„Known to ourselves – unknown to the others“
steht im Palazzo Pubblico von San Marino an der Wand, und das trifft es eigentlich ganz gut. Die meisten haben vielleicht schon mal von dem Zwergstaat im Herzen Europas gehört, doch was San Marino genau ist und vor allem wo es sich genau befindet, wissen die wenigsten (mich bis vor Kurzem eingeschlossen – San Marino war einer meiner weißen Flecken!).
Dabei handelt es sich immerhin um die älteste bestehende Republik der Welt (der Legende nach 301 vom Heiligen Marino gegründet), ein Kleinstaat umgeben von Italien, der hoch oben auf einem Berghang zwischen Bologna und Rimini thront.
Einfach nur Wow: die Lage von San Marino
Die meisten kommen nur als Tagesausflügler von der Adriaküste bei Rimini nach San Marino, doch die kleine Republik lohnt sich durchaus auch für einen Wochenendtrip – am Besten mit Übernachtung mittendrin in der mittelalterlichen Altstadt.
Was ihr bei einem Kurztrip nach San Marino alles sehen und machen könnt, erfahrt ihr hier!
Die Drei Türme
Das Wahrzeichen der Republik San Marino sind die drei Befestigungstürme Guaita, Cesta und Montale, die wie drei kleine Burgen oben auf dem Bergkamm thronen, der zum UNESCO-Welterbe zählt. Ihr könnt sogar rein in die Türme und – was ich besonders cool fand – oben auf dem Bergkamm von einem Turm zum anderen laufen, an den Burgmauern herumstehen und euch für einen kurzen Moment wie in „Game of Thrones“ fühlen. (Warum wurde GoT eigentlich nicht in San Marino gedreht??).
Kleiner Khaleesi-Moment auf dem Zweiten Turm…
Die Ausblicke
Für San Marino gilt definitiv:
Location, Location, Location!
Die hügelige Lage auf einem steil in die Ebene abfallenden Bergkamm namens Monte Titano, der immerhin über 700 Meter aus der Ebene emporragt, ist wirklich einzigartig und sorgt ständig für neue famose Ausblicke.
Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen in San Marino war demnach einfach: wandeln und schauen.
Vom einen Befestigungsturm zum anderen schauen, hinunter ins Tal und über die Hügel der Emilia-Romagna, auf denen kleine Städtchen kleben, auf die Berge der Apenninen am einen Horizont und die Küste mit Rimini, Cesenatico und den anderen Badeorten der Adria am anderen Horizont schauen.
Besonders gut geht das übrigens am späten Nachmittag vor Sonnenuntergang, bevor ihr auf einen Aperitivo in eine der Bars und Ristorantes der Altstadt einkehrt.
…warum ich eigentlich im Mittelaltergewand auf der Burgmauer herumstand, lest ihr hier!
Die Gässchen der Altstadt
Ein Bummel durch die Gässchen der Altstadt gehört definitiv zum Pflichtprogramm und ist die beste Art, San Marino Stadt zu erkunden.
Hübsch ist die Piazza vor dem Palazzo Pubblico (übrigens auch ein guter Spot für Aperitivo zum Sundowner). Der neogotische Palast ist Rathaus, Regierungssitz und Parlament zugleich. San Marino hat nämlich seit dem Mittelalter eine besondere Regierungsform: Staatsoberhäupter sind immer zwei „Capitani Reggenti“, die für jeweils sechs Monate vom Parlament gewählt werden (man könnte also vermuten, dass bei einer Einwohnerzahl von ca. 30.000 jeder, der möchte, auch eine gute Chance hat, einmal dranzukommen).
Sehenswert ist auch die Basilica, in der ihr Reliquien des Schutzheiligen San Marino höchstpersönlich sehen könnt (ich sag nur: Kopf!). Ein weiterer schöner Aussichtspunkt ist bei der Seilbahn.
Wenn ihr zufällig euren Reisepass dabei habt, könnt ihr euch hier in der Tourist Information sogar einen Passstempel von San Marino holen!
San Marino ist zwar nicht in der EU, hat aber eigene Euro-Münzen und offene Grenzen. Zudem hat die Republik einen sehr niedrigen Steuersatz, weshalb viele auch zum Shoppen hierher kommen. In der Altstadt reiht sich daher ein Laden mit Souvenirs, Handtaschen, Parfüms, Spielzeugwaffen etc. aneinander (was ich persönlich etwas schade fand, da ich mich nicht für Souvenirs interessiere und viele der Läden etwas trashig fand). Hätte es mehr lokales Kunsthandwerk und coole Boutiquen gegeben, hätte ich aber bestimmt auch geshoppt!
Die kuriosen Museen
Überrascht hat mich, dass es in San Marino so viele kuriose (zum Teil etwas bizarre) Museen gibt: vom Vampir- und Werwolfmuseum (Museo Creature della Notte – Vampiri e Licantropi) bis zum Museum für moderne Waffen des Ersten und Zweiten Weltkriegs (ein Museum für antike Waffen gibt es auch, das befindet sich im Zweiten Turm), vom Wachsfiguren- und Kuriositätenkabinett über ein Ferrari und Abarth-Museum bis zum Foltermuseum.
Kurios: die Museen in San Marino
Wege auf den Monte Titano und die verlassenen Tunnel
San Marino besteht aus neun Gemeinden („Castelli“), eine davon ist Borgo Maggiore unten am Fuße des Berges. Von hier führt die Seilbahn hinauf auf den Monte Titano mit der Altstadt (von der ihr natürlich auch wieder einen tollen Blick aufs italienische Umland habt).
Blick auf Borgo Maggiore von der Gondel/Seilbahn
Wenn ihr Lust auf eine kleine Tour und etwas Natur und Bewegung habt, könnt ihr mit der Seilbahn runterfahren und von Borgo Maggiore aus auf einem Wanderweg im Wald den Berg wieder hinaufwanden (oder umgekehrt). Nach ca. 1,5 Stunden kommt ihr ungefähr auf der Höhe des Dritten Turms wieder oben an – natürlich belohnt euch wieder ein toller Ausblick (und das ein oder andere Gelato).
Bei unserer kleinen Wanderung habe ich etwas Spannendes entdeckt, was ich vorher nicht wusste: Im Berg von San Marino gibt es insgesamt 17 verlassene Eisenbahntunnel, die ihr zum Teil betreten und zu Fuß erkunden könnt. Am leichtesten zugänglich ist der gleich hinter dem Parkplatz der Seilbahn.
Ursprünglich war die Eisenbahn zwischen der Altstadt San Marinos und Italien ein Projekt Mussolinis, der auf dem Monte Titano eine Abhörstation errichten wollte. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Tunnel geschlossen und zum Lager für 100.000 (!) Kriegsflüchtlinge umfunktioniert. Heute sind sie verlassen, die elektrische Bahn fuhr nicht mehr. Angeblich sollen sie aber zum Wander- und Fahrradweg wieder geöffnet werden (was ich ja großartig fände!).
Cool: verlassene Eisenbahntunnel im Berg von San Marino
Die Weine und Spezialitäten
In San Marino könnt ihr genauso lecker schlemmen wie sonst in Italien auch: von Pasta, Pizza bis Gelato findet ihr alles. Darüber hinaus hat San Marino trotz der begrenzten Fläche von nur 61 Quadratkilometern auch eigene Spezialitäten wie Olivenöl, Honig, spezielles Weißbrot und Joghurt. Und natürlich Wein!
Ihr findet Weine, die es nur hier gibt (es gibt nur eine einzige Kelterei). Im Shop des Consorzio Vini könnt ihr sie kaufen (ihr findet sie auch in manchen Restaurants und Bars, aber leider nicht in allen). Besonders gut fand ich den Weißwein und „Briza”, den Vino Frizzante.
Mein Favorit: Briza, ein Rosé Frizzante
Gefreut hat ich außerdem, dass es in San Marino auch den Brauch des „Aperitivo“ gibt, den ich in Bologna kennengelernt hatte. Dabei nimmt man am frühen Abend, „after work” bzw. gegen Sonnenuntergang einen Aperitif und isst ohne Aufpreis kleine Snacks und Häppchen dazu, manche Bars bieten gar ganze Buffets. Solltet ihr auf jeden Fall auch ausprobieren!
Geht gut: Aperitivo auf der Piazza in San Marino
Ausflüge in die Umgebung
Von San Marino aus könnt ihr gut Ausflüge in die Umgebung, also „nach Italien“ machen, zum Beispiel an die Küste zum Strand fahren oder eines der kleinen Städtchen auf den Hügeln der Emilia-Romagna besuchen. Eine große Festung hat San Leo, das ca. 30 Minuten Fahrt von San Marino entfernt ist, ein hübsches kleines Dorf auf einem Hügel (mit wiederum tollen Ausblicken).
Auch nicht schlecht: der Blick von der Festungsmauer in San Leo
Ansonsten würde ich euch empfehlen, einen Besuch in San Marino mit einem Städtetrip nach Bologna zu verbinden. Warum Bologna, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Hinkommen
Am Besten fliegt ihr nach Bologna oder Rimini. Vom Flughafen Bologna fahren in regelmäßigen Abständen Busse zum Bahnhof in Rimini (Fahrtdauer ca. 1,5 Stunden) und von Rimini fahren wiederum regelmäßig Busse nach San Marino (Fahrtdauer ca. 30-40 Minuten).
Falls ihr mit dem Auto anreist, könnt ihr zwar den Berg hinauffahren, müsst es aber vor den Toren der Altstadt stehen lassen. Parkplätze sind vorhanden, aber begrenzt und kostenpflichtig. Alternativ könnt ihr auch unten in Borgo Maggiore an der Seilbahn parken und mit der Gondel hinauffahren (oder hochwandern, s.o.). In der Altstadt selbst könnt ihr alles gut zu Fuß erreichen.
Übernachten
Mein Unterkunftstipp für San Marino ist das kleine, aber feine Bed and Breakfast „Balsimelli 12“, das erst diesen Sommer eröffnet hat und von dem sympathischen San Marinesen Fabbrizio und seinen zwei kleinen Hunden geführt wird.
Das B&B ist in einem alten Haus, das seit Generationen im Familienbesitz ist und hat nur zwei Zimmer, vom oberen kommt ihr auf die Dachterrasse mit schönem Blick über die Dächer San Marinos und die Hügel der Apenninen. Und wenn ihr vor die Tür geht, seid ihr bereits mittendrin in der Altstadt!
Mehr über die Region liest du hier:
Zeitreise ins Mittelalter: Zum Mittelalterfest nach San Marino
5 Gründe für eine Reise nach Bologna
Die geheimen Kanäle von Bologna
Im siebten Eishimmel: Die Gelato University in Bologna
Adria: Von Kindheitserinnerungen und Strandklischees
Hinweis: Ich wurde von Visit San Marino zu den Medieval Days im Rahmen der iAmbassador-Kampagne #visitsanmarino eingeladen. Meine Ansichten sind wie immer meine eigenen.
Das sieht toll aus! Ich muss gestehen, ich weiß auch erst seit kurzem, wo sich San Marino genau befindet. Wir hatten überlegt bei unserem Italientrip vor 2 Wochen nach San Marino zu schauen, leider ist es sich dann aber nicht ausgegangen. Da ich aber ein großer Fan von mittelalterlichen Altstädten mit Türmen bin, muss ich fast mal dorthin 😉
Ja, das musst du! Und in der Umgebung gibt es ja auch noch mehrere kleine Städtchen mit Türmen (allerdings keine so weit oben gelegenen). 😉 Mir gefällt auch die Kombi mit Bologna – da stehen in der Altstadt auch noch zwei der alten Geschlechtertürme, auf die man sogar rauf kann, auch sehr zu empfehlen, wenn man Türme mag!
Na diesen Kurztrip werden wir nächsten Sommer auch mal planen, muss ja eine herrliche Stadt sein, San Marino, deinen Bildern zu folgern, und ich wusste gar nicht, dass dies die älteste Republik der Welt ist, die muss ja richtig Geschichte in sich bergen, werde gleich mal weitersurfen zu deinem anderen Artikel über San Marino! LG Yilmaz
Dankeschön, und viel Spaß beim Kurztrip!
Die Bilder sind wirklich atemberaubend. Danke für die vielen tollen Bilder auf deinem Blog! Habe ihn mal unter den Lesezeichen gespeichert und werde öfter vorbeischauen 🙂
Dankeschön!
Auf der Suche nach Inspirationen für unseren nächsten Jahresurlaub bin ich auf diesen Artikel über San Marino gestoßen. Ich muss sagen, das hatte ich gar nicht unbedingt als Reiseziel auf dem Schirm. Beim Anblick der tollen Bilder hat sich das nun geändert! Dankeschön!
Liebe Grüße aus Limburg,
Jörg
Vielen Dank! Dann wünsche ich euch auch einen tollen Aufenthalt!
Hallo!
Und Danke für den tollen Artikel! San Marino hatte ich noch garnicht auf dem Schirm für meine eigenen Reisen. Aber deine Fotos sind wircklich überwältigend schön. Danke für den Tipp.
Vielen Dank!
Sie haben hervorragende Fotos gemacht. San Marino ist ein schöner Kleinstaat, den die Leute meiner Meinung besuchen sollten.
Dankeschön, das denke ich auch!
Genial beschrieben, dieser Eintrag verleiht uns heute noch in San Marino den Sonnenubtergang zu genießen! Wir freuen uns schon!
Danke, und ganz viel Spaß!