An der Westküste von Namibia befindet sich ein Städtchen, das auf den ersten Blick so gar nicht nach Afrika zu passen scheint. Vielmehr erweckt es den Eindruck, als habe einen die afrikanische Wüste ausgespuckt und in ein deutsches Seebad an der Ostsee namens “Swakopmund” katapultiert.
Hier, wo die menschenleere Wüste mit ihren unendlichen Sanddünen auf den Atlantik mit seinen kalten Antarktisgewässern trifft, klettern die Temperaturen selbst im Sommer kaum auf über 20 Grad – was den Eindruck noch verstärkt. Befand man sich eben noch im sonnig-heißen Wüstensand der Namib, umhüllt einen nun klamm-grauer Nebel und kalter Wind.
Es gibt einen alten Pier von 1905, eine Strandpromenade, kilometerlange, menschenleere Strände und jede Menge Bauten aus einer Zeit, als Namibia in Teilen der Welt noch als “Deutsch-Südwestafrika” bekannt war.
Swakopmund sei die ‘deutscheste’ Stadt in Namibia, erzählte man uns. Und tatsächlich: Obgleich Deutsche und deutschstämmige Namibier heute nur noch eine kleine Minderheit der insgesamt 45.000 Einwohner ausmachen, sind die Relikte aus Kolonialzeiten immer noch erstaunlich präsent.
Es ist irgendwie… vertraut… und irgendwie… irritierend. Jedenfalls nicht, was man von einer afrikanischen Stadt erwarten würde. Doch seht selbst:
Man wandelt durch Straßen mit deutschen Namen, residiert im Hotel “Schweizerhof” oder der “Kaiser Wilhelm Residenz”, trinkt einen Kaffee im “Stadtmitte Café” oder kehrt für Haxen und Bier ins “Brauhaus” ein – wenn man will.
Im Antiquitätenladen trifft Gelsenkirchener-Barock-ähnlicher Nippes auf afrikanisch-antike Stammeswaffen und äußerst fragwürdige Kaiserreichs-Kuriositäten. Im Supermarkt Lebkuchen, Dominosteine und Milka-Nikoläuse (wie bei uns: im Oktober). Vereinsheime, Adler-Apotheke und Bismarck Medical Centre. Man spricht deutsch. Zumindest recht häufig.
Von dem alten Turm im Fachwerkstil mitten im Stadtzentrum kann man sich den besten Überblick über die Stadt verschaffen. Er gehört zum Woermannhaus, seinerzeit Sitz der deutsch-südwestafrikanischen Handelsgesellschaft, und er ist abgeschlossen. Wir fragen herum und versuchen herauszufinden, ob und wie man dort hoch kann. Und tatsächlich: in der kleinen Bibliothek unten im Woermannhaus bekommen wir für ein kleines Entgelt von 15 NAD pro Person den Schlüssel.
Innen führen Treppen und eine steile Treppenleiter auf die überdachte Aussichtsplattform. Wer von dort die steile Leiter durch den Dachstuhl noch weiter nach oben steigt, steht anschließend ganz oben auf einer kleinen, äußerst prekären Plattform zwischen Blitzableiter und morschem Holzgeländer – dafür liegt einem auf einmal die ganze Stadt zu Füßen.
Dabei ist es gar nicht mal der Blick aufs Meer, der mich von hier oben am meisten fasziniert. Es ist der Blick auf die Wüste, auf die endlosen Dünen der Namib, die direkt an die Stadt heranreichen und mit ihr zu verschmelzen scheinen.
Strange ist es, dieses Swakopmund, und ich muss ehrlich zugeben, dass es mir dort nicht wirklich gefallen hat. Aber irgendwie ist es auch faszinierend, dieses Seebad mitten in der Wüste. Zumindest hier oben mag ich es. Manchmal muss man einfach mal rauszoomen. Auf einmal wirkt es nicht mehr wie ein deplatziertes deutsches Ostseebad, dieses Swakopmund, sondern fühlt sich an wie etwas Eigenes, Anderes. Ich schätze, so ist Afrika, und Swakopmund ist eben doch eine afrikanische Stadt.
Meine Reise nach Namibia wurde vom Namibia Tourism Board unterstützt sowie von Air Namibia und Hauser Exkursionen. Alle Ansichten sind meine eigenen.
Swakopmund ist wirklich eigenartig. Obwohl ich wusste, dass die Stadt ganz schön Deutsch angehaucht ist, war ich dennoch erstaunt, wie allgegenwärtig die Relikte der Kolonialzeit noch sind. Mir hat Swakopmund aber vor allem dank der vielen Abenteueraktivitäten gefallen: Sandboarding, Sky Diving usw. Hast du da auch was ausprobiert?
Hallo Tiffany, ich war in Swakopmund zwar auf dem Adventure Travel World Summit, aber nur ganz kurz und für die Adventure Activities blieb dann leider keine Zeit mehr ;-)! Ich hab aber von einigen gehört, dass das Sandboarding voll die Gaudi sein soll. Wunderbar stelle ich mir auch einen Panoramaflug oder eine Ballonfahrt über der Küste mit der Wüste und den endlosen Sanddünen vor… aber das wird dann ein Extra-Post!
Wirklich strange… Du hast es total geschafft, dass man sich “rein fühlt”. Ich habe gar nicht gewusst, dass es so was gibt. Besonders die deutsch-anmutenden Fassaden vor der Wüste sind krass. Und: Ist die Raubkatze im Fenster echt?
Hey Anne, vielen Dank! Beim nächsten Mal möchte ich unbedingt auch nach Kolmanskop, eine Geisterstadt aus der deutschen Kolonialzeit im Süden Namibias, bei der die Häuser schon halb im Wüstensand versunken sind, das sieht irre aus und würde Dir bestimmt auch gefallen! Und jaaa, natürlich ist die echt! 😀 Nein, Spaß, die war nicht echt (oder hielt zumindest sehr sehr still fürs Foto!).
Wahnsinn, ich hätte auch nicht gedacht, dass dort noch soviele deutsche Relikte aus der Kolonialzeit zu finden sind. Wirkt schon ein bisschen bizarr, aber super interessant!
Danke Anja, genauso ging’s mir auch! 🙂
Swakopmund war bei mir in Afrika die nächste Station nach Kapstadt. Der Unterschied ist schon beeindruckend. Am schrägsten fand ich es mit älteren Einwohnern zu reden, die noch “deutsch” gesprochen haben. Das war teilweise so altmodisch, dass man wirklich kurz geglaubt hat, durch ein Wurmloch in die Vergangenheit irgendwo an die deutsche Ostsee gefallen zu sein.
Die Wurmloch-Theorie gefällt mir – ein bisschen ist es tatsächlich so! 🙂
Die Raubkatze ist ausgestopft 😉
Mit der Buchhandlung hast Du direkt meinen Arbeitsplatz abgelichtet. Und: Sandboarding macht wirklich Spaß!
Viele Grüße aus dem sommerlichen Swakopmund.
Sehr schön! 🙂 Viele Grüße nach Namibia! Und beim nächsten Mal probier ich das mit dem Sandboarding!
Eine typisch deutsche Institution ist das Cafe Anton, dort sollte man unbedingt ein Stück der berühmten Schwarzwälder-Kirsch-Torte probieren, wenn den schrägen Eindruck noch ein wenig verstärken möchte 🙂
Da hast du Recht, da war ich auch! Das war ECHT schräg… 😉