-Wochenendes!

E-Biken am Albtrauf – Infos zur Tour

Hier findet ihr die Route der gesamten Tour mit Übersicht und Karten zu allen Etappen. Wir sind die Abschnitte am Albtrauf gefahren, d.h. die Hauptrouten in den Landkreisen Göppingen und Esslingen (in umgekehrter Richtung). Zudem findet ihr auf der Seite auch Vorschläge für Nebenrouten.

E-Bike/Pedelec ausleihen: Bei der Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf könnt ihr E-Bikes leihen (wir haben unsere auch dort geliehen). Auf der Website der E-Bike-Region Stuttgart findet ihr auch eine Übersicht aller Verleihstationen.

Akku unterwegs laden: Entlang der Gesamtroute der E-Bike-Region Stuttgart gibt es 45 vernetzte E-Bike-Verleihstellen und über 100 fahrradfreundliche Betriebe mit Ladestation. Auch im Hotel konnten wir die Räder problemlos in einem Schuppen über Nacht lagern und aufladen. Unsere Shimano-Bikes hatten einen praktischen Akku zum Rausnehmen, so dass wir ihn unterwegs auch einfach an irgendeiner Steckdose (z.B. im Café) laden konnten. Am ersten Tag haben wir beim Mittagessen geladen, eigentlich wäre es aber nicht nötig gewesen (hängt vom Bike/Akku/Fahrstil und von der Länge der Strecke ab).

Gepäcktransport? Leider wird derzeit noch kein Gepäcktransport entlang der Route angeboten. Ich empfehle euch, einfach minimales Gepäck für die beiden Tage mitzunehmen und mit einem kleinen Rucksack zu fahren (wie wir), oder noch besser, eigene Fahrradtaschen mitzubringen.

Wenn ihr euch für eine Fahrradtour auf der Schwäbischen Alb interessiert, wäre vielleicht auch der Albtäler Radweg etwas für euch – hier geht’s zum Blogartikel!

Mehr Tipps zu Ausflügen und Touren am Schwäbischen Albtrauf findet ihr hier.

Weiterlesen – weitere Tipps für die Region:

Der Löwenpfad Heldentour: ein neuer Wandertipp am Albtrauf

Wandern auf dem Kalten Feld mit Dreikaiserberge-Blick

Wandern auf dem Albsteig – über die Ruine Reußenstein zur Burg Teck

Albtäler Radweg – 3 Tage mit dem Rad über die Schwäbische Alb

Tolle E-Bike-Tour von Tübingen durch den Naturpark Schönbuch

Schwäbisches Hanami: die Streuobstblüte bei Beuren

Ausflugstipps Remstal: Schorndorf und Schwäbisch Gmünd

Hättet ihr auch mal Lust auf eine mehrtägige Tour am Albtrauf, oder habt schon mal eine gemacht? Dann schreibt mir gerne!

Werbehinweis: Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit der Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf. Meine Ansichten sind wie immer meine eigenen.

Share

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert