Während ich diese Zeilen in mein iPhone tippe, sitze ich vor der Tür meiner kleinen Cabana im Refugio los Cuernos in Patagonien, Chile. Neben mir steht ein Austral Bier, ich blicke direkt hinunter auf einen türkisblauen See mit schneebedeckten Bergen in der Ferne, im Vordergrund dampft ein hölzerner Hot Tub einladend vor sich hin.
Rechts hinter mir ragen die Felszacken der “Cuernos” (Hörner) in den schon fast unpatagonisch blauen Himmel, nur wenige Meter weiter links rauscht ein kleiner Wasserfall als einzige Geräuschkulisse fröhlich vor sich hin. Ich überlege, ob ich meine Wasserflasche dort auffüllen soll, denn das macht man hier so.
Patagonien: Abenteuer, weite Wildnis und Entdeckergeist
Mit einer mehrtägigen Trekking-Tour in Patagonien hatte ich ja schon länger geliebäugelt. (Wer nicht?) Mitten in einer Postkarten-Wildnis zwischen Gletschern, Bergen und Fjorden im tiefen Süden Chiles wollte ich mich und meinen Körper, spüren, herausfordern, meinen Kopf frei bekommen.
Patagonien – das klang für mich schon immer nach Abenteuer, Wildnis und Erkundungsfahrten. Eine der am wenigsten besiedelten Gegenden der Erde. Stein und Eis. Die Magellanstraße. Gauchos und Guanacos in der weiten Steppe. Unerbittlicher Wind. Nichts für Schönwetterwanderer.
Wie mich.
Legendäre Trekkingtour: Der “W Circuit” im Nationalpark Torres del Paine (rot markiert)
Bisher dachte ich nämlich immer, Trekking in Patagonien wäre nur was für die ganz Harten, die tagelang in einem kleinen Zeltchen Wind und Wetter trotzen, 20 kg Rucksäcke schleppen und damit dann noch Profibergsteigen.
Ist es nicht!
Der W Circuit, ein Trek, der euch zu den schönsten Orten im Torres Del Paine Nationalpark im Süden Chiles bringt, ist nämlich in 3-5 Tagen ziemlich gut machbar – auch für wenig trainierte Wanderer. Ihr müsst noch nicht mal campen oder Essen schleppen, sondern könnt auch die “Luxus”-Variante wählen. Denn entlang des Wegs gibt es charmante Hütten mit Zimmern verschiedener Kategorien zum Übernachten (und sogar ein Hotel!).
Wer wie ich oft allein reist, aber nicht alleine wandern will (was grundsätzlich auch keine gute Idee ist), kann den Trek mit Fantástico Sur als geführte Tour machen, die auch einige der Lodges im Park betreiben, Guides zur Verfügung stellen und auf Wunsch sogar Träger (!) fürs Gepäck. Ich war alleine in Patagonien, habe die Tour mit Fantastico Sur gemacht und in Hütten (“Refugios”) übernachtet. Wie das war, zeige ich dir hier!
Tag 1: Gechillter Tag entlang türkisblauer Seen. Kleine Hütten am See und ein Hot Tub.
Hotel Las Torres bis Los Cuernos.
Unser Startpunkt des Treks ist das Hotel Las Torres, eine umgebaute frühere Estancia. Von hier wandern wir am späten Vormittag gemütlich los. Der patagonische Frühling meint es an diesem Tag gut mit uns – anstatt des berüchtigt-rauen patagonischen Wetters (“4 Jahreszeiten an einem Tag”) scheint die Sonne wie im Bilderbuch und nach kurzer Zeit sind wir sogar im T-Shirt unterwegs, den Schweiß auf der Stirn.
Die erste Etappe ist die einfachste. 11 km mit wenig Höhenunterschieden auf einem gut markierten Weg. Er führt uns erst durch den Busch (ja, es ist die “Pampa”), bis von einer kleinen Anhöhe aus die ersten Seen vor uns liegen. Zwei Mal überholen uns Gauchos mit kleinen Pferdekarawanen – sie bringen alles Notwendige zu den Refugios im Park, transportieren sogar Wein und Eier fürs Frühstück, tragen Müll zurück.
Den Rest des Tages führt uns der Weg am Lake Nordenskjöld entlang, den Blick immer auf das türkisblaue Wasser und die unglaubliche Weite der Landschaft gerichtet.
Es ist ganz still, nur ab und zu durchbrochen von unseren Unterhaltungen, dem Klicken eines Fotoapparats oder dem Zwitschern eines Vogels. Die Seen liegen da wie Spiegel. Links und rechts des Wegs haben die niedrigen Calafate Sträucher bereits duftende gelbe Blüten, aus anderen Büschen kommt das erste frische Grün.
Jeder geht in seinem eigenen Tempo, man kann sich quasi nicht verlieren. Ich lasse mich hinter die Gruppe zurückfallen und laufe einfach weiter, happy und in meinen eigenen Gedanken versunken. Es macht Spaß.
Am späten Nachmittag dann schneebedeckte Berge und Gletscher in der Ferne – es sieht aus wie in Kanada (allerdings mit komplett anderer Vegetation). An den Uferhängen wachsen knorrige, vom Wind bizarr verformte Bäume. Es fühlt sich an, als würde ich durch eine Postkarte laufen und kann einfach nicht aufhören, aufzuhören. Ich muss ständig anhalten. Schauen. Mich auf einen Stein setzen und alles einsaugen, Hunderte von Fotos schießen, doch ich schaffe es trotzdem nicht, alles einzufangen.
Das Refugio Los Cuernos liegt am Ufer eines wunderschönen Sees. Es ist die schönste Unterkunft des gesamten Treks. Ich beziehe meine eigene kleine Cabana (es gibt auch Gemeinschaftszimmer und Zeltplätze) und sitze erst mal unten am See, dann mit einem Austral Bier vor meiner kleinen Hütte., und fange an zu schreiben.
Die Duschen sind heiß, der Hot Tub auch und ich merke erst, als es schon dunkel ist, wie hungrig ich eigentlich bin. Ich bin mal wieder die verfrorenste von allen, doch ein Feuer prasselt im Ofen in meiner Hütte und ich schlafe wie ein Murmeltier.
Was für ein Einstieg in das Trekking-Abenteuer, was für ein Tag! Er war perfekt. Ich bin müde, aber glücklich.
Tag 2: Felswände, Gletscherlawinen und der Düsterwald.
Los Cuernos bis Paine Grande, über French Valley.
Am nächsten Morgen wache ich zum Alpenglühen an den Los Cuernos auf, die ich direkt durch mein Dachfenster sehen kann, während ich im Bett liege. Doch nach nur drei Minuten ist alles schon wieder vorbei. Wolken ziehen auf. Kein Licht und kein Wetter sind hier von Dauer…
Um 8 Uhr laufen wir los. Am See entlang, ein Stück über den Strand, dann durch den knorrigen Wald. Es geht bergauf und bergab, der Weg führt über Stock und Stein, wird anspruchsvoller, die Landschaft erinnert mich an die kanadischen Rockies.
Nach 2 1/2 Stunden biegen wir in ein Seitental ab, das “French Valley”. Beim Italian Camp, einem Campingplatz mit Rangerstation, lassen wir unser Gepäck zurück und nehmen nur das nötigste mit, bevor wir in das Tal hinaufsteigen zum ersten Viewpoint beim French Glacier, der an der Rückseite des Paine Grande an steilen schwarzen Felswänden hinunterpurzelt.
Paine Grande ist mit 3.050 m der höchste Gipfel im Torres Del Paine Massiv, doch von hier, auf ca. 450m Höhe über dem Meeresspiegel, sieht er komischerweise ganz nah aus, als könnten wir ‘mal eben’ auf ihn hinaufsteigen.
Je länger wir jedoch dort sitzen und auf den Berg und Gletscher starren, desto mehr wird klar, dass der Paine Grande kein Ort for Menschen ist. Steiler schwarzer Fels, von dem Gletscher hängen. Geröll. Alle paar Minuten kündigt ein lautes Donnern und Grollen die nächste Lawine an. Wir starren fasziniert auf die Berghänge. Es klingt wie Kanonenschüsse. Ein Kondor kreist hoch oben im Aufwind vor der Felswand. Wie alle Gletscher in Patagonien hat auch der French Glacier sich in den letzten Jahren stark zurückgezogen. Am seinem Fuß wachsen nun sogar Bäume.
Hinter uns ragen die kuriosen, mehrfarbigen Felshörner der Los Cuernos wie Wolkenkratzer in die Höhe. Von hier sehen sie total anders aus als heute Morgen. Das interessante am W Circuit ist, dass man die selben Berge immer aus neuen Perspektiven sieht, während man quasi um das Bergmassiv herumgeht. Die Aussicht verändert sich ständig – wie das Wetter und die Landschaft.
Die anderen steigen weiter hinauf ins Tal zum zweiten Viewpoint beim British Camp, doch unser Guide Paula und ich bleiben einfach hier oben sitzen und schauen.
“I have found my passion here”, erzählt mir Paula. Wie viele hier kommt sie eigentlich aus Santiago, doch ihre Liebe zur Natur und den Bergen zog sie vor fünf Jahren nach Patagonien. Dann entdeckte sie das Klettern. Sie liebt, dass es alles andere ausblendet, wenn es auf einmal nur noch sie und den Fels gibt.
Eines Tages einen der Torres zu durchklettern oder die mächtige Felswand der Cuernos direkt hinter uns zu bezwingen ist ihr Traum. “Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich ein Ziel. Davor ist alles einfach immer so passiert. Jetzt habe ich etwas, auf das ich hinarbeiten kann, für das ich kämpfen muss.”
Ich hoffe, dass sie es schafft.
Unbeschwert und völlig ohne Eile steigen Paula und ich hinunter zum Italian Camp, schlagen dort unser eigenes kleines Picknick-Camp am Fluss mit Snacks auf und warten auf Berne und Darryl, die noch weiter zum zweiten Lookout hinaufgestiegen sind.
Ich klettere hinunter in den rauschenden Gebirgsbach und balanciere dort auf großen Steinen herum, um meine Wasserflasche aufzufüllen. Es fühlt sich an wie das normalste auf der Welt. Dann gehe ich ganze acht (!) Mal über die schaukelnde Hängebrücke, einfach so, wie ein Kind, schaukelnd und hüpfend, weil ich’s kann, und weil ich mag.
Als wir die letzte Etappe zu unserer nächsten Hütte antreten, ändert sich die Szenerie. Der Weg führt nun durch relativ flaches, Moor-artiges Grasland, das noch ganz gelb von letzten Winter ist, und durch einen verbrannten Wald mit kleinen, knorrigen Bäumen wie weiß-schwarz verkohlte Gerippe.
Es sieht aus wie ein Düsterwald aus einem Fantasyfilm. Das zunehmend schlechtere Wetter verstärkt die unwirkliche Atmosphäre noch mehr.
Düster ist auch dieser Teil der Geschichte des Parks: Im Dezember 2011 machte ein Backpacker, der vermutlich außerhalb der offiziellen Campingplätze campte, ein Feuer. Unglaubliche 17.000 Hektar Land im Park verbrannten (die Hälfte der gesamten Fläche!), viele Besucher mussten aus dem sowieso schon schwer zugänglichen Gelände evakuiert werden. Die Spuren sind bis heute deutlich sichtbar und werden uns von nun an auf unserem Trek begleiten.
Nach ca. 2 1/2 Stunden, bei denen ich mich ständig umdrehe, da die “Cuernos” wunderbar hübsch hinter uns aufragen, und einer letzten Kuppe sehen wir endlich das Refugio Paine Grande am Ufer eines fast surreal türkisblau leuchtenden Sees. 25 km waren es heute – wir sind fast da! Zum Glück – denn es ist kalt geworden und hat angefangen zu regnen.
Das Refugio wirkt mehr wie eine große Jugendherberge als eine Wanderhütte. Ich weiß, dass ich vom Vortag verwöhnt bin, doch Paine Grande mochte ich im Nachhinein am wenigsten. Wie in den meisten anderen Refugios gibt es auch hier in den Zimmern keine Heizung, alles ist etwas kalt und feucht und das Essen nicht besonders, doch ich bin eigentlich nur froh, dass ich jetzt nicht draußen bei Wind und Regen campen muss.
Und dank fünf Schichten Klamotten, ein paar Gläschen chilenischen Weins in einer lustigen Runde mit anderen Wanderern vor dem Feuer, einer zweiten Decke und einer heißen Dusche kann ich dann trotzdem noch warm schlafen.
Tag 3: Mehr Düsterwald und Gletscher-Kajaken mit Eisbergen.
Paine Grande bis Glacier Grey.
Für heute ist den ganzen Tag starker Regen angesagt, dementsprechend trüb ist auch die Stimmung an diesem grau-kalt-nassen Morgen. Zum Glück ist hier alles ständig im Fluss und nichts von Dauer, so dass wir den Rest des Tages mit schwachem Regen und wenig Wind davonkommen.
Der Weg führt uns heute ca. 5 Stunden durchs Hinterland und durch eine recht monotone Gras-/Hügellandschaft bis hinüber zum Lago di Grey. Was einmal eine der schönsten Strecken des Rundwanderwegs mit schönen patagonischen Wäldern gewesen sein soll, wirkt nun, fast 4 Jahre nach dem großen Brand, trostlos und abgestorben, als wären wir auf dem Weg nach Mordor anstatt zum Grey-Gletscher.
Interessanter wird es allerdings, als wir die Hügelkuppe erreichen und von dort die ersten Eisberge unter uns im Lago di Grey herumschwimmen sehen. Und dann beim letzten Stück auch der Gletscher ins Blickfeld kommt, riesig und scheinbar endlos (der Glacier Grey ist ca. 28 km lang und mündet im Patagonischen Eisfeld). Wow!
Nach einem kurzen, wohlverdienten Mittagsschläfchen und Lunch im Refugio Grey, einer relativ neuen Hütte in der Nähe des Gletschers, brechen wir zum nächsten Abenteuer auf: eine Kajaktour zum Gletscher, mit Eisbergen!
In der Kajakbasis von Bigfoot Adventure in der Nähe des Refugio Grey bekommen wir eine Einweisung und werden mit Neoprenanzug und -schuhen, Kajakjacke, Drybag und Schwimmwesten ausgerüstet.
Dann geht’s vom Seeufer aus auch schon hinein in die Kajaks und wir paddeln einfach los, durch kleine Eisberge hindurch (man kann das Eis sogar anfassen) und dann direkt auf den blau-weiß schimmernden, vor uns aufragenden Gletscher zu.
Es ist total still und friedlich und ich stelle mal wieder fest, was für eine coole Art kajaken ist, um eine Landschaft zu erkunden.
Eisberg voraus! Eines meiner Highlights: Kajaken mit Eisbergen am Glacier Grey
Diesmal kommen wir sogar richtig nahe an die Gletscherzunge heran und ich höre das erste Mal, was für Geräusche der Gletscher macht, ein tiefes Rauschen und Knacken und Knistern.
Der Glacier Grey ist nicht besonders aktiv und ein Teil seiner durch eine Felseninsel (genannt “Nunatak”) getrennten Gletscherzunge liegt in einer geschützten Bucht, weshalb er sich auch gut zum Kajaken eignet. Doch als wir uns nähern, bricht tatsächlich und ohne Vorwarnung am äußersten Rand ein Stück ab und donnert in den See, zerbirst dabei in 1.000 Teile. Die Guides brüllen Kommandos und wir richten die Kajaks frontal in Richtung der nachfolgenden Welle aus, doch zum Glück war es nur ein kleines Stück, und kein Eisblock wie ein Hochhaus.
Dann gehen wir sogar an Land, ganz am Rand der Bucht, auf die Gletschermoräne, balancieren in unserem schicken Kajakoutfit über in tausenden von Jahren abgeschliffenem Gestein, albern herum, machen einen kleinen “Glacier Dance” auf einem Fels überm Gletschersee, trinken Tee und essen Schokolade, während von oben leichter Regen fällt, vor uns Eisschollen im eiskalten Wasser herumdümpeln und die Zacken vom Gletscher hübsch blau leuchten vor dem grauverhangenen Himmel.
Es mag ein bisschen zu kalt und nass sein für meinen Geschmack, aber ich liebe es!
Der Gletscher erscheint mir wie ein großer Abenteuerspielplatz, und – for the record – ich würde sofort auch noch ein Mal zum Spielen mit hinauskommen. Ich habe übrigens mit Bigfoot Adventure auch eine Gletscherbegehung (Glacier Walk) auf dem Glacier Grey gemacht, die ich auch sehr empfehlen kann!
Hier lest ihr den ganzen Beitrag über meine Kajaktour mit Eisbergen am Glacier Grey!
Tag 4: Schnee, Eisberge voraus, Pisco Sour mit Gletschereis und Guanacos im Abendlicht.
Lago di Grey bis Hotel Las Torres.
Am nächsten Morgen, ich traue meinen Augen kaum, schneit es. “4 Jahreszeiten an einem Tag” – oder an 4 Tagen. Wenn gestern Herbst war, dann ist heute definitiv Winter.
Ich ziehe alle meine Schichten an. Lagebesprechung beim Frühstück. Eigentlich wollten wir heute ein Stück auf dem großen Circuit weitergehen und hinaufwandern zum Aussichtspunkt am Gletscher, 2h hin und 2h zurück, doch die Sicht ist extrem schlecht und wir müssen es lassen. Auch das ist Patagonien – die Bedingungen ändern sich ständig, und wer sich anpassen muss, bist du.
Susanne von Fantastico Sur und ich gehen stattdessen zum Lookout auf einer Felszunge vor dem Gletscher, die nur 15 Minuten von der Hütte entfernt ist. Die Hänge sind wie gepudert mit frischem Schnee. Ich erkenne irgendwie keinen der Eisberge im See von der Kajaktour am Vortag wieder. Es scheint, als hätten sie sich über Nacht verschoben – als wären es auf einmal andere.
Nachmittags gehen wir an Bord eines der wenigen Boote im Park (es gibt zwei Verbindungen) und fahren über den Lago di Grey zum Parkplatz, von wo uns ein Van wieder zurück zum Hotel Las Torres auf der anderen Seite des Parks bringen soll, unserem Ausgangspunkt des Treks.
Die Grey II tuckert in Richtung Gletscher und um das Nunatak herum (die Felseninsel in der Mitte der Gletscherzunge) zur linken Hälfte der Gletscherzunge, und dort erwartet uns eine Überraschung: durch das warme Wetter sind einige Teile abgebrochen, die ganze Bucht vor der Gletscherzunge ist voller Eisberge und Eisschollen, und wir tuckern mittendurch! Zum ersten Mal weiß ich, wie es sich anhört, wenn ein Schiff über Eisschollen fährt.
Die Grey II fährt sogar so nah an einen der Eisberge heran, dass wir ihn anfassen können. Die Farben sind unglaublich – eher 50 Stades of Blue (statt Grey). Manche sehen aus wie Eisskulpturen.
Dann gibt es – natürlich! – Pisco Sour mit Gletschereis für alle. Und auf dem Rückweg zum Parkplatz über den weiten Strand ist auch das andere Ende der Bucht auf einmal voll mit großen wunderschönen Eisbergen. Ein Eisberg-Strand!
Als wir anschließend einmal quer durch den Park zum Hotel Las Torres zurückfahren, klart das Wetter auf und wir müssen ständig anhalten und schauen und Fotos schießen. Das schneebedeckte Bergmassiv, die weiten Graslandschaften, die Seen und Wasserfälle – alles erstrahlt im schönsten Abendlicht.
Auf dem Weg zu einem Wasserfall hoppelt dann noch ein lustiges Gürteltier vor uns her, ganze Herden von Guanacos grasen friedlich vor sich hin oder versperren die Straße wie die Schafe in Irland, zwei Kondore kreisen entspannt über eine Hügelkuppe.
Auch heute Abend wird es mal wieder spät werden, und morgen steht noch eine etwas steilere letzte Etappe an: die Tageswanderung zur “Base de las Torres”. Doch das ist mir in diesem Moment egal. Heute Abend einfach nur hier draußen zu sein ist einfach zu perfekt!
Dann zaubert Susanne auf einmal von irgendwoher Snacks, Vorspeisen und einen Cocktail-Mixer hervor und aus dem Rucksack einen riesigen Block (!) Gletschereis, und es gibt nochmal einen frischen und sehr eiskalten Pisco Sour mit Original Gletschereis für alle.
Berne, Darryl und ich schauen uns an und zucken mit den Schultern.
“Patagonia?”
“It’s ok.”
“No pisco, no disco” – am Besten mit uraltem patagonischem Gletschereis.
W Circuit im Torres del Paine – Infos
Mehr Infos zu Trekkingtouren und den Hütten findet ihr hier auf der Website von Fantástico Sur.
Infos und Preise zu meinem Trek mit Übernachtung in den Cabanas und Hütten und Vollverpflegung (sozusagen die ‘Deluxe’-Variante ohne Camping) findet ihr hier. Die günstigste Variante ist, die Tour ohne Guide und mit Camping bei den Refugios sowie eigenem Essen zu machen. Außerdem könnt auch campen, aber in den Refugios essen. Hier ein paar nützliche Links:
- Offizielle Website des Torres Del Paine Nationalparks
- Gletscher Kajaking und Ice Hiking: Bigfoot Adventure Patagonia
Einen Wander-Guide mit vielen Infos inkl. Packliste findet ihr im Chile-Guide von Steve und hier, eine Packliste mit Wander-Ausrüstung gibt es auch bei Travel Run Play. Ich war Anfang der Saison (Anfang/Mitte Oktober) da, wo es noch relativ kalt sein kann und ja auch schneite, wie ihr oben gesehen habt. Daher würde ich euch zusätzlich eine leichte, klein zusammenfaltbare Daunenjacke empfehlen! (Denn sobald man mal nicht wandert, wird es ganz schön frisch!).
Hinkommen
Am Besten (und schnellsten) fliegt ihr von Deutschland über Santiago de Chile nach Punta Arenas, z.B. mit LAN Airlines. Von Punta Arenas fahren regelmäßig Busse nach Puerto Natales (der nächstgrößere Ort in der Nähe des Torres Del Paine Nationalparks, der von da aber immer noch 2 1/2 h entfernt ist), oder direkt zum Parkeingang. Alternativ zu den Bussen könnt ihr einen Mietwagen nehmen. Bucht eure Unterkünfte beim Park am Besten schon vor!
Die beste Reisezeit
Die meisten fahren im Sommer nach Patagonien, d.h. zwischen Dezember und Februar, am allermeisten los ist im Januar und Februar. Davon würde ich euch aber dringend abraten! Der Park platzt dann aus allen Nähten, die Infrastruktur ist auf die steigenden Besucherzahlen einfach nicht ausgerichtet (die bald durch verpflichtende Reservierungen bei Unterkünften und Campingplätzen reguliert werden könnten). Zudem sind die Winde im Nov/Dez am stärksten.
Ich selbst war in der ersten Oktoberwoche dort, d.h. zum Start der Saison. Da ist es noch schön ruhig, aber auch etwas kälter, und die Vegetation ist noch etwas karg. Allerdings kann es in Patagonien auch im Sommer jederzeit schneien! Darauf solltet ihr in jedem Fall vorbereitet sein und genügend Kleidungsschichten für alle Fälle dabeihaben. Ich war im Nachhinein sehr froh, dass ich neben einem Fleece noch eine Daunenjacke dabei hatte und Sportleggings unter der Wanderhose trug.
Ideal sind der Frühling Ende Oktober/November, und der Herbst (April/Mai), dann ist es weniger überfüllt und die Farben sind am schönsten – was mir auch von allen Guides und Einheimischen als ideale Reisezeit empfohlen wurde.
Übernachten
Sowohl in Puerto Natales als auch im Torres Del Paine Nationalpark selbst gibt es mehrere Möglichkeiten, vom Hostel bis zum luxuriösen Hotel. Wir waren im Hotel Las Torres sowie in den Refugios Los Cuernos, Paine Grande und Grey.
Weiterlesen
- Kajaktour mit Eisbergen am Grey Glacier, Torres del Paine Nationalpark
- Expeditionskreuzfahrt von Punta Arenas durch die chilenischen Fjorde in die Antarktis
Hinweis: Vielen Dank an Fantastico Sur, die mich auf den Trek eingeladen haben! Meine Ansichten bleiben wie immer meine eigenen.
So wunderschön! Wir planen gerade unsere Patagonien Reise im Frühjahr!
Danke, na das passt doch super! Und eine gute Wahl von der Reisezeit. 😉 Hoffe, ihr könnt ein paar Anregungen mitnehmen!
Hach, wie schön!! Und gut zu wissen, dass es auch noch geeignete Reisezeiten gibt, zu denen im Torres del Paine noch nicht so viel los ist. Das hat mich ja irgendwie beim Lesen von diversen Berichten schon immer ziemlich abgeschreckt. Auch wenn das natürlich ein Reiseziel ist, für das ich sogar “Menschenmassen” auf mich nehmen würde… (und das soll schon was heißen! 😉 )
Viele Grüße
Kathrin
Ganz genau – “Menschenmassen” wirst du wahrscheinlich im Vergleich zu anderen Touristenzielen auf der Welt in Patagonien kaum finden, aber gerade beliebte Wanderungen wie Base de las Torres laufen im Sommer wohl 650 Leute pro Tag (!). Wir haben den ganzen Tag 100 bis 150 gesehen und das hat mir schon gereicht (nur bei Base de las Torres jetzt, auf den anderen Routen war es zum Glück ziemlich leer!). Aber vermutlich suche ich auch genau das: Weite, möglichst allein in der Natur, aber auch eine gewisse Infrastruktur. Und das geht zu Saisonbeginn und -ende im Torres del Paine ganz gut! Ich muss auf jeden Fall bald wieder nach Patagonien!
650?? Also bei uns Ende Februar waren es schätzungsweise auch eher 100-150 – nicht wenig, aber wenig genug, dass sich das alles gut verläuft. Bei den Torres waren wir mit zwei anderen Pärchen sogar ganz alleine. Also lass dich von den Berichten nicht abschrecken – es lohnt sich! Liebe Grüße, Jana
Hi Jana, das ist gut zu wissen! Ja, insgesamt und verglichen mit anderen Destinationen auf der Welt ist es dort immer noch recht ruhig. 😉 Das mag ich. Lohnen tut es sich auf jeden Fall!
Hallo Susi,
mal wieder so ein Bericht von Dir, bei dem ich im Geiste schon die Koffer gepackt habe und auf dem Weg zum Flugzeug bin. Die Bilder sind traumhaft und dieser Trekk hört sich nach einem wirklich must-do an. Spontan hat mich beim Anblick der Bilder auch etwas Wehmut gepackt, da auch mich manche Bilder an Kanada erinnert haben.
Diese Reise kommt definitiv auf meine Liste und will nachgereist werden.
Liebe Grüße
Mo
Vielen Dank, Mo! Genau meine Erfahrung: Wer Kanada mag, der mag auch Patagonien. 😉 Ich wünsche dir eine tolle Reise!
Klingt super und so schön ruhig.
Danke! Genau das hat mir auch sehr gut gefallen! 😉
Meine Freunde und ich hängen gerade vor dem Artikel und wollen nun unbedingt das Gleiche machen.
Haha, das freut mich! 🙂 Ja, unbedingt!
wow. wunderschön. das steht 2016 auf meiner liste!!
Super! Ich würd’s nächstes Jahr auch sofort wieder machen!
Wow, ein toller Bericht mit tollen Fotos – und ein Trek in der Deluxe-Version, das wäre auch für mich was. Vielen Dank für die ganzen Informationen.
Gerne, freut mich! Ja, für mich war es auch interessant, dass es das Ganze auch als geführten Trek gibt, und dass man eben nicht zwingend zelten und alles an Essen und Ausrüstung mitschleppen muss, sondern auch in den Hütten übernachten kann. Kann ich absolut empfehlen!
toller Bericht 🙂 ich habe den W bereits 2x gemacht und es ist einfach traumhaft im Süden von Chile 😉 das sollte jeder auf seiner Bucketlist haben!
Danke, da stimm ich zu! Könnte mir auch vorstellen, dort nochmal wandern zu gehen!
Ahoi,
Mich würde interessieren was so ein wandertripp im groben kostet (ohne Flug / ausrüstung / nur rein vor Ort).
Hotels im np torres del paine sind ja mitunter nichts für schnäppchenjäger und bei bootstouren sowie kajaken kommt wahrscheinlich schon was zusammen.
Da ich selbst schon vor ein paar Jahren Patagonien bereiste und dieses Jahr wieder hinmöchte würde ich mich sehr über infos freuen.
Dank im voraus
Mfg joesandviper
Hey hey, das freut mich! Ja, Patagonien ist nicht ganz so günstig, da gebe ich dir Recht. Ich habe bei den Infos unten am Artikel die Links zu den Kosten drin – sowohl bei Fantastico Sur für die Tour und Hütten, als auch beim Kajakanbieter, schau da nochmal rein!
Liebe Susi, das sind wirklich atemberaubende Aufnahmen. Kein Wunder, dass der Torres del Paine und überhaupt Patagonien immer höher auf meiner “unbedingt-erleben-Liste” landet. Die Fotos bei etwas bewölkterem, dramatischen Himmel sind meine Favoriten 🙂
Und die Fotos vom Gletscher – da bleibt einem ja fast der Atem weg. Ich freue mich wenn wir mal nach Patagonien aufbrechen … wenn es nach mir geht ist es ganz bald so weit 🙂
Oh, vielen Dank! 🙂 Ja, mir blieb auch fast der Atem weg – ich muss unbedingt nochmal hin…
Was für ein toller Bericht. Ich hatte schon ein paar Fotos aus Patagonien gesehen, aber dein Bericht macht richtig Lust diesen Track zu laufen. Steht ab sofort auf meiner ToDo Liste 😀
Yeah, so muss das sein! Dann wünsche ich dir gutes Gelingen und viel Spaß! Mich zieht es auf jeden Fall auch wieder nach Patagonien.
Scheint ja Tradition zu sein, dass es am letzten Tag auf dem Trek schneit 🙂 Wir haben allerdings im Zelt geschlafen, was ziemlich kalt war…
Uahhh, das kann ich mir denken! Da sollte man auf jeden Fall einen Polarschlafsack dabei haben (darauf schworen jedenfalls unsere Guides – die haben auch freiwillig gezeltet!).
Hallo
Wir stehen kurz vor dem Abflug nach Patagonien und werden als erstes den W-Trek machen. Wir sind noch nicht sicher, ob wir die Wanderschuhe mitnehmen sollen oder ob alles in den Trekkingschuhen geht? Was meinst du dazu? Wir gehen oft wandern in den Alpen und wissen wie wichtig gutes Schuhwerk ist. Aber wir werden 6 Wochen unterwegs sein in Chile und Argentinien und wollen darum das Gepäck auf das nötigste beschränken…
Hi Lydia, ich hatte meine ledernen Meindl-Wanderstiefel dabei und war sehr froh, dass ich sie hatte! Ich würde euch auf jeden Fall Stiefek empfehlen, die über den Knöchel gehen. Ich verstehe das Argument mit dem Gepäck, aber wenn ihr 6 Wochen dort seid, werdet ihr ja vermutlich noch öfter wandern? (Ansonsten einfach die Stiefel auf dem Flug und so als Standardschuhe anziehen – da läuft eh jeder in Outdoor-Klamotten rum ;-)). Nehmt lieber insgesamt weniger Klamotten mit. Ich wünsche euch eine tolle Reise!
Liebe Susi
Danke für den tollen Bericht- die Wanderung hört sich so befreiend und einzigartig an! Ich würde sie gerne machen, habe aber Angat vor steilen Abgründen. Ist dieses ein Problem auf der W Wanderung oder sind es immer breite pfäde in der Landschaft ohne Hänge? Danke für deine Hilfe! LG Steffi
Hi Steffi, die Wanderung geht eigentlich eher sanft auf und ab, d.h. du hast meistens keine steilen Hänge oder Abgründe oder viele Höhenmeter, was gut für dich wäre! Der Wanderweg ist allerdings ein ganz normaler Wanderpfad, also kein breiter befestigter Weg. Ich fand es aber ehrlich gesagt relativ leicht!
Hallo Susi,
vielen Dank für deine Infos. Ich werde im April den W-Trail machen und bin noch planlos bezüglich der Übernachtung. Die Refugios sind ja doch sehr teuer, ein Zelt mitschleppen will ich allerdings auch ungerne.
Kann ich irgendwo in Patagonien einen Schlafsack anmieten und zu den einzelnen Refugios mitnehmen um Geld zu sparen? Gibt es die Möglichkeit in den Refugios die Küche zu nutzen für selbstmitgebrachte Lebensmittel?
Kennst du noch weitere Möglichkeiten um Geld zu sparen?
Grüße Maria
Hi Maria,
ja, es gab bei den Refugios die Möglichkeit, Zelte und Schlafsäcke zu mieten, und man konnte dort auch essen bzw. Essen kaufen, um nicht alles mitschleppen zu müssen. Soweit ich weiß, konnte man nicht in allen Refugios die Küche nutzen (erkundige dich am Besten zu diesen Fragen bei Fantastico Sur! Siehe Link im Artikel). Eventuell gibt es auch in Puerto Natales die Möglichkeit, in Sportgeschäften Ausrüstung zu leihen (vielleicht weiß das auch Steve von backpacker.org! Der hat den Trek ohne Hüttenübernachtung gemacht.) LG!
Sieht teilweise doch ganz schön kalt und nass aus und dann geht’s auch noch zusätzlich aufs Kajak! Mit Hütte geht das ja noch aber mit Zelt stelle ich mir das nachts nicht ganz so angenehm vor …
Bei mir geht’s in ein paar Monaten nach Chile, habe noch nichts geplant und noch am überlegen wie und mit was ich reisen möchte. Mal gucken ob’s das Zelt schafft oder nicht 😉
Ja, es war schon recht frisch und hat auch mal kurz geschneit – allerdings war ich auch im Oktober da, also kurz nach Saisonbeginn. Im Somemr ist es wärmer! Aber ja – warme Klamotten (Leggings, Daunenjacke, Fleece…) gehören auf jeden Fall immer ins Gepäck. Unsere Guides haben auch nur mit Polarschlafsäcken gezeltet. Ansonsten kann ich dir nur dazu raten: Mach’s! Es ist echt beeindruckend da. Ich wünsch dir eine schöne Reise!
Hallo Susi,
toller Artikel, ich möchte jetzt unbedingt auch dorthin 🙂 Verstehe ich es richtig, dass du die Tour mit Guide gemacht hast? Was würde es bedeuten, den Guide wegzulassen? Wäre man dann ganz auf sich allein gestellt, ohne Gruppe, und müsste allein wandern oder sind Leute von Fantastico Sur auch in diesem Fall dabei? LG
Hi Sarah,
ja, ich habe die Tour in einer kleinen Gruppe mit Guide von Fantastico Sur gemacht. In der Zwischenzeit habe ich die Toursogar nochmal gemacht, diesmal auf eigene Faust ohne Guide, und muss sagen, das geht sehr gut, auch alleine! Es gibt nämlich nur einen Weg, so dass man sich nicht verlaufen kann, und immer genügend andere Wanderer. Du musst also nicht mit Guide gehen und könntest z.B. auch einfach nur die Unterkünfte über Fantastico Sur buchen.
LG!
Hi Susi,
wow, wirklich toller Artikel! Traumhafte Bilder, da will man sofort los!
Grüße,
Vale
Vielen lieben Dank, Vale! Ich würde immer wieder hinfahren…
Hi Susi,
Dein Artikel hat mich sehr begeistert, vielen Dank dafür!
Wir wollen im Oktober/November in Richtung Südamerika starten und natürlich auch in diesem Nationalpark eine mehrtägige Tour machen.
Darf ich Dich fragen, welche Tour-Variante Ihr gemacht habt? Die Website der Agentur scheint überarbeitet zu sein…
https://lastorres.com/en/circuits-and-tours/las-torres-reserve/
Danke und schöne Grüße, Silke
Hi Silke, vielen Dank! Ich habe ganz normal den W Trek in der regulären Reihenfolge gemacht, allerdings mit Hüttenübernachtungen und mit Start und Endpunkt beim Hotel Las Torres, das sich ja bereits mitten im Park befindet. Schau am besten mal beim Anbieter Fantastico Sur, darüber hatte ich die Hütten gebucht, da gibt es auch geführte Touren. Das wird bestimmt genial!