Auf meinem Solo-Roadtrip durch den Westen von Kanada habe ich ganze drei Mal in Vancouver Station gemacht und hätte nichts dagegen gehabt, gleich noch ein paar Wochen (oder gar Monate) dranzuhängen.
Warum? Vancouver liegt ziemlich spektakulär zwischen Bergen und Meer – genauer gesagt auf mehreren Halbinseln am Pazifik, weshalb es dort auch vergleichsweise mild ist. Es herrscht ein nordamerikanisches Großstadtfeeling (Skyline, Downtown, Highways…), statt Schickimicki und Nightlife wirkt alles aber herrlich unaufgeregt und Outdoor-mäßig. Innerhalb der Stadt, aber auch in der direkten Umgebung gibt es Strände, aber auch Wälder und Berge zum Wandern oder Skifahren.
Die klassischen Sehenswürdigkeiten findet ihr in jedem Reiseführer, doch wer sonst innerhalb der City auf der Suche nach hippen Gegenden, coolen Cafés, Shops, leckerem Essen und Übernachtungstipps ist, für den habe ich in diesem Guide ein paar persönliche Empfehlungen.
Hipster meets Hippie im East End: Commercial Drive
Das Stadtviertel um den Commercial Drive im hippen East End von Vancouver („East Van“) war traditionellerweise von Portugiesen und Italienern bewohnt. Hier gibt es noch diese italienischen und portugiesischen Läden und Cafés (und hier wurde letzten Sommer tatsächlich auch mal Fußball-WM gekuckt!), aber mit der Entwicklung von „The Drive“ zum Szene-Kiez in den letzten Jahren zogen auch Hipster-Coffeeshops, vegane Läden, Vintage Stores und schickere Boutiquen und Bars ein.
Auch ein wenig Hippie-Atmosphäre aus vergangenen Zeiten findet sich hier noch, und das erste und immer noch offizielle Greenpeace-Büro. In den ruhigen Nebenstraßen stehen viktorianische Häuschen mit Garten. Eine spannende und authentische Mischung! Hier meine Favoriten:
JJ Bean
Coffeeshop und Kaffeerösterei aus Vancouver mit mehreren Ablegern in der Stadt. Perfekt zum Stärken vor der Entdeckungstour, zum Beobachten von Locals und wenn man noch schnell was im Netz recherchieren muss, da free Wifi.
Mintage
Toller großer Vintage Shop mit einer liebevoll zusammengestellten Auswahl an Kleidung und Accessoires für Frauen und Männer aus verschiedenen Jahrzehnten. Coole Deko und Atmosphäre – es gibt einfach so viel zu schauen!
Storm Crow Tavern
Café bei Tag, Bar bei Nacht – hier sind die Wände vollgepflastert mit Paraphernalia aus Serien, Fantasy-Filmen und Rollenspielen, neben der auffälligen Deko gibt es stapelweise Brettspiele und Bücherklassiker zum Ausleihen und Events – es gab sogar „Game of Thrones-Public Viewing“! Trotzdem wirkt diese Taverne überraschend stylisch und einladend – also nicht nur was für Brettspiel- und Rollenspiel-Nerds.
Havana
Latino-Restaurant und kubanische Bar mit Galerie und kleinem Theater in einem. Hier kann man zum Frühstück oder Lunch hin, oder abends für Cocktails und Events. Nette, gemütliche Atmosphäre und Außenterrasse, direkt gegenüber vom Park.
Mehr Infos zum Commercial Drive unter: www.thedrive.ca.
Hinkommen: Skytrain, Commercial-Broadway Station, dann auf dem Commercial Dr nach Norden bis zum Grandview Park bzw. zur Venable St spazieren.
Shopping und Café-Meile im East End: Main Street
Vom Commercial Drive ist es nicht mehr weit bis zur Main Street – die neueste hippe Gegend in Vancouver, ebenfalls im East End und per Express Bus von Downtown oder vom Commercial Drive gut zu erreichen. Am Besten ab Main St / East Broadway nach Süden spazieren.
Gemeinsam mit Jen von Tours by Locals, die seit Jahren im East End zuhause ist, bin ich hier um die Häuser gezogen. Fürs Nachtleben sei das Main Street-Kiez wohl keine so gute Anlaufstelle, meint Jen, doch insbesondere zwischen der 15th St und der 30th St findet man unabhängige kleine Shops von lokalen Designern sowie Vintage- und Antiquitätenläden und Cafés.
Hot Art Wet City
Abgefahrene Kunstgalerie und Shop mit Fokus auf Popkultur und interessant klingenden Workshops wie „Dr. Sketchy’s Anti Art School“.
The Foundation Eatery
Vegetarisches und veganes Restaurant/Café mit relaxter Retro-Atmosphäre und leckeren, günstigen Gerichten von Fingerfood bis Suppen, Pasta und Salate.
Brassneck Microbrewery
Auch in Vancouver sind kleine, lokale Microbreweries total im Trend. Im stylischen Tasting Room von Brassneck könnt ihr euch davon überzeugen, dass die ausgefallenen Biersorten hier auch gut schmecken (das sag selbst ich als Bierbanause).
Slickity Jim’s Chat ‘n’ Chew
Diner im 50er Jahre Retro Stil mit einfachen, typischen Diner-Gerichten und cooler Einrichtung. Gut für Frühstück/Brunch!
Front and Company
Ausgefallene Klamotten, Accessoires, Home Deko und Geschenke, schön präsentiert.
Coole Spots im alten Chinatown
In Vancouver leben unglaublich viele Asiaten aus verschiedenen Ländern. Als ‘neues’ Chinatown gilt mittlerweile Richmond im Süden von Vancouver mit dem Night Market im Sommer (Tipp!).
Das historische Chinatown in Downtown steht zwar wiederum in jedem Reiseführer, wirkt aber etwas heruntergekommen. Auf dem Weg dorthin sieht man schockierend viele Obdachlose und Drogensüchtige, vor allem entlang der East Hastings Street. Laut Einheimischen sei das nicht wirklich gefährlich (man könne sich gut und sicher auch alleine dort bewegen), doch ich habe mich alleine nicht wirklich wohl gefühlt.
Spannend ist allerdings die jüngste Entwicklung der Gegend: Die Szene hat Chinatown für sich entdeckt und es haben sich einige neue coole Restaurants und Bars angesiedelt, d.h. man sollte hier durchaus mal einen Abend verbringen. Hier meine Empfehlung:
The Parker
Wer dachte, dass vegetarisches und veganes Essen nach langweiligen Beilagen schmeckt, sollte mal in dieses kleine innovative Restaurant gehen. Küche?? Gekocht wird direkt hinter der Bar, d.h. man kann live zuschauen, wie die ausgefallenen und leckeren Gerichte wie „Okonomiyaki Soufflé“ oder hausgemachte Pasta zubereitet werden.
Außerdem gibt es leckere, eigene Cocktail-Kreationen. Die Zutaten sind komplett bio und lokal angebaut, die Besitzer Tiffany und Steve verfolgen außerdem ein nachhaltiges Bau- und „zero waste“-Konzept. Und: Hier kann man auch gut alleine hingehen und an der Bar sitzen.
Keefer Bar
In dieser Cocktail-Bar in der Keefer St heißen die Drinks „Prescriptions“, überall finden sich alte Medizingefäße und die Tinkturen beinhalten schon mal Kräuter aus der chinesischen Medizin. Gemixt und serviert wird das Ganze von feschen, tätowierten Bartendern mit Hemd, Weste oder Hosenträgern. Aber Achtung: Die Drinks sind echt stark! Ich lag nach zwei Cocktails Tatsache schon fast unterm Tisch. Aber das war’s wert.
Gastown: nicht nur Touri-Meile
Eigentlich hatte ich Gastown immer für DIE Touri-Meile gehalten (und das ist schon auch noch so), doch die paar beliebten historischen Straßenzüge in Downtown sind wohl derzeit sehr angesagt und haben noch mehr zu bieten als Souvenirläden, eine dampfbetriebene Uhr und Touri-Pubs. Dazwischen gibt es nämlich ein paar ausgefallene Shops, Cafés und Restaurants und es werden ständig mehr.
Revolver Coffee
Hipster-Café mit gemütlicher Einrichtung und wirklich (!) tollem Kaffee. Hier wird natürlich individuell und von Hand aufgebrüht.
One of a Few
Schöne Boutique mit einer sorgfältigen Auswahl an Klamotten und Accessoires kleiner internationaler Designer-Labels.
Deadly Couture
Zwei Shops für ausgefallene Mode und Accessoires – im Obergeschoss mehr Alternative, Gothic, Rockabilly/Pinup, Steampunk, Punkmode, im Untergeschoss sehr abgefahrene Fetisch-Designermode und Ausgefallenes für Festivals, Raves usw. Zudem findet man hier Perücken, Strumpfhosen und Schmuck.
Während ihr in Gastown unterwegs seid, haltet auch mal Ausschau nach Graffiti und Streetart in den Back Alleys:
Wo übernachten? Meine Tipps für Vancouver
Urban Hideaway Guesthouse
Privates Guesthouse in einem schönen alten viktorianischen Haus, sehr zentral in Downtown gelegen. Supernette Besitzer, charmant eingerichtet (man fühlt sich wie bei Locals zuhause), kleiner Dachgarten, Frühstück inklusive. Parkhäuser direkt in der Nähe. Rechtzeitig reservieren!
The Loden Hotel
Stylisch-luxuriöses und freundliches Boutique-Hotel mitten in Downtown, in dem ich mich SEHR wohlgefühlt und gleich mal spontan verlängert habe. Kostenloser Fahrer (nach Verfügbarkeit) und Fahrradverleih sind inklusive (man ist auch nicht weit vom Stanley Park). Parkhäuser sind direkt nebenan bzw. gegenüber, aber auch direkt an der Straße vorm Hotel fand ich immer einen Parkplatz.
St. Clair Hostel
In diesem Hostel in einem hübschen historischen Gebäude direkt neben dem Urban Hideaway Guesthouse musste ich 2011 schon mal eine riesige Möwe einfangen helfen, die sich verflogen hatte, und 2014 peinlicherweise die Tür zu meinem Zimmer ausbauen lassen (weil sich das Schloss verkeilt hatte). Kochen kann man in der Miniküche auch ziemlich vergessen, aber wer eine günstige, sehr zentrale Bleibe ohne allzu viel Partylärm sucht, der sollte hier absteigen. Hier gibt es auch einfache, aber sehr günstige Private Rooms.
In der näheren Umgebung des St Clair und Urban Hideaway gibt es mehrere Parkhäuser und Finch’s Tea und Coffee House ist gleich um die Ecke (hippes Café im Vintage-Stil mit Frühstück und leckeren Sandwiches).
Weitere coole und aktuelle Tipps für Vancouver (filterbar nach „Hoods“) findet ihr auch hier im Scout Magazine.
Wart ihr schon mal in Vancouver? Was sind eure Tipps?
In Zusammenarbeit mit Destination British Columbia und Tourism Vancouver. Vielen Dank an Jen von Tours by Locals, die mir ihr East End gezeigt hat!
schöner post zu vancouver. ich habe bei meinem auslandssemester in kanada (genauer gesagt in kelowna) auch 4 stopps in vancouver gemacht.
ich mag die stadt – so unterschiedlich auf seine art.
Da sind auf jeden Fall ein paar coole Tipps bei. Ich speichere mir deinen Beitrag gleich mal.
Super, das freut mich! 🙂
Hallo Susi, welch eine tolle Zusammenstellung über Vancouver. Jetzt gibt es für mich auch keine Ausreden mehr, endlich meine ausgewanderte Bekannte zu besuchen und Vancouver rutscht auf meiner Wunschreiseliste wieder etwas weiter nach oben 🙂
Ganz genau! Ab nach Vancouver! 🙂
Was viele an Vancouver unterschätzen ist die andere Seite von Vancouver: Rüber über die Lions Gate Bridge und ab nach West und North Van! Dort gibt es viele tolle Spots, z.B. sollte man auf jeden Fall auch auf einen der Berge, um sich die Stadt von oben anzuschauen.
Was auch toll ist: Von North Van (da kommt man auch mit dem Bus hin!) mit der Fähre nach Downtown übersetzen. Vorher noch direkt am Hafen was tolles essen und dann Downtown vom Wasser ansehen. Wirklich toll!
Achso: Für Kaffeeliebhaber ist “Beans Around the World” noch eine gute Adresse 🙂 .
Sehr schöner Vancouver Post.. ich will da auch wieder hin ;-(
Danke Basti, tolle Tipps! Nach North Van fahr ich nächstes Mal auch!
Erstens Respekt, dass du dich traust, alleine zu reisen. Auf jeden Fall ist es faszinierend, was du alles erlebt hast und wünsche dir nur das Beste für die Zukunft und dass du uns mit weiteren Beiträgen begeisterst. Ich entspanne mich zurzeit in einem Wellnesshotel Südtirol (http://www.weinstrassenhotels.com/) und dabei suche ich nach weiteren Destinationen für den nächsten Urlaub. Dank dir, weiß ich auch, wohin ich will. Mal sehen was mein freund dazu sagt. Liebe Grüße aus Südtirol
Auch von mir ein großes Danke. Unser Flug nach Kanada geht nächsten Freitag und aus deinen Beiträgen haben wir so einige tolle Tipps übernommen! Unsere Route geht 3 Wochen von Vancouver nach Calgary und ist nahezu 1:1 identisch.
Vielen Dank für deine Mühe das alles aufzuschreiben, wir profitieren davon mit Sicherheit und sind froh solch wertvollen Informationen erhalten zu haben!
Yeah! Jetzt bin ich ein kleines bisschen neidisch, will auch wieder hin! Ich freu mich, dass ich euch Inspirationen und Tipps liefern konnte, und wünsche euch eine tolle Reise!
Liebe Susi, vielen Dank für deine Eindrücke. Ich bereite mich gerade auf mein Austauschjahr Kanada vor und durchstöbere das Internet nach Eindrücken und Inspiration! Bin schon super gespannt und aufgeregt. Ich hab mir eine super Organisation ausgesucht (Falls ihr auch eine tollte Organisation sucht: Germany International-experience – Link entfernt a.d.R.) und kann es kaum abwarten! Danke und weiter so 🙂
Danke für den Tipp!